Olching:Eine gegen alle

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Die Speedwaybahn und eine mögliche Umgehungsstraße lösten in Olching Klagen vor Gericht aus. (Foto: Günther Reger)

Eine Richterin wollte in Olching den Traditionssport Speedway verbieten lassen

Von Heike A. Batzer, Olching

Die Einzylinder-Viertaktmotoren knattern laut. Man kann sie hören, auch in der näheren Umgebung. Und wenn die Speedwayfahrer mit ihren Maschinen ein Rennen veranstalten, versteht man im Stadion sein eigenes Wort nicht mehr. Motorsportfans mögen das, es macht den Reiz ihrer Sportart aus. Andere fühlen sich von dem Lärm belästigt. Jahrzehntelang waren die Speedwayfahrer des örtlichen Motorsportclubs in Olching kein Problem, im Gegenteil. Sie, die auf einer eigenen Bahn am Volksfestplatz ihre Runden drehen und dabei ganz ohne Bremsen auskommen, hatten in den Glanzzeiten ihrer Sportart in den Siebziger und Achtzigerjahren bei den Rennen in Olching bis zu 17 000 Besucher angezogen und waren zwischen 2006 und 2008 dreimal in Folge Deutsche Meister geworden. Bis im Jahr 2008 eine Neubürgerin - eine Richterin, die erst ein paar Jahre zuvor nach Olching gezogen war und sich seither bereits mehrmals über den Lärm beschwert hatte - Klage einreichte und 2009 vom Verwaltungsgericht München Recht bekam.

Das Gericht monierte vor allem den Umbau der Bahn Anfang der Achtzigerjahre, der ohne Genehmigung und ohne immissionsschutzrechtliches Verfahren erfolgt sei. Auf das Urteil hin sollte das Brucker Landratsamt die Bahn stilllegen lassen.

Doch dann zeigte sich, wie sehr die Olchinger an ihren Motorsportlern hängen und wie wenig ihnen beizeiten auftretender Lärm ausmacht. 5000 Zuschauer fanden sich gleich zum folgenden Fronleichnamsrennen ein, es gab zudem etliche Solidaritätsaktionen. Mehr als 12 000 Bürger dokumentierten mit ihrer Unterschrift, dass sie die Speedwaybahn unbedingt erhalten wollen. Auch hinter den Kulissen wurde verhandelt und um einen Kompromiss gerungen. Ein runder Tisch wurde initiiert, auch Bürgermeister Andreas Magg (SPD) kämpfte auf Seiten der Speedwayfans. Schließlich einigte man sich darauf, dass pro Jahr drei Rennen sowie ein Jugendrennen stattfinden dürfen und zehn Mal für eine Dauer von jeweils zwei Stunden geübt werden darf.

"Es war ein harter Kampf, aber es hat sich gelohnt", freute sich der damalige Vorsitzende Ulrich Brehmer. Zur gütlichen Einigung trug auch eine neue Richtlinie des Speedway-Weltverbandes bei, die den Lärm der Maschinen reduzieren half. Mit einer Erledigterklärung war schließlich auch die gerichtliche Auseinandersetzung beendet.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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