Neues Konzept fürs Brucker Volksfest:Gelungene Wiederbelebung

Nach dem ersten Wochenende sind nicht nur Gastronomen und Schausteller, sondern auch die Besucher zufrieden. Leise Kritik gibt es trotzdem.

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Auf den Fahrgeschäften des Volksfestes glitzert der Morgentau im Licht der frühen Sonne. Morgens, halb zehn, auf dem Volksfestplatz sind die Läden der Imbissbuden und die Rollos der Fahrgeschäfte noch fest verschlossen, die Sitze des Kettenkarussells wiegen sich im sanften Wind. Keine Spur von Bierseligkeit, kein aufgeregtes Stimmengewirr und keine Blasmusik, nur vereinzelt schlendern Schausteller über das Gelände und treffen letzte Vorbereitungen. Es ist die Ruhe vor den Sturm, denn auch am Sonntag erwarten die Schausteller und Gastronomen wieder Scharen an Besuchern.

Das erste Wochenende des neuen Brucker Volksfestes ist überstanden und sowohl Bürgermeister Klaus Pleil als auch Festwirt Jochen Mörz sind zufrieden. "Durch das Zusammenlegen von Volks- und Frühlingsfest ist etwas passiert, das wir so gar nicht erwartet haben", sagt Pleil. "Das Frühlingsfest war sonst immer in der Hand der Jugendlichen. Jetzt feiern Jung und Alt zusammen." Es scheint zu funktionieren. Immerhin verlief das Fest bisher auch ohne größere Zwischenfälle. Und das, obwohl viel mehr Besucher gekommen sind als in den Vorjahren. Vor allem am Freitag beim Einzug seien die Zelte brechend voll gewesen, erzählt Festwirt Jochen Mörz. Eine Entschuldigung möchte er dennoch los werden. "Es war eine totale Unbekannte für uns, überhaupt zu wissen, was passiert. Wir waren schon ein bisserl überfordert", sagt er. "Der eine oder andere musste da länger auf seine Bestellung warten." Fürs kommende Jahr wisse er und sein Team nun aber, worauf man sich einstellen muss. Bis dahin will Mörz an der Organisation feilen. "Und vielleicht brauchen wir im nächsten Jahr auch mehr Personal", sagt er. Seiner Zufriedenheit tut das trotzdem keinen Abbruch. Die Umsätze seien höher als in den Vorjahren. Als Mörz am ersten Abend in einer Verschnaufpause in aller Ruhe sein Zelt betrachtet, da freut er sich darüber, wie gut das neue Konzept aufgeht.

Mittlerweile haben sich draußen vor dem kleinen Festzelt die ersten Besucher eingefunden, die mit den Kindern im Schlepptau und einer Tüte voller gebrannten Mandeln in der Hand ihre Runden über den Platz drehen. Die Rollos der Buden öffnen sich, und während ein kleiner Junge neugierig beobachtet, wie die ersten zehn Zentimeter am Entenangel-Stand den Blick auf die vorbeigleitenden Plastiktierchen freigeben, versucht ein paar Meter weiter eine Handvoll Besucher ihr Glück am Schießstand. Dort warten, zwischen quietschbunten Plastiktrophäen, plüschige Trauben an grinsenden Schlümpfen, Spongebobs und Minions darauf, später die Regale der Jugend zu zieren.

Dazwischen steht der zuckerlbunt gefärbte Süßigkeitenstand "Kostbarkeiten", in dem Romanus Zinnecker zwischen Colaschnüren, Zuckerwatte und karamellisierten Nüssen thront. Seit 20 Jahren verkauft er Süßes auf dem Brucker Volksfest, seine Frau bereits seit 40 Jahren. Selten sei so viel los gewesen wie dieses Jahr. Der Umsatz liegt allein schon in den ersten beiden Tagen 45 Prozent über dem des Vorjahres. "Die Leute kommen in Scharen", sagt er. Das liege zum einen an der Zusammenlegung der beiden Feste, zum anderen aber auch am geänderten Gesamtkonzept und nicht zuletzt am guten Wetter. Vor allem das zweite Zelt sei eine Bereicherung, findet Zinnecker. Und der Platz an sich sei schöner gestaltet und besser aufgeteilt. "Auch die Stadt ist sehr engagiert und die Standgebühren werden auf einem moderaten Level gehalten", sagt er. Dass die Zusammenlegung der Feste eine gute Entscheidung gewesen ist, findet auch Sascha Schwind von der nahegelegenen Crêperie. "Jetzt muss nur noch das Wetter weiter mitspielen", sagt er.

Trotz des Lobes, gibt es auch Kritikpunkte am Fest. Zwar ist auch Jenny Fertsch, die gerade vier Chips durch das Fenster des Autoscooters reicht, im allgemeinen zufrieden mit dem Fest, aber die Eintrittspreise für einige der Live-Konzerte in den Festzelten hält sie für deutlich überteuert. "Die Preise sind für ein Volksfest teilweise heftig. Man muss abwarten, ob das funktioniert", sagt sie.

Aus dem großen Festzelt dringt mittlerweile Blasmusik. Der Schweinebratenduft lockt zum frühen Mittagessen und in der Sonntagssonne genießen die Besucher das langsam erwachende Treiben. "Es ist schon ein bisschen komisch, wenn man gewohnt ist, im Juni aufs Volksfest zu gehen", sagt SPD-Stadtrat Walter Schwarz. "Aber da war ja nichts mehr los. Ich glaube, so war es die beste Entscheidung."

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