Süddeutsche Zeitung

Olching:Mehr als nur putzen

Lesezeit: 3 min

Die Firma Zwetko vertreibt alles rund um Reinigung

Von Erich C. Setzwein, Olching

An heißen Tagen lässt sich erahnen, dass die Werbeversprechen der Kosmetikindustrie schon um die Mittagszeit nichts mehr Wert sind. Wer sein Deodorant damit anpreist, dass es einen 24 oder gar 48 Stunden lang "frisch" hält, der sollte sich einfach mal in die S-Bahn oder einen gut gefüllten Bus setzen. Da muss man keine feine Nase haben, um zu erkennen, dass die dort verbreiteten Geruchsmoleküle schwer auszuhalten sind. Was Fahrgäste mit feinerer olfaktorischer Wahrnehmung und weniger Transpiration in Rage bringen kann, ist für Martin Zwetko eine Herausforderung. Der 40-Jährige vertreibt in Olching Mittel, die in stinkenden Bussen und Bahnen wahre Wunder wirken könnten. Martin Zwetko ist Fachmann für Betriebshygiene.

Die Bekämpfung unangenehmer Gerüche ist eines der Wachstumsfelder der Zwetko GmbH mit Sitz im Gewerbegebiet Geiselbullach. Dabei besprühen Zwetko und seine Mitarbeiter die betroffenen Räume nicht selbst mit dem Mittel, das sie verkaufen. Das überlassen sie den Fachleuten, die reinigen können. Reinigen ist, wenn man Martin Zwetko und seinem Vater, Firmengründer Rainer Zwetko folgt, etwas anderes, als nur putzen.

Putzen könne jeder, aber reinigen sei eine Wissenschaft für sich: "Sie können mit den falschen Reinigungsmitteln schnell großen Schaden anrichten", sagt Martin Zwetko, weil es auf Inhaltsstoffe und Dosierung ankomme. Zwei wichtige Faktoren, die von professionellen Reinigungskräften meist viel mehr beachtet würden, als der Preis. Reinigen, davon sind die Zwetkos überzeugt, diene dem Werterhalt von Gebäuden und allem, was darin verbaut sei. Deshalb sei es nicht damit getan, dass eine Firma irgendein Reinigungsmittel bestelle oder ein Werkzeug oder eine Maschine nehme in der Hoffnung, damit alles auf einmal machen zu können: "Unser Geschäft ist sehr beratungsintensiv", sagt Martin Zwetko.

1982 hat Vater Rainer Zwetko, 66, zusammen mit seiner Frau die Firma in München gegründet, und bis 2013 sind sie auch dort geblieben und haben sich vergrößert. Von Anfang an war alles auf den Vertrieb ausgerichtet. Als es mehr Platz für die Firma in der Peripherie gab, packten die Zwetkos 2013 in München alles ein und in einem Neubau an der Industriestraße im Olchinger Stadtteil Geiselbullach wieder aus. Das schätzen der in Gröbenzell wohnende Martin Zwetko und viele seiner in der näheren Umgebung lebenden Mitarbeiter sehr. 30 Menschen arbeiten in Olching, in München und Erlangen gibt es zwei weitere Standorte. In der Handelsgruppe Mobilo ist sie mit 30 anderen Niederlassungen ein in Deutschland und Mitteleuropa agierendes Unternehmen.

Das Mittel, mit der unangenehme Gerüche bekämpft werden und nach dessen Anwendung die "Frische eines Waldspaziergangs" zu spüren sein soll, ist nur einer von 60 000 Artikeln, die Zwetko auf Lager hat. Die Fachkundschaft bestellt aus einem umfangreichen Katalog und hat dabei die Wahl zwischen einfachen und damit billigen sowie hochwertigen Produkten. Einen Detail- oder Lagerverkauf, wie ihn andere Firmen im Olchinger Gewerbegebiet haben, bietet Zwetko nicht an. Wahrscheinlich wäre auch die Zahl der Privatanwender, die eine Toilettenpapierrolle mit 300 Metern Lauflänge daheim benötigen, eher gering. Aber die Stadt Olching, zum Beispiel, ist ein Kunde von Zwetko, womit die Firma auf ihrer Homepage auch wirbt. Jüngst hat die Stadt ein Zertifikat von Zwetko bekommen, das ihr die Einsparung von Kohlendioxid bescheinigt. Verwendet doch die Stadt in ihren Einrichtungen Toilettenpapier, das in einem aufwendigen Recyclingprozess aus Tetrapaks gewonnen wird. Die aus Papier, Kunststoff und Aluminium bestehenden Flüssigkeitsbehälter werden so verwertet, dass aus der gewonnenen Zellulose Papier hergestellt werden kann.

Dort, wo Toilettenpapier benötigt wird, gehören Gerüche dazu. Damit es aber in Sanitäranlagen nicht schnell zu Gestank kommt und Toiletten, Waschbecken, Wände und Böden wieder sauber werden, bietet die chemische Industrie eine große Bandbreite an Reinigern an. Zwetko aber geht "einfach nur putzen" nicht weit genug. Deshalb hat die Firma ein System entwickelt, das es zum Beispiel dem Flughafen München ermöglicht, die Sanitäranlagen ständig in Schuss zu halten. "Dabei kommt nicht jede Stunde eine Reinigungskraft, reinigt und hakt auf einer Liste ab, dass sie gereinigt hat, sondern das gibt unser System vor." QM-Touch nennen sie bei Zwetko ihre Entwicklung, die an den Toiletteneingängen die Besucherfrequenz erfasst. Ohne dass personenbezogenen Daten erhoben würden, könne man feststellen, wie viele Menschen in welcher Zeit auf die Toilette gegangen seien. Werde eine bestimmte Anzahl überschritten, würde der Reinigungstrupp dorthin geschickt. Da am Flughafen auch an vielen anderen Orten Sensoren messen, wo sich wie viele Menschen gerade aufhalten oder durchgehen - zum Beispiel an den Gates - lasse sich hochrechnen, welche Toiletten mehr benutzt werden als andere. So werde "bedarfsgerecht gereinigt". Nicht zuletzt das hohe Niveau an Sauberkeit habe dem Flughafen München als einzigem in Europa einen Fünf-Sterne-Status eingebracht. Und dass die Olchinger Firma ein gutes Stück beteiligt ist, darüber ist man bei der Familie Zwetko schon ein wenig stolz.

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SZ vom 14.08.2019
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