Olching:Hausaufgaben für Investor

Politiker monieren Pläne für einen Wohn- und Gewerbekomplex

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

Baurecht soll sich auch in Olching an gerechten Maßstäben orientieren. Dabei geht es immer wieder um Höhe, Anzahl der Stellplätze oder um die Grünordnung. Ausnahmen von der Regel, sogenannte Befreiungen, sind im Stadtrat sehr unbeliebt. So auch jetzt wieder, als es zum wiederholten Male um den Bebauungsplan Nummer 76 "Hauptstraße II" im Stadtentwicklungsausschuss ging. Ein Investor möchte schon seit zwei Jahren auf dem Areal Hauptstraße/Ecke Pfarrstraße/Pfarrer-Handwerker-Straße einen Wohn- und Geschäftskomplex errichten und vor allem höher bauen. Das lehnte der Ausschuss in der vorgelegten Planung erneut ab.

An der Hauptstraße soll im Erdgeschoss eine 530 Quadratmeter große Einzelhandelsfläche entstehen und darüber Praxisräume für Ärzte. Im hinteren Bereich des Grundstücks, einer ehemaligen Hofstelle, möchte der Bauunternehmer 34 Wohnungen errichten. Dafür braucht er aber drei Geschosse plus Dachausbau, statt der nur zwei vorgeschrieben im aktuell gültigen Bebauungsplan. Das bedeutet aber auch, dass der Bauwerber entsprechend der gültigen Stellplatzsatzung 89 Parkplätze schaffen muss. Laut Bauamtschef Markus Brunnhuber kommt er mit einer Tiefgarage an der Pfarrer-Handwerker-Straße nur auf 44 Parkplätze. Davor warnte CSU-Fraktionschef Tomas Bauer: "Lassen wir das zu, untergraben wir Gleichheit und Gerechtigkeit in dieser Stadt." Er lehnte eine Überschreitung des Maßes der baulichen Nutzung strikt ab. Auch bei den Stellplätzen sollte es keine Ausnahme geben. Brunnhuber hatte in der Sitzungsvorlage vorgeschlagen, aufgrund der zentralen Lage des Gebäudes und der Anbindung an den ÖPNV die 44 Stellplätze zu akzeptieren.

In der Diskussion teilte Stadtbaumeister Brunnhuber mit, dass die Geschossflächenzahl mit 1,9 erheblich über dem dort gültigen Grenzwert von 1,2 liege. Wird auf ein Stockwerk verzichtet, werde laut Brunnhuber die notwendige Parkplatzanzahl ebenso wenig erreicht. Grünen-Fraktionssprecherin Ingrid Jaschke meinte zwar, dass lediglich 50 Prozent der notwendigen Stellplätze, die der Bauwerber anbietet, "sehr sportlich sind", aber man in diesem Fall mit der günstigen Anbindung an den ÖPNV und die S-Bahn von der Stellplatzsatzung abweichen könne. "Mit der Satzung sollen wir keine maßvolle Innenverdichtung verhindern", argumentierte die Dritte Bürgermeisterin. Ähnlich positionierte sich Ulrike Girtner (ÖDP), die sich für "nachhaltige Quartiere" und Car-Sharing aussprach. Doch beide konnten sich gegen die Ausschussmehrheit nicht behaupten. Einig waren sich alle Stadträte, dass das geplante Bauprojekt nicht wie vorgesehen im beschleunigten Verfahren durchgeführt wird. Der Bauherr muss zunächst nachbessern. Zugesagt hat er bereits den Abtritt eines Gehwegs, der zur Verbreiterung der Pfarrstraße genutzt werden kann.

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