NS-Zeit:In Gedanken bei den Opfern

Bruck und Gröbenzell erinnern an den Holocaust

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck/Gröbenzell

Die Zeiten, als Überlebende an der jährlichen Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus am Todesmarsch-Mahnmal in Fürstenfeldbruck teilnahmen, sind wohl vorbei. Karl Rom, einer der letzten Überlebenden, hatte bereits im vorigen Jahr eine Grußbotschaft geschickt. Altersbedingt konnte er nicht mehr persönlich teilnehmen. Heuer wird Julia Zieglmeier vom Arbeitskreis Mahnmal die Veranstaltung am Sonntag, 27. Januar, um 11.30 Uhr eröffnen. Musikalisch wird die Gedenkveranstaltung vom Duo "Red Bag" begleitet, das neben Irish Folk auch Klezmer-Musik spielt. Dazu lesen Firmlinge aus dem Pfarrverband Fürstenfeld Passagen aus dem Buch "Die Wiedergutmachung" von Peter Gardosch, das dieser unter dem Pseudonym Peter Herzog veröffentlicht hat.

Geboren 1930 in Siebenbürgen, wurde er mit seiner ganzen Familie im Frühsommer 1944 nach Auschwitz deportiert, nachdem die Wehrmacht Ungarn besetzt hatte, das seinerseits das rumänische Gebiet annektiert hatte. Gardosch überlebte das Vernichtungslager und wurde ins KZ-Außenlager Kaufering III verschleppt, um eine unterirdische Flugzeugfabrik zu bauen. Ende April 1944 schickten ihn die Deutschen auf einen Todesmarsch durch die Region. Gardosch konnte seinen Bewachern bei Puch flüchten und wurde von Pater Emmanuel Haiß auf dem Areal des ehemaligen Kloster Fürstenfeld versteckt, bis die amerikanischen Befreier kamen.

In Bruck findet die Gedenkveranstaltung vor dem Hintergrund der Debatte über NS-belastete Straßennamen statt, an denen eine Mehrheit des Stadtrates festhält. Der Künstler Guido Zingerl hatte das Gedenken im vergangenen Jahr kritisiert. Er sprach von Imagepflege und humanistischer Heuchelei statt stillem Gedenken und Reue am Mahnmal mit Blick auf die Teilnahme der Bundeswehr sowie Vertretern der Großen Koalition, die Waffenexporte in alle Welt genehmige.

In Gröbenzell wird Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) am Sonntagnachmittag einen Kranz am Mahnmal für die Opfer der NS-Herrschaft auf dem Platz vor der Post niederlegen. Die Schülersprecher des Gymnasiums Gröbenzell werden Textauszüge aus dem Buch "Der Ausflug zum Schwanensee" von Lenka Reinerovà vortragen, in dem sie über das Frauen-KZ Ravensbrück schrieb. Die Schriftstellerin konnte 1939 über Bukarest, Paris und Casablanca nach Mexiko fliehen. Ihre Familie wurde in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Auschwitz ermordet. Im Zusammenhang mit dem antisemitisch motivierten Slansky-Prozess des stalinistischen Regimes in der Tschechoslowakei wurde sie 1952 in Prag für einige Monate inhaftiert.

Der 27. Januar wurde vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog 1996 zum Gedenktag ausgerufen, weil die Rote Armee an diesem Tag 1945 die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz befreit hatte. Die Vollversammlung der Vereinten Nationen erklärte den Tag 2005 zum internationalen Holocaust-Gedenktag.

Gedenken am Todesmarsch-Mahnmal, Fürstenfeldbruck, Dachauer- Ecke Augsburger Straße, Sonntag, 27. Januar, 11.30 Uhr. Schweigeminute und Kranzniederlegung, Mahnmal für die Opfer der NS-Herrschaft, Gröbenzell, vor der Post, 15 Uhr.

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