Olching:Ein letztes Mal Weihnachten

Olching: Kleine Szenen: Hans Neumann stellt gedrechselte Miniatur-Krippen aus.

Kleine Szenen: Hans Neumann stellt gedrechselte Miniatur-Krippen aus.

(Foto: Johannes Simon)

Die Olchinger Schnitz- und Krippenfreunde zeigen ihre Sammlung im Kom. Dann löst sich der Verein auf - ihm fehlt der Nachwuchs.

Von Patrick Tietz, Olching

Einmal präsentieren sie sich noch. Dann ist Schluss, und Olching ist um einen Brauchtumsverein ärmer. Denn den Olchinger Schnitz- und Krippenfreunden fehlt der Nachwuchs. Mit nur noch zehn aktiven Mitgliedern und einem Altersdurchschnitt von 80 Jahren hat der Verein zum Ende des Jahres seine Auflösung beschlossen. In der Olchinger Kulturwerkstatt Kom stellen sie ein letztes Mal ihre Sammlung aus, darunter Krippen aus aller Welt und Schnitzwerke aus fast 40 Jahren Vereinsleben.

Viele der über 100 Exponate haben die Vereinsmitglieder selbst gestaltet. Mal klassisch, mal modern. Eher klassisch kommen die Krippen daher, die der Verein im Rahmen seiner Ferienprogramme zusammen mit Kindern gebastelt hat. So einem Ferienprogramm entspringt ein Holzstall mit Gebälk und Strohlager auf dem Speicher. In liebevoller Detailarbeit haben die Kinder auch den Boden mit Moos und Stroh gestaltet und den Stall mit einem Koppelzaun umfriedet. Der Verein hat dafür Figuren gekauft. Ganz traditionell sind da neben Maria und Josef natürlich das Jesuskind in der Wiege, die Heiligen Drei Könige, der Verkündungsengel und ein Hirte zu sehen. Matthäus- und Lukas-Evangelium vermischen sich zur heute gängigen Geburtsszenerie.

Olching: Moderne Variante: eine Krippe von Sieglinde Nunn.

Moderne Variante: eine Krippe von Sieglinde Nunn.

(Foto: Johannes Simon)

Modern hingegen ist die Variante von Sieglinde Nunn. Sie hat die Körper ihrer Figuren aus dünnen Tonplatten zurechtgeformt. Platziert sind die eher minimalistischen Figuren vor einem nächtlich bemalten Hintergrund.

Als besonders aktuell könnte man eine Kreation von Herbert Kneidl bezeichnen, der die Flüchtlingsproblematik aufgreift. Dazu hat er eine Hütte aus Blech auf eine kleine Metallplatte platziert. Darin harren Maria, Josef und das Jesuskind aus - umrandet von Stacheldraht. Die Metallplatte hat er auf einem Acker gefunden, die Hütte aus einer alten Blechdose gebastelt. Schmunzelnd erzählt er: "Wir sind alle Jäger und Sammler - und Selbermacher!"

Aber nicht alle Ausstellungsstücke sind selbst gemacht. Viele der Vereinsmitglieder sammeln Krippen, andere bekamen sie geschenkt. So wie die Exponate von Helma Widmann, die ihr ihr Sohn mitbringt, wenn er auf Reisen ist. Darunter sind exotische Krippen und Figuren aus Afrika, Asien und Südamerika, mal aus Papier, Ton oder Reisstroh.

Olching: Im Torbogen: Gabi Gassenhuber und ihr Stall von Bethlehem.

Im Torbogen: Gabi Gassenhuber und ihr Stall von Bethlehem.

(Foto: Johannes Simon)

Bemerkenswert sind auch die Drechselarbeiten von Hans Neumann. Die Kugeln am oberen Ende des Holzes wurden ausgehöhlt und beherbergen nun kleine Krippenszenen.

Neben den Krippen zeigt der Verein auch andere Schnitz- und Kunstarbeiten, die im Laufe der Jahre zusammenkamen. Die entstanden oft im Rahmen von Kursen, die die Vereinsmitglieder besucht haben, um neue Techniken wie das Fassen und Vergolden zu erlernen. Darunter Ikonenmalereien, die von Sieglinde Nunn angefertigt wurden. Und auch ein selbst geschnitzter Hausierer, der mit seinen Handelswaren umherzieht, gehört dazu. Sein Wagen wird dabei von seinem Hund gezogen - "historisch korrekt", wie der zweite Vorsitzende Max Gassenhuber erklärt.

Olching: Schöpfer von Figuren: Max Gassenhuber bei der Arbeit.

Schöpfer von Figuren: Max Gassenhuber bei der Arbeit.

(Foto: Johannes Simon)

Man merkt, durch die Auflösung der Schnitz- und Krippenfreunde wird Olching um einen Traditionsverein ärmer. Was bleiben wird, ist das Ergebnis vieler Stunden ehrenamtlicher Hilfe für die Pfarrkirche: Die rund 50 Quadratmeter große Decke, die sie in Kerbschnitztechnik bearbeitet haben, das Christkind für den Altar und ihre Unterstützung dabei, Bildtafeln von Christus und den zwölf Aposteln zu restaurieren.

Wer das Kunsthandwerk der Schnitz- und Krippenfreunde Olching im Kom bestaunen möchte, hat dazu noch am dritten Adventwochenende Gelegenheit. Samstag ist die Ausstellung von 14 bis 18 Uhr geöffnet, Sonntag von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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