Obdachlosigkeit:Wohnraum bei den Nachbarn

Obdachlosigkeit: In diesem Haus in Fürstenfeldbruck können künftig Menschen ohne Obdach aus Olching wohnen.

In diesem Haus in Fürstenfeldbruck können künftig Menschen ohne Obdach aus Olching wohnen.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Stadt Olching kann nicht alle ihre Obdachlosen unterbringen. Sieben bis acht Betroffene ziehen nun nach Fürstenfeldbruck. Dort kann Olching eine Bleibe anmieten

Von Katharina Knaut, Olching

Steigende Obdachlosenzahlen machen es der Stadt Olching zunehmend schwer, geeignete Unterkünfte zu finden. Die Appartements, deren Bau der Stadtrat vor einem Jahr zu diesem Zweck beschloss, sind noch in der Planungsphase. Um die Situation zu bewältigen, weicht Olching nun in eine andere Kommune aus: Zwei Wohnungen mietete die Stadt in Fürstenfeldbruck an.

Eine gesamte Etage nehmen die beiden Wohnungen in dem Haus an der Schöngeisinger Straße ein. Bereits im Oktober mietete Olching die Wohnungen an, sie sind mittlerweile bezugsfertig. Sieben bis acht Personen können dort künftig unterkommen. Mit dem zusätzlichen Wohnraum könne die Stadt bei der Verteilung nun deutlich flexibler agieren, erklärt Sozialamtsleiter Peter Söllinger. Vor allem für Eltern mit Kindern sei es wichtig, eine passende Unterkunft zu finden. Die Wohnungen in Fürstenfeldbruck würden sich dafür nun eignen.

Familien machen momentan den größten Teil der insgesamt 60 Olchinger Obdachlosen aus, darunter sind 25 Kinder. Die Zahl der Betroffenen sei seit letztem Jahr leicht gestiegen, so Söllinger. Das Niveau bleibt damit hoch: Vor sechs Jahren seien es gerade mal eine Handvoll gewesen, sagt der Sozialamtsleiter. Das Problem ist die anhaltende Anspannung auf dem Wohnungsmarkt: Obdachlosigkeit trifft insbesondere Menschen, die nach der Kündigung ihrer Wohnung keine neue Bleibe finden. "Wenn jemand nicht jede Miete zahlen kann, dann hat er schlechte Karten", weiß der Sozialamtsleiter.

Vor knapp einem Jahr wollte die Stadt den steigenden Obdachlosenzahlen bereits entgegenwirken und beschloss, ein eigenes Haus an der Heckenstraße zu bauen. 14 Ein-Zimmer-Appartements sollten entstehen, 1,5 Millionen Euro wollte die Kommune dafür ausgeben. Doch das Projekt kommt nur langsam voran. Zwar laufen die Planungen weiter, die Prioritäten liegen derzeit jedoch woanders. "Wir haben gerade wahnsinnige Investitionen", erklärt Söllinger. Große Bauvorhaben wie der Große Berg oder der Umbau der Grundschule Graßlfing würden die Kapazitäten beanspruchen. Auch personell sei das Bauamt ausgelastet, so Söllinger: "Da wird in Zukunft nicht viel gehen."

Daher will die Stadt weiter Wohnraum anmieten. Im eigenen Gebiet verfügt sie bereits über ein kleines Haus, eine weitere Verhandlung läuft. Doch der Raum ist knapp. Man sei stets offen für weitere Angebote, auch aus der Bevölkerung, so Söllinger. Doch allein das Angebot reicht manchmal nicht aus: Gerade andere Städte und Gemeinden wollen nicht immer Obdachlose aus anderen Kommunen aufnehmen. Olching wurde schon einmal ein Objekt in einem Nachbarort angeboten, die andere Kommune lehnte die Nutzung jedoch ab. Die Anmietung in Fürstenfeldbruck sei nun eine Gewinnsituation für beide Städte, erklärt der Sozialamtsleiter. Fürstenfeldbruck wollte darin ursprünglich eigene Obdachlose unterbringen. Dann habe die Stadt ein Gebäude in der Hasenheide gebaut, die Zimmer in der Schöngeisinger Straße wurden nicht mehr benötigt. Daher habe Olching die Räume mieten können, erklärt Söllinger.

Hauptsächlich werden Obdachlose aber in Pensionen oder Hostels untergebracht. In Olching, beispielsweise im Myhome an der Wittelsbacher Allee, aber auch im gesamten Landkreis, je nach Verfügbarkeit der Zimmer. Eine Praxis, die auch von anderen Städten und Gemeinden verfolgt werde, erklärt Söllinger. Doch Pensionen sind teuer: Die Kosten für die Unterkunft übernimmt die Kommune, die Preise belaufen sich auf etwa 19 Euro je Person und Tag. Wohnungen seien für die Stadt günstiger, so Söllinger.

Eine Entspannung auf dem Wohnungsmarkt und damit eine Entspannung der Lage sieht er nicht: "Wir leben in einer Metropolregion und das geht zulasten des ländlichen Raumes."

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