Olching:Abiturientin kann die Gesundheit von Pflanzen messen

Olching: Unterwegs zum Bundeswettbewerb: Abiturientin Britt Besch mit Moderator Willi Weitzel (links) und Juror Andreas Neuzner (rechts)

Unterwegs zum Bundeswettbewerb: Abiturientin Britt Besch mit Moderator Willi Weitzel (links) und Juror Andreas Neuzner (rechts)

(Foto: privat)

Britt Besch aus Olching präsentiert beim Bundesfinale "Jugend forscht" ihre selbst entwickelte Spezialkamera

Von Ingrid Hügenell, Olching

Vielleicht wird Britt Beschs technische Entwicklung einmal zur Verbesserung der Landwirtschaft beitragen. Mit Hilfe ihrer Kamera könnten Bauern besser erkennen, wann die Pflanzen auf ihren Feldern Wasser und wann sie Dünger brauchen. Die 18-jährige Abiturientin aus Olching hat eine normale Farbkamera so modifiziert, dass sie die Pflanzenvitalität, den Normalized Difference Vegetation Index (NDVI) berechnen kann. Sie wird das Gerät beim 56. Bundeswettbewerb von "Jugend forscht" präsentieren. 95 Jungforscherinnen und Jungforscher mit insgesamt 69 Forschungsprojekten nehmen daran teil. Das Finale findet heuer nur online statt, in der Zeit von 26. bis 30. Mai - genau zwischen den schriftlichen und mündlichen Abiturprüfungen. Für die rechnet die 18-Jährige mit einem sehr guten Einser-Schnitt.

"Das wird schon stressig", sagt Britt Besch. "Ich habe ja nicht zwingend damit gerechnet, dass ich zum Bundeswettbewerb komme." Viele der erfolgreichen Arbeiten seien an Universitäten entstanden, ihre an der Schule. Nun kämen ihr einige Tage zur Prüfungsvorbereitung abhanden. Um das zu kompensieren und "alles unterzukriegen", hat Besch sich Lernpläne erstellt. Die junge Frau ist überhaupt sehr gut organisiert. Für das Telefoninterview mit der Zeitung legt sie ein genaues Zeitfenster fest. Am Tag vorher kommt eine SMS: Es könne sein, dass sie sich verspäten werde - um fünf Minuten. Ob das auch okay sei?

Die Jugend-forscht-Arbeit, mit der die Abiturientin Regional- und Landeswettbewerb gewann, ist eine Seminararbeit im Fach Physik mit dem Oberthema "Satellitengeografie". Denn auch bisher wird der Vegetationsindex NDVI bestimmt, allerdings von Satelliten aus mit speziellen Sensoren. Im "School-Lab" des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen bekamen die Schülerinnen und Schüler eine Führung und lernten den School-Lab-Leiters Tobias Schüttler kennen.

Das DLR untersucht per Satellit laufend den "Gesundheitszustand" unseres Planeten. Britt Besch erklärt, sie habe überlegt, wie sie die Satelliten-Beobachtung näher auf die Erde holen könnte. Sie habe Schüttlers Papers gelesen, eine seiner Methoden übernommen und optimiert. Die Kamera hat sie selbst umgebaut, dazu unter anderem den Infrarot-Filter von Hand aus- und andere Filter eingebaut und das Gerät von Frühling bis Herbst anhand der Vegetation im Garten ihres Elternhauses in Olching mit Hilfe von Vergleichsmessungen kalibriert. "Ich glaube, Tobias Schüttler findet das schon cool", sagt sie. Sie hat ihm ihre Arbeit geschickt.

Pflanzen absorbieren rotes Licht und reflektieren Infrarot-Licht. Je mehr Infrarot sie reflektieren, umso gesünder seien sie, erklärt die Abiturientin. Wenn man den NDVI mit einer Infrarot-Kamera bestimmen wolle, müsse man jeweils zwei Aufnahmen vergleichen. Da ihre Konstruktion den Kamerakanal für blaues Licht nutzt um Infrarot-Licht aufzunehmen, reicht eine Aufnahme. Zudem musste sie die Kamera so einstellen, dass der rote Kanal kein Infrarot aufnimmt.

Das klingt kompliziert, ist in der Handhabung aber relativ einfach. Das System taugt Besch zufolge zur Fernerkundung von Vegetation. Landwirte könnten die Kamera an eine Drohne montieren. Nach Auswertung der Ergebnisse könnten sie Pflanzenkulturen gezielt bewässern sowie den besten Zeitpunkt für die Düngung erkennen und so sparsamer wirtschaften.

Besch kann das alles gut erklären, vielleicht auch, weil sie als Tutorin an der offenen Ganztagsschule Erfahrung hat. Sie hilft Fünft- bis Siebtklässlern bei den Hausaufgaben. In ihrer Freizeit ist sie bei den Maltesern im Rettungsdienst aktiv - auch eine Vorbereitung auf ein mögliches Medizinstudium. Denn ein Physikstudium möchte sie eher nicht aufnehmen, sagt sie, obwohl ihr Vater Physiker ist. Lieber wäre ihr etwas Vielfältigeres wie Psychologie oder eben Medizin - die Mutter ist Medizinerin. Andererseits: "Es gibt schon auch Möglichkeiten, Medizin und Raumfahrt zu verbinden", sagt sie.

Beim Wettbewerb "Jugend forscht"gehe es ihr vor allem um die Erfahrung, sagt die 18-Jährige. Sie sei neugierig, was die anderen Teilnehmer präsentieren, und traurig, dass sie sich wegen Corona nur virtuell treffen können. Ihre eigene Präsentation wird ebenfalls ein "virtueller Stand" sein, an dem die Jury vorbeikommt zu einer Videokonferenz, bei der Besch ihr Projekt in fünf Minuten zusammenfassen muss. Besonders aufgeregt sei sie nicht, anstrengen werde sie sich aber schon. Zu gewinnen gibt es außer der Erfahrung ein ziemlich hohes Preisgeld, etliche Sonderpreise, Forschungspraktika und Forschungsaufenthalte in den USA, an die man normalerweise nicht kommt. Außerdem winkt die Teilnahme an einem internationalen Science-Wettbewerb.

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