Süddeutsche Zeitung

Olching:Handgemachte Biere mit Musik

Olchinger Online-Verkostung wird zu Riesenspaß auf vielen Ebenen

Von Sonja Pawlowa, Olching

Die Olchinger Biermanufaktur und die Musikschule "3klang" hatten sich für den Abend einiges vorgenommen: Live-Schaltungen zwischen mehreren Locations, Live-Konzert, Live-Moderation, Gesang, Infotainment und Online-Biergenuss mit Präsenzfaktor. Was dabei herauskam, war ein Riesenspaß auf vielen Ebenen.

Normalerweise stellt die Olchinger Biermanufaktur ihre traditionellen und neuen, kreativen Biere im historischen Ambiente des alten Gutshofes in Graßlfing vor. Der umfassende Genuss für echte Bierliebhaber, eine Bierverkostung im Biergarten oder in der Schankstube, ist derzeit wegen der Corona-Bestimmungen nicht möglich. Die Musikschule 3klang hat ein ähnliches Problem. Auftritte mit Alphörnern, Blasinstrumenten wie Tuba, Posaune oder Trompete sind augenblicklich schwierig. Die Stimmung, die speziell die Volksmusik vermittelt, steht jedoch mit den Leuten, dem Bier und dem Wirt in Verbindung.

So entstand die Idee der gemeinsamen Online-Veranstaltung. Aber wie soll eine Bierverkostung online funktionieren? Das limbische System im Gehirn, der Gaumen und die Nase fordern mehr als nur die zwei Dimensionen einer Screen-Simulation. Umso beeindruckender ist es, dass die Veranstalter Thomas Braun von der Musikschule und das Biermanufaktur-Team Guido Amendt und Julius Langosch Wege gefunden haben, dieses Defizit wett zu machen. Sie verschickten mit der Eintrittskarte ein Bierproben-Sortiment mit fünf Bieren und einem Verkostungsglas per Post oder gaben es bei Abholung aus. Bei dem Event konnten sich die rund 30 Gäste eine Flascher öffnen, die Augen schließen und sich im Biergarten wähnen. Nicht nur gemeinsames Trinken und Lauschen schufen eine entspannte Feierabendatmosphäre mit Mehrwert.

Nach einer musikalischen Eröffnung mit drei Alphörnern im Dreiklang gab das Bierbrauer-Duo Amendt-Langosch Einblicke in seinen Betrieb und den Brauprozess. Regionaler könnte das Helle nach ihren Erklärungen gar nicht sein, da das Wasser aus Olching stammt und die Gerste gleich nebenan angebaut wird.

Die gelüfteten Geheimnisse der Braukunst lösten Interesse und Begeisterung im Chat aus. Julius Langosch führte mit Hilfe der Handykamera durch das Sudhaus und den Lagerkeller mit der hochmodernen Brauanlage. Während Langosch für sich und seinen Kameramann Amendt ein Probier-Bier am Zwickelhahn zapfte, hatten die Zuschauer zu Hause Gelegenheit, die Olchinger Weiße, das Helle und das Dunkle zu kosten. Besonders stolz ist Langosch auf die Sorte "Hopfenbua", ein Craft-Bier. Hopfenzüchtungen mit Zitrus-Note aus den USA und Australien verleihen ihm ein fruchtiges Aroma.

Drei Kilometer Luftlinie entfernt, im Olchinger "KOM", spielte währenddessen die Musi auf. Ein Höchstmaß an Abwechslung ummantelte den Home-Ausschank. Die Harfenistin Mirjam Weschle entführte ins ferne Irland, wo ja auch gern Bier gebraut und getrunken wird. Tanja Maria Froidl lieferte mit ihrer wundervollen Sangesstimme a-cappella-Einlagen mit amüsanten Texten über politische Ritter und eine Dorfdomina.

Leider konnten die Musiker nur mit virtuellem Applaus entlohnt werden. Dennoch birgt das Format Vorteile, wie Thomas Braun von 3klang zu Beginn betonte. Immerhin kann der Zuschauer sorglos Bier trinken, er muss ja danach nicht mehr Auto fahren.

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Quelle:
SZ vom 03.05.2021
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