Seit Donnerstag lädt ein Tief große Regenmengen über dem Landkreis ab und verschärft die Gefahr von Überflutungen. Und die Situation könnte sich weiter zuspitzen, wird doch in den kommenden drei Tagen mit weiteren starken Niederschlägen gerechnet. Der Hochwassernachrichtendienst Bayern hat am Freitag die erste Meldestufe für den Landkreis ausgerufen. Kreisbrandrat Christoph Gasteiger beobachtet die Entwicklung, doch er ist positiv gestimmt und rechnet nicht mit großen Ausuferungen.
„Die befürchteten Dimensionen der Vorhersagen werden vermutlich so nicht eintreten“, sagt Gasteiger am Freitagvormittag. Die Messstelle der Amper in Fürstenfeldbruck zeige zwar einen Wasseranstieg, dieser sei aber laut Gasteiger noch nicht aussagekräftig. An der Station Fürstenfeldbruck/Amper wurden Freitagmittag 84 cm Wasserstand gemessen. Somit hat der Pegel die Stufe des sogenannten „durchschnittlichen Wasserstandes“ von 78 Zentimetern noch nicht signifikant überschritten. Um von diesem unbedenklichen Bereich, in den der Meldestufe 1 zu rutschen, müsste die Amper an jener Stelle einen Stand von 170 Zentimetern erreichen. Die Zwei-Tage-Prognose rechnet nicht mit einem solch extremen Anstieg, erwartet aber durchaus ein Level von etwa 125 Zentimetern.
Bislang keine Einsätze
Laut Kreisbrandmeister ist noch Normalzustand im Landkreis. Man sei selbstverständlich für den Ernstfall oder das Eintreten höherer Meldestufen gewappnet und habe bereits Sandsäcke befüllt. Der Einsatz von Schutzmaßnahmen sei aber bisher noch nicht nötig gewesen. Die Tatsache, dass die Feuerwehr bisher gar kein Einsatzgeschehen auf Grund des Regens gemeldet habe, bestätige, dass keine akute Gefahr herrsche.
Eine mögliche Gefährdung könnte aber durch Verschmutzungen der Straßen bestehen. Einige Bürger berichten von ausgewaschenen Hängen und Feldern, deren Dreck auf die Fahrbahn gelange. „Dadurch kann es natürlich zu Verkehrsbehinderungen kommen“, so Gasteiger. Die aktuelle Lage hätte aber keinesfalls „Tagesschau-Niveau angenommen“. Sollte es in den nächsten Stunden weiterhin in dem vergleichsweise schwachen Ausmaß regnen, schätzt der Kreisbrandmeister die Gefahr als gering ein. Käme es jedoch zu extremen Regenfällen, könnte es zu Ausspülungen von Ackerflächen kommen, die den Verkehr stark behindern könnten.
Insgesamt wirkt die Feuerwehr, die in ständigem Kontakt mit dem Landratsamt steht, recht entspannt. Man gehe davon aus, dass die erwartenden Ausmaße nicht eintreten werden und die Bürgerinnen und Bürger geschützt sind. Falls es wider Erwarten zu enormen Ausuferungen kommen sollte, sei man dafür gewappnet.
Eine solche Gefahrensituation können etwa Kellerüberschwemmungen sein. Die Feuerwehr Fürstenfeldbruck gibt auf ihrer Webseite www.feuerwehr-ffb.de wichtige Hinweise zum sicheren Verhalten in Notfällen und rät Bürgern davon ab, den unter Wasser stehenden Bereich zu betreten. Zu groß sei die Gefahr von Unfällen durch Strom oder Heizflüssigkeiten. Außerdem warnt sie vor vermeintlichen Pfützen in Senken oder Unterführungen. Was auf den ersten Blick wie eine harmlose Wasserlache aussieht, könne in Wirklichkeit sehr tief sein. Eine Überquerung solcher Stellen, zu Fuß oder mit dem Fahrzeug, könnten zu Unfällen oder Verletzungen führen. In allen Fällen sollen Betroffene Ruhe bewahren. Zudem bittet die Feuerwehr um Verständnis, dass Einsätze nach Priorität erfolgen und eventuell mit Wartezeiten verbunden seien.

In der Gemeinde Egenhofen sind die Folgen der anhaltenden Niederschläge bereits deutlich sichtbar. Im hügeligen Gebiet um Englertshofen hat sich ein mit Mais bepflanzter Acker in einen reißenden Bach verwandelt, welcher wiederum das Erdreich mehr und mehr abträgt. Ergebnis des Ganzen ist eine beträchtliche Menge Schlamm an Straßen und Bachläufen.

Mittlerweile sucht sich das Wasser, das von den gesättigten Böden nicht mehr aufgenommen werden kann, seinen eigenen Weg und macht auch vor Straßen nicht halt. In Waltershofen ist eine Nebenstraße weitgehend überflutet, ein Anwohner schützt sich bereits mit Sandsäcken in der Einfahrt.

In Pischertshofen mussten radikalere Maßnahmen ergriffen werden. Nachdem es vor knapp zwei Wochen erstmals Wasser im Wohnzimmer und Keller eines Dorfbewohners gegeben hat, wurde im angrenzenden Acker kurzerhand ein Notgraben ausgebaggert, der das Wasser abhalten soll. Eine Pumpe wurde installiert. Der Anwohner betont, dass der Wall „noch“ halte, es in zwei Tagen aber ganz anders aussehen könne.
Sowohl für Anwohner, als auch für Feuerwehr oder Veranstalter scheint zu gelten: Wer gut vorbereitet ist, ist dem Wetter einen Schritt voraus. So auch das Fürstenfeldbrucker Weinfest, das in diesem Jahr genau auf das Wochenende fällt, an dem es nahezu unmöglich ist, sich draußen aufzuhalten, und gleichzeitig trocken zu bleiben. Ins Wasser fallen soll das Fest, dass seit vergangenem Donnerstag am Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck stattfindet, aber trotzdem nicht. Gildemeister der Brucker Heimartgilde, Daniel Brando, sagt: „Wir haben uns schon im Vorfeld auf das Wetter vorbereitet und alles nach Drinnen verlegt.“ Nur die Stände der Winzer und die Buden, an denen es Speisen gibt, müssen im Hof des Forums bleiben. Alle Veranstaltungen finden auf einer Bühne in der Tenne statt, die dafür mit etwa 700 Stühlen bestückt wurde. Für Samstag, den üblicherweise besucherstärksten Tag, werden etwa 1000 Weinliebhaber erwartet. „Obwohl es am Donnerstag geregnet hat, waren viele Menschen draußen bei den Winzern“, so Brando. Er freue sich, dass das Fest offensichtlich so beliebt sei, dass die Menschen auch bei anhaltendem Regen vorbeischauen. Um den Platz und die Verfügbarkeit von Sitzmöglichkeiten mache sich der Gildemeister keine Sorgen, man habe ja alles frühzeitig geplant.
Auch das Volksfest in Olching bleibt nicht vom Regen verschont. „Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass dieses Wetter nicht vorteilhaft für uns ist“, sagt Volksfestreferent Andreas Hörl. Er rechnet am Wochenende mit weniger Besuchern, setzt aber auf das große Bierzelt, in dem 1800 Menschen Platz finden und die darin stattfindenden Veranstaltungen. Der Volksfestplatz selbst ist gekiest, die Straßen asphaltiert. Laut Hörl ist es problemlos möglich, das Fest mit trockenen Füßen zu erreichen, solange man nicht den Weg durch überschwemmte Wiesen wähle. „Die Aussteller sind daran gewöhnt, das kann halt passieren.“