Olching:Flüchtlinge in der Schule

Die Dreifachhalle am Gymnasium Olching ist als Behelfsunterkunft für 150 Asylbewerber vorgesehen und kann sehr kurzfristig eingerichtet werden. Turnstunden werden dann in die Mittelschule verlegt.

Von Erich C. Setzwein, Olching

Wenn am kommenden Montag die Schüler des Gymnasiums Olching aus den Faschingsferien zurückkehren, könnten sie auf Absperrgitter und eine für sie geschlossene Turnhalle stoßen. Denn innerhalb von ein bis zwei Tagen würde aus der Dreifachturnhalle eine Notunterkunft für bis zu 150 Flüchtlinge werden, falls der Winternotfallplan der bayerischen Staatsregierung im Landkreis in Kraft tritt. Die Halle am Gymnasium gehört zu zwei Unterkünften, die der Landkreis im Rahmen des Notfallplanes der Regierung von Oberbayern zur Verfügung stellt.

"Wir wissen nicht, ob und wann es uns trifft", sagte Landrat Thomas Karmasin (CSU) am Montag. Der Winternotfallplan sei für den Landkreis Fürstenfeldbruck noch nicht in Kraft. Dennoch ist der Landkreis vorbereitet, einen Teil der derzeit vielen Flüchtlinge kurzfristig aufnehmen zu können. Im ehemaligen Don-Bosco-Altenheim sind 110 Plätze vorhanden, aber 86 von ihnen schon belegt, deshalb würden in der Dreifachturnhalle des Gymnasiums Olching 150 Betten neu aufgestellt. Schulleiterin Beate Sitek weiß darüber seit Herbst vergangenen Jahres, als die bayerische Staatsregierung den Notfallplan beschloss und die Landkreise und kreisfreien Städte aufforderte, freie Kapazitäten zu benennen. Laut Sitek spricht für die Turnhalle an ihrer Schule die Lage. Denn anders als bei anderen Schulen, ist das Schulgebäude nicht mit der Halle verbunden. Die Wege von Schülern und Flüchtlingen würden sich auf dem Gelände also nicht kreuzen.

"Es wurde uns bereits im Herbst mitgeteilt, dass die Halle genutzt werden könnte, wir konnten da gar nicht mitreden", beschreibt Beate Sitek die Situation, in der sich die Schule seit Monaten befindet. Allerdings wurden Lehrer, Schüler und Eltern nicht darüber unterrichtet. Am kommenden Montag will die Direktorin über das Notquartier informieren, sodann sollen die Lehrer ihren Klassen Bescheid sagen: "Uns ist allen nicht wohl dabei." Sitek rechnet damit, dass die Kinder die neue Situation noch nicht richtig einschätzen können und erst vertraut gemacht werden müssen. Auch rechnet die Direktorin mit Ängsten der Eltern. Jedweden Ressentiments tritt Sitek entschlossen entgegen: "Wir müssen das unterstützen, jeder muss seinen Beitrag leisten."

Olching: Die Turnhalle des Gymnasiums Olching könnte in Kürze Herberge für Flüchtlinge werden.

Die Turnhalle des Gymnasiums Olching könnte in Kürze Herberge für Flüchtlinge werden.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Lage der Flüchtlinge weltweit, aber auch in Olching, zu diskutieren, dafür seien der Religions- und der Ethikunterricht geeignet. "Dort können wir das Thema vertiefen", sagte Sitek. Ganz pragmatisch sieht sie die Kooperation mit der Mittelschule, wenn Hallenkapazitäten benötigt werden. Es sollen Gespräche über die Belegung stattfinden, man werde flexibel sein müssen. Das heißt für Sitek, dass aus drei Stunden Sport auch mal nur zwei werden können, sollte die Dreifachturnhalle der nagelneuen Mittelschule neben dem Gymnasium nicht länger zur Verfügung stehen. Ob und wie lange die Halle als Notunterkunft genutzt wird, darüber gibt es noch keine Vorstellungen. Nach den Informationen der Regierung von Oberbayern ist die Erstaufnahmeeinrichtung in der Münchner Bayernkaserne ausgelastet und nach Karmasins Worten trifft das auch auf die Wohnungen im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck zu. "Es ist angesichts der schwankenden Zugangszahlen derzeit nicht möglich, genau vorherzusagen, wann wie viele Asylsuchende kommen und welche Nationalität sie haben werden", heißt es in einer Mitteilung der Regierung.

In Olching ist vorgesehen, dass in der Gymnasiumturnhalle 150 Notbetten aufgestellt werden, laut Sitek auch Trennwände, um eine gewissen Intimsphäre zu gewährleisten. Der derzeit von der Schule genutzte Haupteingang der Halle wird geschlossen, als neuer Zugang stehen die großen Türen des Notausgangs zur Verfügung. In deren unmittelbarer Nähe sollen Sanitäranlagen aufgebaut werden, auch ein Küchenwagen wird dort zur Verfügung stehen. "Im Tagesbetrieb wird es keinen Kontakt mit den Asylbewerbern geben", schätzt die Direktorin die Situation ein. Da es sich um ein Behelfsquartier handle, würden die Flüchtlinge auch nicht lange bleiben. Und wenn doch, müsse man sich Gedanken machen, ob die Schule Deutschkurse anbieten solle. Beate Sitek will sich in Kürze an ihrer Schule umhören, welche Schüler sich bereits in Asylarbeitskreisen engagieren und Erfahrungen mit Flüchtlingen gemacht haben.

Dass das Gymnasium mit seinen gut 1100 Schülern in den nächsten Wochen gewisse Einschränkungen hinnehmen muss, darauf will Sitek die Schulfamilie in wenigen Tagen einstellen. Auf eines will die Direktorin allerdings nicht verzichten: "Ende April benötigen wir unsere Halle wieder. Als Schreibsaal, wenn die Abiturprüfungen beginnen."

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