Österliches Mysterium:Wenig Bildnisse

Obwohl die Auferstehungsgeschichtezu den zentralen Momenten des Christentums gehört, finden sich nur wenige Darstellungen in den Kirchen

Von Florian J. Haamann

Es ist einer der zentralen Momente des Christentums und doch haben ihn die Autoren der Bibel nicht explizit beschrieben: die Auferstehung Christi. Wie er von Gott aus dem Reich der Toten zurückgebracht wurde und was in den drei Tagen passiert, bevor er das erste Mal wieder auftaucht, ist ein großes Mysterium. Der Gläubige liest in der Bibel nur vom leeren Grab, den trauernden Frauen und dann wie Jesus den Jüngern erscheint. Genauso, wie die Autoren der Bibel es nicht gewagt haben, über die Geschehnisse dazwischen zu schreiben, finden sich auch in der christlichen Kunst keine Werke darüber. Umso wichtiger ist deshalb die Darstellung des auferstandenen Jesus.

Dennoch ist die Zahl der Auferstehungsbildnisse im Landkreis - im Gegensatz etwa zu denen der Kreuzigung - relativ gering. Eine vollständige Auflistung gibt es nicht, aber verschiedene Experten kommen auf drei Darstellungen in den katholischen und zwei in evangelischen Kirchen. Dabei unterscheiden sich die Herangehensweisen und die Motivwahl zwischen den beiden Konfessionen stark. Denn während die Darstellungen in den katholischen Kirchen sehr konkrete Szenen zeigen, wird die Auferstehung - wie auch bei anderen Themen üblich - in der evangelischen Kunst eher symbolisch dargestellt.

Österliches Mysterium: In der Klosterkirche ist der Auferstandene am oberen Bildrand als weiße Figur zu sehen.

In der Klosterkirche ist der Auferstandene am oberen Bildrand als weiße Figur zu sehen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die prachtvollste Auferstehungsszene ist deshalb in der Brucker Kirche Sankt Magdalena zu finden. Das Bild zeigt die Szene, in der Maria Magdalena Jesus trifft, der ihr als Gärtner erscheint. Zuerst erkennt sie ihn nicht, bittet den vermeintlich Fremden in ihrer Verzweiflung darum, ihr zu sagen, wohin er die Leiche Jesu gebracht hat. Erst, als der Mann Maria Magdalena mit ihrem Namen anspricht, erkennt sie, wer da vor ihr steht. Es ist genau dieser intime Moment, der da in barocken Farben festgehalten wird. Er markiert das Ende der Leidenszeit, was durch die bunten Farben, Jesus in ein orangenes Gewand gehüllt, auch optisch unterstrichen wird. Aber auch auf der symbolischen Ebene passiert in diesem Moment etwas Entscheidendes: Jesus wird vom guten Hirten, der sich um seine Schafe kümmert, zum Gärtner, der sich um die zarten Pflänzchen des Glaubens sorgt und verspricht, sie groß zu ziehen und vor Bedrohungen zu schützen. Er, der nach christlichem Glauben den Tod überwunden und das Leid der Menschen auf sich genommen hat, ist zurückgekehrt, um seinen Jüngern die Angst zu nehmen, ihnen zu zeigen, dass der Tod nicht das Ende ist.

Etwas schwerer zu finden ist dagegen die Auferstehungsdarstellung in der Klosterkirche. Denn Jesus spielt in dem Bild eher eine Nebenrolle. Im Zentrum steht Bernhard von Clairvaux, der Heilige Bernhard, der zu den bedeutendsten Mönchen des Zisterzienseroderns gehört, jenem Orden, der auch im Kloster Fürstenfeld ansässig war. Das Gemälde zeigt, wie Bernhard im Jahr 1131 Wilhelm X. von Aquitanien trifft, um ihn während des päpstlichen Schisma auf die Seite von Innozenz II. zu ziehen. Bernhard steht auf dem Bild vor dem Portal einer Kirche. Darüber sind drei weiße Figuren zu sehen, eine davon, die mittlere, zeigt den Auferstandenen.

Kapelle Roggenstein

In der Kapelle Roggenstein ist die spätgotische Darstellung schon stark verblasst.

(Foto: Günther Reger)

Eine spätgotische Darstellung dieser Szene findet sich in der Kapelle Sankt Roggenstein. Zu sehen ist Jesus darauf in ein Gewand gehüllt, um seinen Kopf strahlt ein Nimbus. Die rechte Hand ist erhoben, in der Linken hält er einem Stab mit verziertem Kreuz und Flagge. Zu seinen Füßen kniet eine trauernde Frau. Der Auferstandene steht vor einem Gebäude mit drei Eingängen. Teile des alten Gemäldes, vor allem der rechte Bildrand sind heute nicht mehr zu erkennen.

Während es nur wenige Gemälde von der Auferstehungsszene gibt, wird in jeder katholischen Kirche zu Ostern die Figur eines auferstandenen Jesu aufgestellt. Klare Regeln oder Vorgaben für die künstlerische Gestaltung von Kirchen gibt es nicht, wie die Kreisheimatpflegerin Birgitta Klemenz erklärt. "Es gibt keine Verpflichtung, den Ostermorgen zu zeigen". Vielmehr hänge es vom Patrozinium der jeweiligen Kirche ab. Szenen aus dem Leben des betreffenden Heiligen bilden dann meist den Schwerpunkt der Darstellungen. Zudem werden häufig Personen, die bei der Finanzierung des Gebäudes eine Rolle gespielt haben, in den Bildern verewigt. Diese Personen tauchen laut Klemenz meist in Situationen auf, in denen sie natürlich überhaupt nicht mitgewirkt haben. Motive, die man in fast allen Kirchen finde, seien Szenen aus den wichtigsten Festen wie Ostern, Pfingsten oder Weihnachten. Ebenfalls in vielen Kirchen zu finden sind Darstellungen des Kreuzweges. "Seit einiger Zeit wird es immer beliebter, die Auferstehung im Rahmen dieses Zyklus als 15. Station hinzuzufügen, weil man die Geschichte nicht mit der Grablegung enden lassen möchte", sagt der Kunsthistoriker Lothar Altmann. Ein Beispiel dafür ist die Kreuzigungsgeschichte in der Brucker Kirche Sankt Bernhard, die auch mit einer Darstellung des auferstandenen Jesus endet. Geschaffen wurde die Serie aus Glasfenstern in den Sechzigerjahren von dem Künstler Josef Dering.

Österliches Mysterium: In Sankt Magdalena ist der Auferstandene als Gärtner zu sehen.

In Sankt Magdalena ist der Auferstandene als Gärtner zu sehen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

In den evangelischen Kirchen gibt es grundsätzlich wesentlich weniger künstlerische Darstellungen von Glaubensszenen. Und die Bilder, die vorhanden, sind nicht so konkret und bildhaft wie die in den katholischen Gotteshäusern, sondern vielmehr symbolisch. So ist es auch bei den beiden protestantische Darstellungen des Auferstandenen im Landkreis. In der Brucker Erlöserkirche findet sich ein rundes Buntglasfenster, auf dem Jesus in ein blaues Tuch gehüllt, die Handflächen zeigend, zwischen mehreren Menschen steht. Er blickt gen Himmel, sein Kopf ist von einem Lichtkranz umstrahlt. Eine der Figuren lässt sich als Soldat mit Schild identifizieren, die anderen Figuren sind kaum klar zu definieren. Unter Jesus Füßen ist ein durch grüne Steine abgegrenztes Rechteck zu erkennen, wahrscheinlich ein symbolisches Grab, aus dem er entsteigt. Die zweite Darstellung findet sich in der Grafrather Michaelkirche. Dort ist die Auferstehung noch weiter reduziert, zu sehen ist weder Jesus noch eine andere Person. Lediglich ein leeres Grab ziert das schlichte Holzfresko.

Dass es so wenige protestantische Auferstehungsbildnisse im Landkreis gibt, hat neben der grundsätzlichen künstlerischen Sparsamkeit gleich mehrere Gründe. Zum einen sind die evangelischen Kirchen im Landkreis erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, in einer Zeit also, in der die kirchliche Malerei nicht mehr die Bedeutung hatte wie in den Jahrhunderten zuvor. In Norddeutschland dagegen gibt es mehr Darstellungen als im Süden. Zudem steht in der evangelischen Kirche die Schuldaufnahme am Karfreitag traditionell stärker im Fokus als die Auferstehung. Theologisch ist diese aber bei Protestanten und Katholiken gleich bedeutsam.

Österliches Mysterium: Das Fenster der Erlöserkirche zeigt den Auferstandenen umgeben von drei Personen.

Das Fenster der Erlöserkirche zeigt den Auferstandenen umgeben von drei Personen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Interessant ist, dass die unterschiedlichen Darstellungsformen der Auferstehungsgeschichte auch die Art der Rezeption beeinflussen. Während die evangelische Kirche ihren Gläubigen viel Raum für Interpretationen lässt, zeigt die katholische Kunst wesentlich deutlicher, was sie ihren Anhängern über die Ereignisse vermitteln will, die sich nach dem großen Mysterium der Rückführung Jesu ins Leben ereignet haben sollen.

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