Olching:Alles rund ums Ja

Modenschau

Ein luftiger Traum aus Chiffon,Tüll oder belgischer Spitze, zu Preisen von 350 bis 4000 Euro: Models führen Kleider des Olchinger Brautateliers vor.

(Foto: Günther Reger)

Bei der Olchinger Hochzeitsmesse gibt es tolle Torten und Konzepte mit und ohne Kirche

Von Stefan Salger, Olching

Da bleibt Bürgermeister Andreas Magg einen Moment der Mund offen stehen. Nachdem er am Sonntagvormittag das rote Band am Eingang der Kulturwerkstatt durchschnitten hat und sich gleich mal selbst, mit Töchterchen Marie Sophie auf dem Arm, einen Überblick über die vom Olchinger Brautatelier Jech ausgerichtete Hochzeitsmesse verschafft, holt ihn die Vergangenheit ein. Im Kom haben seine Marina und er vor fünf Jahren standesamtlich geheiratet. Und ja, die Torte damals, erzählt Magg, habe auch die Confiserie des Konditormeisters Josef Schwalber geliefert, an deren Stand der Bürgermeister im Vorbeigehen einen Flyer mitnimmt. Als Magg das Faltblatt öffnet, staunt er nicht schlecht: da ist sie ja abgebildet - lila und hellgrün, mit einem Herz, auf dem "Marina und Andreas" steht.

Natürlich war auch diese Torte ein Einzelstück. Und doch taugt das dreigeschossige Kunstwerk als Beispiel. Ein paar Schritte neben Magg stehen Josef Schwalber und seine Mitarbeiterin Sandra Luz an einem Tisch, der beweist, was mit Teig, Marzipan und Zuckerguss so alles möglich ist. Grundsätzlich gilt: Weil alles essbar sein soll, geht es bei einem bis zu sechsgeschossigen Bauwerk nicht ohne Grundkenntnisse in Statik. Ein sachertortenartiger Unterbau dient oft als Basis für einen "fluffigen" Aufbau, wie der Chef zweier Betriebe in Olching und Bruck erklärt. Stammkunden sind in diesem Produktionszweig eher selten, schließlich geben sich die meisten Menschen nur einmal im Leben das Ja-Wort. Schwalber staunte deshalb nicht schlecht, als ein Kunde ein zweites Mal eine süße Bestellung aufgab: der Hochzeitstorte sollte die "Scheidungstorte" folgen - in Form eines zerbrochenen Herzens. Das Fest soll dennoch fröhlich gewesen sein.

Gleichwohl ist so ein zweiter Termin genau das, was Gemeindereferentin und Diakonin Gabriele Franke gerne vermeiden würde. Einmal das Ja-Wort geben, das sollte reichen. Gabriele Franke bietet gemeinsam mit ihrem Mann Michael Ehevorbereitungskurse an, der nächste startet im Pfarrheim Sankt Peter und Paul Ende Januar. Dabei geht es natürlich um die Organisation dieses "Events", aber auch um einen Blick zurück und auf die Werte, denen sich die beiden Partner verpflichtet fühlen. Die Kirche darf nicht warten, bis die Menschen zu ihr kommen. Sie muss nach Überzeugung der Diakonin selbst auf die Menschen zugehen und auch einmal bereit sein, neue Wege zu beschreiten. In einem würdigen Rahmen darf man die Kirche da durchaus als "Location" verstehen. Auf Reis streuen in der Kirche solle man dennoch lieber verzichten, empfiehlt Gabriele Franke. Das ist ein Fruchtbarkeitsritus aus dem asiatischen Raum. Geeignete Symbole gibt es schließlich genug - wie etwa das Ringe tauschen. Angebote hat die Diakonin auch parat beispielsweise für Paare, die unterschiedlichen Konfessionen angehören oder die auf eine kirchliche Trauung verzichten wollen oder etwa wegen einer vorangegangenen Scheidung müssen. Dann kann eine "Segensfeier" ein gute Alternative sein. So etwas finden auch Katharina Müller, 29, und Fabian Weidner, 30, interessant. Sie sind am Sonntag aus Aubing gekommen, weil sie in etwa einem Jahr im Kreis der Familie standesamtlich heiraten wollen, darüber hinaus aber nach einem geeigneten Rahmen für eine Zeremonie suchen, bei der sie jenseits der "klassischen" kirchlichen Trauung mit Freunden feiern können. Auf die Olchinger Hochzeitsmesse sind sie auch deshalb gekommen, weil sie mit Blick auf die ganze Organisation "nicht 50 Termine" ausmachen wollen. Im Kom reichen ein paar Schritte, um mit ganz verschiedenen Experten ins Gespräch zu kommen - vom Trau-Redner oder dem Juwelier über die Floristin und den Fotografen bis hin zur Kosmetikerin und zum Spezialisten für Brautmode. Mit zwei Buchstaben ist es am schönsten Tag des Lebens schließlich nicht ganz getan.

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