In der Diskussion um die Einstellung der evangelikalen Gemeinde X-Hope in Olching zur Homosexualität hat am Dienstag Pastor Heinz Patsch der SZ Auskunft gegeben, wie die Freikirche mit Homosexuellen umgeht. Zunächst sagt der vom Bund der Pfingstkirchen ordinierte Pastor: "Wir akzeptieren jeden Menschen. Alle sind angenommen von Gott." Erst auf Nachfrage räumt er ein, dass Homosexuelle zum Beispiel keine Leitungsfunktionen bei X-Hope übernehmen dürfen. Das gehe wegen der Vorbildfunktion nicht, die etwa der Leiter einer Jugendgruppe habe. Dahinter steckt, wie Patsch widerwillig zugibt, der Gedanke, Homosexualität sei selbst gewählt und womöglich übertragbar. Patsch sagt, solche Leute könnten sich ja in einer anderen Kirche engagieren. "Das würde ich nicht als Zwang auslegen."
Gabriele Triebel, Landtagsabgeordnete der Grünen für Fürstenfeldbruck-West und religionspolitische Sprecherin ihrer Fraktion, fordert Verantwortliche und Bürger dazu auf, genau hinzuschauen, welche Inhalte und Haltungen Glaubensgemeinschaften zu Grunde liegen. "Es geht um die Grundwerte unserer Gesellschaft", sagt sie. Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung sei durch Artikel 3 des Grundgesetzes verboten.
"Die Religions- und Glaubensfreiheit ist für uns mit Recht ebenfalls ein sehr hohes Gut, aber gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit kann durch keine Religion gerechtfertigt werden", sagt die Abgeordnete. "Es geht um die Grundwerte unseres Landes, um unser friedliches und demokratisches Zusammenleben." Sie verweist auf die evangelikalen Bewegungen in den USA und Brasilien, die die Präsidenten Donald Trump und Jair Bolsonaro stützen und fördern. Was Triebel weiter anmerkt: Evangelikale seien nicht nur in aller Regel homophob. Sie leugneten auch sonst häufig wissenschaftliche Erkenntnisse, etwa die Evolutionslehre, der sie die Vorstellung von Gott als Schöpfer entgegensetzen. "Man muss aufpassen, wenn da kreationistische Ideen verbreitet werden."
Zur Begründung der Position von X-Hope erklärt Pastor Patsch: "Gott liebt den Sünder und hasst die Sünde." Und Homosexualität sei Sünde, das leiten die Freikirchen aus der Bibel ab, die sie wörtlich nehmen. "Das Wort Gottes ist unsere Richtschnur", erklärt Patsch. "Ausgehend von unserem Bibelverständnis glauben wir, dass Gott uns als Mann und Frau geschaffen und den Bund der Ehe gestiftet hat." So hat Patsch der Bundestagsabgeordneten Beate Walter-Rosenheimer (Grüne) geantwortet, die sich X-Hope gegenüber skeptisch gezeigt hatte. "Aus diesem Grund können wir homosexuelle Partnerschaften nicht gutheißen oder billigen." Diese Sichtweise werde aber niemandem aufgezwungen. Sünder sollten "ihren Schöpfer fragen, was er zu diesem Thema sagt", sagt Patsch. "Die sogenannten Konversionstherapien lehnen auch wir entschieden ab. Zum einen, weil uns bewusst ist, welche negativen Folgen derartige ,Behandlungsmethoden' für Menschen hatten, zum anderen, weil wir die Gesetzgebung dieses Landes respektieren und nach bestem Willen befolgen wollen", teilt er mit.