Die Hände der Wirtin gleiten über den Pooltisch, als bräuchte sie etwas, das ihr Halt gibt. Etwas, das sie daran erinnert, dass alles, was gerade passiert, real ist. Angelika von Varendorff steht im Olchinger Billard Stadl und lässt Erinnerungen Revue passieren. Ein wehmütiger Blick, ein Seufzen: "Nach 20 Jahren ist zum Jahresende Schluss", sagt sie. Am 31. Dezember werden sie und Christina Schäfer, mit dem sie die Kneipe gemeinsam betreibt, die Türen für immer schließen. Das Gebäude am Ilzweg 3 hat einen neuen Besitzer und der möchte, wie von Varendorff erzählt, dort eine Spielhalle eröffnen.
Bitter ist das Aus nicht nur für die Gastronominnen, sondern auch für die drei Vereine, die im Billard Stadl regelmäßig trainieren. Neben den beiden Dartgruppen "Silberpfeile" und "Lost Boys" ist das auch der BSV Olching, der in dieser Saison mit zwei Mannschaften jeweils in die Landes- und Bezirksliga aufgestiegen ist. Während der BSV bereits mit der Stadt Olching ins Gespräch getreten ist und, wie Vereinsreferent Tomas Bauer erklärt, aller Voraussicht nach zumindest vorübergehend bis zum Abriss des Gebäudes in einen Teil der ehemaligen Schule an der Heckenstraße ziehen kann, müssen sich die beiden Dartvereine noch um neue Quartiere bemühen.
Auch von Varendorff und Schäfer sind auf der Suche nach etwas Neuem. "Es ist schwierig, etwas zu finden, das einigermaßen zentral, bezahlbar und geeignet ist", sagt von Varendorff. Für sie geht die Suche weiter, wenn es auch im Moment schwer fällt, nach vorne zu blicken. Zu viele Erinnerungen hängen am Billard Stadl. "Wir haben Gäste, die wir kennen, seit sie Jugendliche waren und die bis heute zu uns kommen", erzählt die 50-Jährige. Einige von ihnen haben inzwischen selbst erwachsene Kinder, die ebenfalls gerne kommen, um in entspannter Atmosphäre eine Runde Billard oder Dart zu spielen. 20 Jahre lang haben am Ilzweg 3 Jung und Alt miteinander gefeiert, der Polizist neben dem Rechtsanwalt und dem Lehrer ihr Feierabendbier genossen und die Sportler an ihren Erfolgen gefeilt. "Es hängt viel Herzblut daran", sagt von Varendorff und blickt hinüber zur nachmittags noch verwaisten Bar.
Eine letztes Highlight soll es in der Kneipe aber noch geben. Am Samstag, 22. Juli, findet noch einmal ein großes Benefizturnier in Zusammenarbeit mit der Streetbunnycrew München statt. Der Motorradverein hat deutschlandweit 400 Mitglieder und ist in regionale Gruppen unterteilt. Jede Gruppe unterstützt bestimmte wohltätige Einrichtungen. In der Münchener Gruppe engagieren sich Biker aus der gesamten Region, etwa für eine Kinderrheumaklinik in Garmisch-Partenkirchen oder das Kinderhaus Atemreich in München. Über ihre Freundin Ramona Lau aus Olching, die ebenfalls Mitglied der Streetbunnies ist, hat von Varendorff von dem Projekt erfahren. Bereits im vergangenen Jahr ging der Erlös des Benefiz-Turniers zu 100 Prozent über die Streetbunnies an das Kinderhaus Atemreich.
Die Wirtin war selbst bei der Spendenübergabe dabei. Vom Erlös des Turniers konnte die Streetbunnycrew etwa Plüschtiere und Bettwäsche besorgen. "Alltägliches, über das sich die Kinder unglaublich freuen", wie Lau erzählt. Als von Varendorff die schwer erkrankten Kinder, die künstlich beatmet werden müssen, kennengelernt und ihre Freude über die Spenden erlebt hatte, war für die Olchingerin klar, dass sie weiter helfen wollte. Auch wenn sie noch nicht sagen kann, wie es beruflich für sie weitergeht, ist eines sicher: "So lange ich kann, werde ich die Streetbunnies unterstützen".
Benefizturnier im Billard Stadl mit Grillbuffet und Kaffee und Kuchen, Samstag, 22. Juli, von 12 Uhr an, Ilzweg 3, Olching.