Im Landkreis Fürstenfeldbruck werden mit dem nächsten Fahrplanwechsel im Dezember erstmals Elektrobusse auf drei Linien im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) unterwegs sein. Auch die Ruftaxis sollen künftig ausschließlich elektrisch fahren.
16 Batterie-Linienbusse werden künftig auf den Linien 835 (Esting-Geiselbullach- Graßlfing-Olching), 843 (Olching-Emmering-Fürstenfeldbruck) und 830 (Puchheim-Gröbenzell-Lochhausen) fahren. Die Vergabe an die Busunternehmer war neu ausgeschrieben worden. „Wir werden Schritt für Schritt weiter prüfen, welche Konzepte zur Betriebsumstellung auf alternative Antriebe unserer Bus-und Ruftaxi-Linien möglich sind, um mit den entsprechenden Gremienbeschlüssen auch bei den nächsten Förderaufrufen dabei zu sein“, sagte Landrat Thomas Karmasin (CSU) damals. Denn für den Einsatz der Elektrobusse erhält der Landkreis 4,8 Millionen Euro an Zuschüssen vom Bundesverkehrsministerium. Eine weitere Förderung gibt es allerdings nicht – mit der Folge, dass es auf anderen Linien bei Bussen mit den bisher üblichen Antrieben bleibt. Derzeit fahren insgesamt 148 Linienbusse im Landkreis Fürstenfeldbruck, davon sind 73 Hybridfahrzeuge und 75 Dieselbusse, die – mit Ausnahme einzelner Verstärkerfahrzeuge – laut Landratsamt allesamt die aktuelle Schadstoffklasse Euro Norm sechs oder mindestens EEV erfüllen, den gegenwärtig anspruchsvollsten europäischen Abgasstandard für Busse und Lastwagen.
Eine schnellere und breitere Umstellung auf Elektrobusse im ÖPNV scheitert vor allem am Geld. Die Anschaffungskosten vor allem großer Elektrobusse sind deutlich teurer als die herkömmlicher Varianten mit Dieselantrieb. „Wenn der Preis für Dieselbusse und E-Busse mal pari sein wird, dann ist das keine Frage mehr“, sagt Hermann Seifert, ÖPNV-Experte im Landratsamt, der SZ. So werde beispielsweise der Verkehrsvertrag für die Linie 260 (Germering-Planegg-Neuried-Fürstenried) lediglich für zwei Jahre neu ausgeschrieben, um danach eventuell auf alternative Antriebe umsteigen zu können. Normalerweise laufen die Verträge länger. Bei den Expressbussen ist die Lage wieder eine andere: Dort sei der Einsatz der E-Mobilität schon deshalb schwieriger, weil diese Busse auf längeren Strecken unterwegs seien und deshalb dazwischen zusätzliche Ladestationen benötigt würden, erklärt Seifert.
Auf Elektrofahrzeuge umsteigen sollen von 2026 an die Ruftaxis. Diese fahren, wenn die Linienbusse Betriebspause haben, also vorwiegend nachts und in den frühen Morgenstunden und – je nach Haltestelle und Gegend – auch an Wochenenden und Feiertagen. Das Ruftaxisystem gilt als wichtiger Baustein eines Rund-um-die-Uhr-Angebots im öffentlichen Personennahverkehr. Die Nutzerzahlen des Ruftaxis stiegen seit Ende der Corona-Pandemie wieder deutlich an. Im Vorjahr bestiegen 85 835 Fahrgäste ein Ruftaxi, für das laufende Jahr rechnet der Landkreis erneut mit einer neuen Bestmarke.
Die CSU bezweifelt, ob man sich den Umstieg leisten kann
Am 17. Oktober wird der Fürstenfeldbrucker Kreistag abschließend darüber befinden, ob die Ruftaxis elektrifiziert werden. In den beiden vorberatenden Ausschüssen sprach sich jeweils eine knappe Mehrheit an Kreisräten dafür aus. Die CSU-Fraktion unterlag dabei mit ihrem Antrag, es bei herkömmlichen Bussen zu belassen. Ihr Kreisrat Hans Seidl hegte Zweifel daran, „ob wir uns das derzeit leisten können“. Als Bürgermeister von Maisach hat er immer auch die Sicht der Gemeinden im Blick, die höhere Ausgaben des Landkreises über eine höhere Kreisumlage mitfinanzieren müssen. Von einer Million Euro Mehrkosten sprach man in der CSU, rechnet man den höheren Anschaffungspreis für Elektrofahrzeuge über die vorgesehene Laufzeit von acht Jahren bis Ende 2033 hoch. FW-Kreisrat Gottfried Obermair indes plädierte in der Kreisausschusssitzung dafür: „Lasst uns unsere Ziele nicht aus den Augen verlieren! Wir haben einen Klimawandel und wir wollen die Wende!“ Grünen-Kreisrätin Ingrid Jaschke nannte es „verantwortungslos“, weiterhin auf Dieselfahrzeuge setzen zu wollen. Sie wies darauf hin, dass in den nächsten Jahren die CO2-Bepreisung und auch der Dieselpreis steigen werden. Die Zurückhaltung beim Umstieg auf E-Mobilität bei großen Dieselbussen könne sie verstehen, da die Preisunterschiede dort „noch erheblich“ seien, bei den – kleineren – Ruftaxis sehe sie dieses Argument aber nicht.