Olching:Fußball-Basis für Löws Ablösung

Trainer und Funktionäre aus dem Landkreis können Festhalten am Bundestrainer nicht verstehen

Von Karl-Wilhelm Götte, Olching

14 Jahre Jogi Löw als Fußball-Bundestrainer sind kein Rekord. Sepp Herberger war von 1936 bis 1964 insgesamt 28 Jahre im Amt gewesen, allerdings war da noch der Zweite Weltkrieg dazwischen. Die Weiterbeschäftigung von Löw nach dem 0:6-Debakel im Nations-Cup gegen Spanien findet bei den Landkreis-Fußballern keine Zustimmung. Mangels personeller Alternative mache der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit Löw weiter, ist der allgemeine Tenor einer SZ-Umfrage. "Es tut sich selbst nichts Gutes damit", sagt Reinhold Miefanger, der sportliche Leiter des Landesligisten SC Olching: "Die Löw-Zeit ist abgelaufen."

Auch Klaus Polster hält Löw nicht mehr für die richtige Wahl. Der kommissarische Fußball-Abteilungsleiter des SC Maisach ist überzeugt: "Sie hätten ihn ablösen sollen." Er habe viel geleistet, den WM-Titel 2014 geholt, aber seitdem gehe der Trend der Nationalmannschaft mit ihm doch nach unten. "Damals hat Hansi Flick schon im Hintergrund als Co-Trainer maßgeblich gearbeitet", meint Miefanger, dass der Erfolg von 2014 in Brasilien nicht Löw allein gebühre. "Die WM 2018 hat er ja dann versemmelt", legt Polster nach. "Da hat er schon die Mannschaft falsch aufgestellt", kritisiert Werner Janotta. "Neuer war damals lange verletzt gewesen und hätte nicht im Tor stehen dürfen." Er hätte 2018 Marc-André Ter Stegen vom FC Barcelona bevorzugt. Janotta, der viele Jahre Spieler und Trainer bei SC Fürstenfeldbruck war und danach noch den FC Emmering und den SC Olching trainierte, sieht die deutsche Nationalelf mit Löw auch auf dem absteigenden Ast.

Löw habe sich vorgenommen, die Mannschaft nach der missratenen WM umzubauen, "aber das funktioniert nicht", meint Polster. Mit schlechten Ergebnissen scheitere ein Umbau der Mannschaft, findet Matthias Arnold, der Fußball-Abteilungsleiter des SV Puchheim-Ort. Er kann keine Linie bei Löw erkennen. Er nimmt einen Bundestrainer wahr, der ratlos erscheint. "Eine klare Strategie sehe ich nicht", sagt Arnold. "Das wirkt alles eher ideenlos." Natürlich sei das Bundestraineramt "ein undankbarer Job", nimmt Arnold Löw auch in Schutz. Miefanger sieht auch die Spieler in der Pflicht. "Die haben nicht hundert Prozent beim 0:6 gegen Spanien gegeben", meint er überzeugt. Den Nations Cup hält er auch für eine Pseudo-Liga. "Die Spieler wollten sich nicht verletzen, weil sie in ihren Vereinen gebraucht werden", so Miefanger. "Jeder konnte sehen, dass das 0:6 noch schmeichelhaft gewesen ist", ergänzt Janotta. "Die Spieler waren schlecht und die gesamte Trainerbank wirkte apathisch. Löw schien einzuschlafen." Er habe zahlreiche Anzeichen gegeben, dass etwas nicht stimmen müsse. Miefanger sicher: "Ein Klopp hätte da mehr Rabatz gemacht." Matthias Arnold ist der Auffassung, dass viele Spieler in ihren Vereinen deutlich besser spielen als in der Nationalelf.

Warum wird Löw vom DFB weiter beschäftigt? Das Dilemma sei, sagen alle übereinstimmend, dass es momentan an Alternativen zu Löw mangele. Jürgen Klopp und Thomas Tuchel wären die Namen, die immer wieder genannt werden, doch diese beiden deutschen Toptrainer sind an ihre Vereine gebunden und scheinen sich gerade nicht um dieses Amt zu drängeln. Der Maisacher Klaus Polster bringt Ralf Rangnick, zuletzt Trainer bei RB Leipzig, ins Spiel. "Der ist als Bundestrainer nicht geeignet", legt sich Janotta fest. Alle sehen natürlich auch den finanziellen Aspekt, der Löw im Amt beließ. Polster überzeugt: "Der DFB ist klamm, da hätte er keine Millionenabfindung an Löw zahlen können."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: