Nominierung  am Sonntag:Fruchtzwerg als Belohnung

Nominierung  am Sonntag: Champagnerstimmung und ploppende Verschlüsse im Rathaus: 2014 freut sich Florian Weber (Mitte) bei der OB-Wahlparty über Klaus Pleils Erfolg.

Champagnerstimmung und ploppende Verschlüsse im Rathaus: 2014 freut sich Florian Weber (Mitte) bei der OB-Wahlparty über Klaus Pleils Erfolg.

(Foto: Stefan Salger)

Florian Weber hofft, dass eiweißreiche Inhalte als Lockmittel genügen. Er will für die Satirepartei Die Partei antreten

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Einen hatte man bislang nicht auf der Rechnung. Zweiter Bürgermeister Erich Raff wird für die CSU bei der Oberbürgermeisterwahl antreten, Philipp Heimerl für die SPD, Georg Stockinger für die Freien Wähler und der Gröbenzeller Martin Runge für die Grünen und die BBV. Den Hut in den Ring werfen will auch der parteifreie Thomas Lutzeier. Am 7. Mai wird diese Riege gleichwohl in die Röhre schauen. Ein ganz anderer wird das Rennen machen, quasi als Beweis, dass man die Rechnung nie ohne den Wirt machen sollte. Raff, Heimerl, Runge, Stockinger und Lutzeier würden allesamt jeweils bestenfalls 15 Prozent schaffen, und er werde bereits im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit das Rennen machen. Das prophezeit Florian Weber. Der muss es wissen. Schließlich ist er Wirt und betreibt - noch bis Ende März - den Squash-Palast. Der 30 Jahre alte Jugendreferent im Stadtrat wird für die satirisch angehauchte "Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative" (kurz: Die Partei) antreten.

Warum man ihn wählen solle? "Weil ich einfach sehr gut bin", sagt er selbstbewusst. Und in der Tat: Ein Foto auf der Facebook-Seite der Partei scheint ihn zu bestätigen. Darauf ist Donald Trump zu sehen, der gerade mal wieder einen seiner unzähligen Erlasse unterzeichnet. Über seinem Namenszug ist da klar und deutlich zu lesen: "Florian Weber is the best Oberbürgermeister for Fürstenfeldbruck. He makes Fürstenfeldbruck great again. Really! He's great! That's fact." Um letzte Zweifel auszuräumen, folgt die rhetorische Frage: "Warum eigentlich kein Dummkopf als OB?" Die Antwort wird gleich mitgeliefert: Wählen Sie Florian Weber! Wählt den größten Populisten in FFB."

Da wird ziemlich klar, dass die Mitbewerber einpacken können, auch wenn Florian Weber - und das möglicherweise ganz im Ernst - beteuert, dass er im Wahlkampf "keinen anderen Kandidaten persönlich angreifen" werde. Das passt ins Bild von Die Partei, die von Titanic-Chef Martin Sonneborn, der heute Europaabgeordneter ist, mitgegründet worden ist.

Allgegenwärtig sind noch die Bilder von der Gründung des Fürstenfeldbrucker Ortsablegers im Dezember 2015. Damals posierte Florian Weber unter anderem neben Andreas Ströhle von der Piratenpartei hinter ein paar Weißbiergläsern. Vor ihnen hing ein Transparent mit der Aufschrift "Inhalte überwinden - das Bier entscheidet". Während es sich Ströhle angesichts seiner "One-Man-Show" im Stadtrat leisten konnte, auf zwei Hochzeiten zu tanzen, geriet Weber ziemlich schnell ins Visier der Altvorderen in der 2014 erstarkten BBV, vor allem von Fraktionschef Klaus Quinten. Der kann mit so viel Klamauk wenig anfangen. Nach internem Zoff trat Weber alsbald aus der BBV aus, behielt aber den Sitz in der Fraktion. Damit freilich ist nun ebenfalls Schluss. Am Dienstag wird er im Stadtrat seinen Austritt bekannt geben. Anschließend will er mit Alexa Zierl eine Ausschussgemeinschaft gründen, um weiterhin in den Fachausschüssen mit einem Sitz vertreten zu sein. Zierl war zuvor bei den Grünen ausgetreten, weil diese sich gegen sie und für Martin Runge als Oberbürgermeisterkandidaten entscheiden hatten. Anschließend hatte die 47-Jährige vergeblich um Aufnahme bei der bereits vorhandenen, aus FDP, ÖDP und Piraten bestehende Ausschussgemeinschaft ersucht.

Weber hatte gehofft, für die Piraten als OB-Kandidat antreten zu können. Auf diese Weise hätte er auf das Sammeln von 215 Unterstützer-Unterschriften verzichten können. Die Piraten hatten das aber trotz Fürsprache Ströhles letztlich abgelehnt. Für Weber nicht nachvollziehbar angesichts der vorbildlichen Koalition auf Bundesebene - hatten Piratenpartei und Die Partei doch Martin Sonneborns Vater Engelbert als den gemeinsamen Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten präsentiert und dies sehr überzeugend damit begründet, dieser besitze "einen dunklen Anzug". Letztlich scheiterte der Vorstoß daran, dass den Piraten mit elf Mitgliedern die Hausmacht in der Bundesversammlung fehlte.

Weber schreckt Aussichtslosigkeit nicht ab. Rückenwind erhofft er sich von der Aufstellungsversammlung an diesem Sonntag im Unterhaus. Von 19.30 Uhr an wird dann zunächst bei der ordentlichen Hauptversammlung der Partei Die Partei eine ellenlange Tagesordnung abgearbeitet, die von "Begrüßung durch den Vorsitzenden" bis zu "Punkt 13 Sonstiges" reicht und die für Punkt neun - "Aufstellung des OB-Kandidaten" - unterbrochen wird.

Beworben wird die Versammlung mit markigen Sprüchen wie "Wolltet ihr auch schon immer mal, dass ein OB-Kandidat eure Sprüche auf sein Wahlplakat schreibt? Wolltet ihr auch schon immer mal einen OB haben, der einfach sehr gut ist? Wolltet ihr auch schon immer mal einen Kandidaten beleidigen und ihn der Lüge bezichtigen?" Jedem Besucher verspricht Weber einen Fruchtzwerg gratis. Über den Inhalt des kleinen Joghurtbechers hinaus hat die Partei freilich kein besonders inhaltsschweres, pompöses Wahlprogramm zu bieten. Mit www.diepartei-ffb.de gibt es zwar bereits die Domain für eine Homepage. Dort aber heißt es in sechs Sprachen: "Diese Internetpräsenz wurde soeben freigeschaltet. Es wurden noch keine Inhalte hinterlegt." Auch gut, dann hat man zumindest Zeit, das mit dem Wahlverlauf durchzurechnen: Fünf Kandidaten gesteht Florian Weber also jeweils bis zu 15 Prozent zu. Das wären maximal 75 Prozentpunkte. Könnte knapp werden mit seiner absoluten Mehrheit im ersten Wahlgang.

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