Oberbürgermeisterwahl:BBV steht zu ihrem Grünen-Kandidaten

Dass Martin Runge nur knapp die Brucker OB-Wahl verloren hat, wertet Klaus Quinten, Chef der Bürgervereinigung, als Achtungserfolg. Das schlechte Abschneiden bei der Briefwahl kann aber auch er sich nicht erklären

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Zu den Wesensmerkmalen vieler Politiker gehört es, auch schlechten Dingenetwas Gutes abgewinnen zu können. Als am Sonntag um kurz vor 19 Uhr feststeht, dass sich Erich Raff (CSU) bei der Brucker Oberbürgermeisterwahl gegen Martin Runge (BBV/Grüne) durchgesetzt hat und die nächsten sechs Jahre bis 2023 amtieren wird, da kommentiert das Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) brummig: "Ich bin froh, dass er bleibt." Mit "er" meint er Martin Runge, der also bis auf Weiteres Schäfers Stellvertreter in Gröbenzell bleibt. Vielleicht wird er dort ja auch mal Bürgermeister oder er rückt in den Landtag nach. Das ist eine weitere Qualifikation, die Politiker mitbringen müssen: Manchmal müssen sie schnell reagieren auf Entscheidungen, die der Wähler trifft.

Ein Fehlschlag jedenfalls war die Kandidatur des 59 Jahre alten Martin Runge gewiss nicht. So sieht das BBV-Chef Klaus Quinten. Der Sieg schien am Sonntag in greifbarer Nähe - und das mit einem "auswärtigen" Kandidaten, der den Grünen angehört. Mit dem Ergebnis ist Quinten denn auch zufrieden, habe es doch sogar bei manchen älteren BBV-Stammwählern Irritationen wegen des aus Gröbenzell stammenden Kandidaten gegeben. Eine Erkenntnis hat Quinten mitgenommen: Über neue Medien wie Facebook geführte Wahlkämpfe bewirken offenbar wenig. "Man muss wohl dabei sein, aber gerade viele junge Leute, die man damit ansprechen will, gehen gar nicht zur Wahl."

OB-Wahl

Kopf-an-Kopf-Rennen in der Stichwahl: Zahlreiche Brucker verfolgen im Rathaus die Live-Übertragung der Auszählung.

(Foto: Günther Reger)

Sogar der Landesvorsitzende der Grünen, Eike Hallitzky, gratuliert Runge "ganz herzlich zu seinem starken Wahlergebnis" - mag die Partei damit auch weiter auf den ersten Grünen-Bürgermeister im Landkreis Fürstenfeldbruck warten müssen.

Ginge es nach Landrat Thomas Karmasin (CSU), könnte das so bleiben. Kreisrat Runge bescheinigt er zwar, ein "qualifizierter und renommierter Kandidat" zu sein. Die BBV habe aber "den Widerspruch nicht auflösen" können, "dass ausgerechnet sie, die sich als Vereinigung der Brucker Lokalpatrioten darstellt, einen auswärtigen Kandidaten engagieren muss. Die Grünen wiederum können derzeit über ihre Stammklientel hinaus kaum Potenzial erschließen." Erich Raff habe in seiner 20-monatigen Vertretungszeit bewiesen, dass er in der Lage sei, das Amt zu führen. Karmasin: "Er steht für Zuverlässigkeit, aber auch für menschliche Anständigkeit."

Bevor es anständig weitergeht, werfen Politiker und Experten zunächst aber den Blick noch mal zurück. Und sie zerbrechen sich den Kopf darüber, warum die Ergebnisse in einzelnen Wahllokalen so weit auseinander klaffen. Dass CSU-Kandidat Erich Raff in den ländlich geprägten und eher konservativ eingestuften Ortsteilen Puch und Aich auf knapp 60 sowie knapp 70 Prozent gekommen ist, dürfte kaum eine Überraschung sein - nicht einmal Klaus Pleil (BBV), der 2014 einen Erdrutschsieg gegen Andreas Lohde (CSU) eingefahren hatte, war damals in Aich erfolgreich. Erklärungsbedürftiger ist das Ergebnis im Wahllokal Volkshochschule. Hier entfielen nicht weniger als 65,85 Prozent der Stimmen auf Martin Runge, während lediglich 34,15 Prozent den amtierenden Zweiten Bürgermeister Raff wählten. Auch Stephan Zenk, Chef des Bürgerbüros und stellvertretender Wahlleiter, kann sich diese Schwankungen so recht nicht erklären - ebenso wenig wie die klare Dominanz von Erich Raff in der Briefwahl. 3144 Fürstenfeldbrucker machten davon Gebrauch. Berücksichtigt man nur die Briefwähler, dann entfielen mit 1767 Stimmen gut 56 Prozent auf Erich Raff. Die Briefwähler, so könnte man sagen, haben die Wahl letztlich entschieden. Richtig ist aber auch, dass die Nichtwähler, die mit fast 59 Prozent ihre ganz eigene absolute Mehrheit hatten, beiden Kandidaten einen Vertrauensbeweis verweigerten.

OB-Wahl

Aus Zweifel wird bittere Gewissheit: Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer (links) mit seinem Vize Martin Runge am Sonntag im Sitzungssaal.

(Foto: Günther Reger)

Der Brucker Wahlausschuss hat am Montagabend getagt, das amtliche, offizielle Wahlergebnis soll an diesem Dienstag bekannt gegeben werden.

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