Süddeutsche Zeitung

Olching:Die Grenzen des Wachstums

Etwa hundert Besucher interessieren sich für die Auftaktveranstaltung zum Bürgerdialog der SPD. Viele machen sich Sorgen, dass Bevölkerungszuwachs und Verkehrsbelastung die Gemeinde überfordern könnten

Von Julia Bergmann, Olching

Zum Bürgerdialog hat am Freitagabend die Olchinger SPD eingeladen. "Olching gestalten: Künftige Stadtentwicklung" lautete der Titel der Veranstaltung, für die man sich ein ehrgeiziges Programm vorgenommen hatte. Gesprochen werden sollte an diesem Abend nicht nur über die anstehenden Großprojekte der Stadt, die Innenentwicklung und die Neugestaltung der Paulusgrube, sondern auch über Wohnungsbau, einen möglichen neuen Standort für das Rathaus, ein Stadtmarketing, die Situation der Schulen und Kitas, den Alten Friedhof sowie Industrie und Gewerbe. Nach drei Stunden hatte man immerhin die meisten der Themen angesprochen. Und ein Großteil der Fragen aus dem Kreis der rund 100 Besucher war schließlich beantwortet. Obgleich einige Besucher, die Veranstaltung lobten, waren doch nicht alle Gäste am Ende zufrieden.

Während einigen Besuchern gefiel, dass sie an diesem Abend viel Neues über Projekte in der Stadt erfahren haben und die Möglichkeit hatten, Fragen zu stellen, kritisierten andere, dass ihnen nicht klar gewesen sei, ob es sich bei einigen Aussagen um Ansichten der Stadtverwaltung oder allein um Meinungen und Ziele der Partei handelte. Wenn auch Magg sich bemühte, an einigen Stellen klar zu machen, in welcher Funktion er zu den jeweiligen Themen spricht. Warum nun die Partei zusätzlich zu den üblichen Bürgerversammlungen der Stadt das Angebot einer solchen Informationsveranstaltung als wichtig erachtet, begründete Alfred Münch, stellvertretender Vorsitzender der SPD Olching und Stadtentwicklungsreferent, gleich zu Beginn. Immer wieder werde man als Politiker mit dem Vorwurf konfrontiert, leere Versprechungen zu machen, so Münch. Bereits mit der als Info-Broschüre veröffentlichten Halbzeitbilanz "Gesagt - getan", habe man versucht, diesem Vorurteil etwas entgegenzusetzen. Man wolle künftig mehr Transparenz schaffen und deutlicher kommunizieren, was die in Olching regierende Partei bis zur Hälfte der Legislaturperiode bereits erreicht habe. Die Informationsveranstaltung am Freitagabend in der Sportgaststätte des SC Olching sollte die Stadtbewohner außerdem dazu animieren, sich stärker in politische Diskussionen einzubringen. Das Interesse war groß, immerhin war der Saal mit rund 100 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt.

Nachdem Bürgermeister Andreas Magg ausführlich etwa über die Innenstadtgestaltung, einen möglichen neuen Rathausstandort nahe der Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach und die Planung zur Entwicklung der Paulusgrube informiert hatte, eröffnete Moderator Alfred Münch die Fragerunde für das Publikum.

So stellte sich schnell heraus, dass eine der drängendsten Sorgen der Besucher das weitere Wachstum der Stadt und damit verbunden der Verkehr ist. Eine Besucherin bezog sich auf die Planung für das Areal der Paulusgrube. Dort soll auch neuer Wohnraum entstehen. Sie befürchtet dadurch aber noch mehr Verkehr und meint, die Straßen im Ort seien ohnehin schon überlastet. "Wie wollen Sie das Problem in den nächsten 20 Jahren bei zunehmender Bevölkerung lösen?", will sie wissen. Sowohl Münch als auch Magg betonen, dass die Stadt baulich an ihre Grenzen stößt. "Lösungen im Sinne von weiteren Straßen gibt es nicht", sagt Magg. Stattdessen setze er vor allem auf einen Ausbau des ÖPNV, auf bessere Fahrrad-Infrastruktur. Allein die City-Bus-Linie, die in der Innenstadt verkehren soll, werde laut Magg die Verkehrsbelastung in der Haupt- und Feursstraße reduzieren. Manch ein Zuhörer zeigt sich skeptisch. Doch Magg betont auch, dass es sich bei den neuen Wohnungen in der Paulusgrube nicht um Größenordnungen im Stil des Schwaigfelds handle. Im Lauf der Veranstaltung entsteht eine rege Diskussion über die stark befahrenen Hauptstraßen, das damit verbundene Problem der mangelnden Sicherheit für Radfahrer und Parkmöglichkeiten in der Stadt.

Aber auch die Frage, was mit leer stehenden Gebäuden passiert, treibt die Olchinger um. Eine Frau aus dem Publikum will wissen, was mit der ehemaligen Schule an der Heckenstraße passiert. "Nicht vorstellen kann ich mir, dass wir auf die Halle und das Schwimmbad mittelfristig verzichten", sagt Magg. Diese müssten außerdem bald saniert werden, Mittel dafür seien im Haushalt eingestellt. Für Magg wäre es vorstellbar, den vorderen Teil des Gebäudekomplexes abzureißen und dort einen Bau zu errichten, der eventuell später die VHS beherbergen könnte. Ein weiterer Teil sei als Wohnraum nutzbar. Es wird auch die Frage gestellt, was aus dem alten Rathaus wird, sollte die Stadt entscheiden, ein neues in der Nähe des Kom zu bauen. "Darüber wird man diskutieren müssen, es gibt keine Beschlusslage, sagt Magg. Seiner Meinung nach sei das Gebäude aber aufgrund energetischer Defizite auch für andere Unterbringungen nicht geeignet. Auf die Frage, ob das Areal um das Kom nicht viel zu klein für einen Rathausneubau sei, antwortet Magg: "Ich vertraue da auf meinen Bauamtsleiter. Der hat gesagt, es passt dort." Immerhin wolle man auch Synergie-Effekte nutzen, indem man einige Räume des Kom, die unter der Woche ohnehin leer stehen, etwa als Sitzungssaal hernimmt. Außerdem wolle man eventuell ein Bürgerbüro in das geplante markante Eingangsgebäude an der Paulusgrube auslagern.

Günther Frank, Schatzmeister des Vereins Älter werden in Olching, will von Magg wissen, was die Stadt für Senioren tue. Magg entgegnet, es seien vor allem Mobilität und Angebote vor Ort, die für ältere Menschen wichtig sei. Auch für sie seien Angebote wie die neue City-Bus-Linie eine Erleichterung. Zudem gebe es Entwicklungen hin zu neuen Wohnformen im Laurentiushaus. Dort sollen kleine Appartements entstehen, in denen Senioren selbständig leben können, die aber mit einem Notfallknopf ausgestattet sind. So sei im Ernstfall schnell jemand von den Mitarbeitern zur Stelle, um den Senioren zu helfen. Man überlege auch, in der Paulusgrube ein neues Pflegeheim zu schaffen.

Auch das Thema "mittlerer Wertstoffhof im Schwaigfeld" wird angesprochen. "Es gibt massiv Gegenwehr", sagt Andreas Magg dazu und verweist auf die Bürgerversammlung am 18. Oktober, bei der von 19.30 Uhr an in der Grundschule Graßlfing auch ausgiebig über dieses Thema gesprochen werden soll. Ohnehin bleibt bei der Masse an Fragen aus dem Publikum am Ende nur noch der Verweis auf die drei anstehenden Bürgerversammlungen. Die beiden anderen Termine finden am Mittwoch, 11. Oktober, von 19.30 Uhr an im Kom und am Freitag, 13. Oktober, von 19.30 Uhr an in der Vereinsgaststätte Amperlust statt.

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Quelle:
SZ vom 10.10.2017
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