Olching:Das Leben der Wildbienen

Biene im Anflug

Wildbienen sind anders als Honigbienen nicht in sozialen, arbeitsteiligen Sturkturen organisiert.

(Foto: dpa)

Vortrag über Verhalten und Vorkommen der Insekten

Von Julia Kiemer, Olching

Mit so viel Interesse hatte Andreas Fleischmann wohl nicht gerechnet. Der abgetrennte Raum im Kolpingheim ist voll, Menschen aller Altersgruppen haben sich am Dienstagabend eingefunden, um gleich seinem Vortrag über Wildbienen zu lauschen. Eigentlich ist Fleischmann, der Referent, Botaniker, aber auch Insekten und Bienen interessierten ihn schon immer. Daraus sei nie ein Beruf geworden, sondern nur ein Hobby, so der Botaniker. Über 576 Wildbienenarten gibt es in Deutschland, so richtig bekannt ist nur die Honigbiene. Doch die Wildhonigbienen sind schon vor langer Zeit ausgestorben, heute gibt es nur noch verwilderte Honigbienen. Bemerkenswert bei Honigbienen ist die Organisation in einem sozialen Staats, der mehrere Jahre existiert. Das macht sie einzigartig, denn normalerweise überleben nur die Königinnen den Winter. Bei den Honigbienen überleben auch Arbeiter und Drohnen.

Als Fleischmann erzählt, dass auch nur die Honigbiene ihr Nest verteidigt und im Notfall zustecht, sind die Zuhörer überrascht. Doch dafür gibt es eine einfache Erklärung: Honigbienen sind wie erwähnt ein sozialer Staat, sie bestehen aus Arbeiterinnen, Königinnen und Drohnen. Bei den restlichen Wildbienenarten sind die Königinnen zugleich auch die Arbeiterinnen. Die Tiere haben einen Stachel, der, wenn er bei Säugetieren oder Menschen eingesetzt wird, zum Tod der Biene führt. Wenn im Honigbienenvolk eine Arbeiterin stirbt, hat das keine große Bedeutung, würde aber beispielsweise eine Schmalbiene den Feind stechen, würde sie sterben und damit auch die Königin. Die Chance zur Fortpflanzung wäre verloren. Deshalb suchen sich Wildbienen bei Gefahr einfach eine andere Heimat und verteidigen sich nicht.

Die verschiedenen Bienenarten erkenne er bei langer Beobachtung gut, so Andreas Fleischmann. Mal seien es die Flügel, die überlappen wie bei der Sandbiene, oder ein besonders ovaler Hinterleib. Oft sind es aber die Nester, die ihn erkennen lassen, mit welcher Art er es zu tun hat. Wer im Frühjahr im Boden beispielsweise kleine Vulkane sieht, der ist vermutlich auf ein Nest einer Schmalbiene gestoßen. In den Nestern sind Kammern, die mit einem "Pollennektarbrei" bestückt werden, den die Schmalbiene zuvor an ihren Beinen zum Nest transportiert hat. Diesen "Brei", der hauptsächlich aus Pollen besteht, die die Bienen von den Blüten gesammelt haben, benötigt der Nachwuchs, um zu wachsen. Den Nektar, den die Wildbienen auch aufnehmen, dient für sie selbst als Energiequelle. Zu fast jeder Wildbienenart gibt es auch eine "Kukucksbiene". Etwa ein Drittel aller Wildbienen sind solche, die sich schon gebaute Nester suchen und dort ihr eigenes Ei hineinlegen. Sobald der fremde Bewohner schlüpft, frisst er das Ei, für das das Nest bestimmt war.

Die Pelzbiene erinnert vom Aussehen an eine Hummel und baut ihre Nester in Lehmwänden oder morschem Holz. Besonders amüsant fanden die Zuschauer den Nestbau einiger Mauerbienenarten, die ihre Nester in leere Schneckenhäuser bauen und diese dann mit Pollen, Steinen, Lehm und Blättern auskleiden. So wird das Nest vor Feinden geschützt. Andreas Fleischmann erzählte, dass er innerhalb von zehn Jahren in seinem eigenen Garten mithilfe von heimischen Pflanzen und Nisthilfen über 90 verschiedene Wildbienenarten gesehen habe. Die Zuhörer sind begeistert von Fleischmanns anschaulichem und lebendigem Vortrag. Einige erzählen von eigenen Bienennestern im Garten und informieren sich, wie man die Nisthilfen am besten platziert. Fleischmann rät, die Nisthilfen nicht zu putzen. Zudem sollten sie möglichst in der Sonne stehen, sonst besteht Milbengefahr.

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