In etwa 2100 Meter Tiefe beginnt unter dem Betriebsgelände des Gemeinsamen Kommunalunternehmens für Abfallwirtschaft (GfA) der Landkreise Fürstenfeldbruck und Dachau in Geiselbullach eine Warmwasser führende Gesteinsschicht des Oberjura, auch Malm genannt. Mit circa 73 Grad ist das in der zerklüfteten Kalksteinschicht durch Poren und Spalten zirkulierende Wasser ein unerschöpflicher Energieträger, den die extra dafür gegründete Amperland Thermalwärme GmbH (ATW) als hundertprozentige GfA-Tochter für brennstoffunabhängige Wärmeversorgung nutzen will.
„Wenn alles gut läuft, können wir noch in diesem Jahr mit den Bohrungen beginnen“, sagte GfA-Geschäftsführer Thomas König im Rahmen einer Info-Veranstaltung, in der das ambitionierte Geothermie-Vorhaben unter dem Motto „Sie fragen - wir antworten“ vorgestellt wurde. „Die Resonanz ist wie schon auf der Energiemesse in Maisach ausnahmslos positiv, denn es interessiert viele Menschen, was wir anstreben und erwarten“, freute sich König angesichts des regen Besuches.
Zur Präsentation hatten König und GfA-Vorstandskollege Thomas Buranj Fachleute und Spezialisten für Geothermie, Geologie und Bohrverfahren eingeladen, die mehr als die angesetzten zweieinhalb Stunden lang Rede und Antwort stehen mussten. So erfuhren Besucher vom Diplom-Geologen Wolfgang Alt vom Büro für Geologie und Balneologie (Bäderheilkunde), dass etwa bis in eine Tiefe von 2700 Meter gebohrt werden soll, dass durchschnittlich täglich je nach Gesteinsschicht zehn bis 30 Meter geschafft werden können, und dass je hundert Meter Tiefe die Temperatur um rund drei Grad zunimmt.
Wie Klaus Stuhlberger von der am Projekt beteiligten Firma Endteufe, Tiefbohrtechnik und Geothermie, auf Anfrage erläuterte, wird im hinteren Bereich des GfA-Geländes ein Bohrplatz eingerichtet, von dem aus zwei Bohrungen durchgeführt werden. Die optimale Vorbereitung des Bohrplatzes zum Beispiel mit einer absolut dichten Kammer, in der die Bohranlage aufgestellt wird, sei immens wichtig, um mit den für die Trinkwasserversorgung wichtigen oberflächennahen Grundwasserbereichen nicht in Berührung zu kommen. Benötigt wird eine „Förderbohrung“, über die das heiße Tiefenwasser an die Oberfläche gepumpt wird, um es mittels Wärmetauscher nutzbar zu machen. Zudem ist eine „Injektionsbohrung“ erforderlich, über die das durch den Wärmeentzug abgekühlte Wasser wieder in die Entnahmeschicht zurückgeführt wird.
„Die Bohrungen durch verschiedene Gesteinsschichten, die beide abschnittsweise verrohrt werden, erfolgen zunächst etwa 800 Meter vertikal und werden dann schräg entgegengesetzt zueinander in die wasserführende Schicht vorgetragen, damit es zu keinen Vermischungen kommt“, so Stuhlberger. Erfragt wurde auch, dass durch die Bohrungen etwa 4000 Kubikmeter Abraum anfallen und mit circa vier Monaten Bohrdauer gerechnet werde. Wann die Anlage in Betrieb gehen kann, sei nicht vorherzusagen, sagte König. „Je eher, desto besser“ sei es aber im Sinne von Energiewende und Klimawandel. Es hänge aber auch davon ab, welche Orte oder Ortsteile mit Fernwärme versorgt werden sollen.

Möglich wären Fernwärmeanschlüsse rundherum, zum Beispiel von Feldgeding, Bergkirchen, Maisach, Gröbenzell, Fürstenfeldbruck sowie Esting und Olching, insoweit diese nicht ohnehin schon durch die aus der Abfallverbrennung gewonnene Wärme versorgt werden. Dass auf dem GfA-Gelände das Geothermie-Projekt realisiert werden kann, ist aus Sicht aller Planer ein „Glücksfall“, weil vieles schon vorhanden ist, was an anderer Stelle erst vorbereitet werden müsste.
Durch die bestehende Abfallverbrennung liege bereits ein umfassendes Sicherheitskonzept vor, für die Bohrungen könne Strom aus eigener Produktion verwendet werden und die Möglichkeit der unkomplizierten Einbindung der geothermischen Wärme in bestehende Abnahmestrukturen/Leitungsnetze sei ebenso ein großer Vorteil. „Nicht zu unterschätzen ist auch, dass wir vor Ort bereits auf Personal mit hohem technischem Verständnis zurückgreifen können“, findet Vorstandssprecher Thomas König. Über das Geothermie-Projekt wird auch auf der FFB-Schau informiert, die von 16. bis 18. Mai in Olching stattfindet.