Neues Album:Musikalisches Neuland

Neues Album: Die Bandmitglieder von Cheerio Joe, Sebastian Pittrich, Lukas Liebl, Max Spiele und Denise Möller (v. li.) proben für die Album-Release-Party.

Die Bandmitglieder von Cheerio Joe, Sebastian Pittrich, Lukas Liebl, Max Spiele und Denise Möller (v. li.) proben für die Album-Release-Party.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Brucker Band "Cheerio Joe" stellt am Samstag im Schlachthof ihr erstes Album vor. Für ihren Musikstil haben die Mitglieder eigens ein neues Genre kreiert: Rock'n'Folk

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Neben Staubsauger und Wischeimer stapeln sich die Trommeln des Schlagzeugs, die Gitarre steckt zwischen Kisten, die mit allerlei Schnickschnack vollgestopft sind. Wie Cheerio Joe in diesem bunt gemischten Chaos Musik machen, ist ein Rätsel. Aber es klappt: Der Kellerraum im Buchenauer Squash-Palast ist sozusagen die Kommandozentrale der vierköpfigen Band, deren Mitglieder allesamt aus Fürstenfeldbruck kommen. Geprobt werden muss dort gerade jetzt noch einmal reichlich für die große Premiere am Samstag: Dann stellen Cheerio Joe im Schlachthof ihr erstes Album vor.

"Happy Ends" heißt die CD. Sie ist das Ergebnis einiger Jahre, in denen die Gruppe Lieder wie am Fließband produziert hat. "Wir hatten recht bald die Idee, ein Album zu machen, damit ältere Songs nicht irgendwann in Vergessenheit geraten", sagt Sebastian Pittrich, der mit Denise Möller in der Band Gitarre spielt und singt. Ende des vergangenen Jahres ging es dann los. Mit Matthias Schüll vom Brucker Elektro-Duo Baal, den sie gerade noch vor seinem Umzug nach Berlin erwischen konnten, haben sich Sebastian Pittrich, Denise Möller, Lukas Liebl und Max Spieler Profi-Unterstützung für die Aufnahme geholt. Im Squash-Palast und in Schülls kleinem Studio in der Modern Music School am Leonhardplatz bekamen die Songs schließlich den Feinschliff.

Als Drummer bei seiner Vorgänger-Band The Birdwatchers hat Max Spieler, mit 23 Jahren der Jüngste im Quartett, bereits etwas Studio-Erfahrung gesammelt. Für alle anderen, die zwischen 28 und 32 Jahre alt sind, war das Prozedere Neuland. "Wir haben Lieder oft spontan verändert und zum Beispiel mehr Soli eingefügt", sagt Denise Möller. So hört man etwa Sänger "Pitti", wie seine Freunde Sebastian Pittrich nennen, an der Mundharmonika. Die meisten Texte sind auf Englisch, aber auch ein deutscher und mit "Jeden Dog" sogar ein bayerischer Titel, haben es auf das Album geschafft. Gemeinsam haben sie alle, dass sie auf nachdenkliche, aber auch unterhaltsame Weise von persönlichen und emotionalen Erlebnissen der Bandmitglieder erzählen.

Deswegen hat Pittrich auch den Begriff "Rock'n'Folk" für ihren Musikstil entwickelt: "Folk erzählt von Lebensereignissen. Das Rockige kommt dann hin und wieder von E-Gitarre und Co." "Slammer the Hammer", der Eröffnungstitel des Albums, ist mit seinen Rock'n'Roll-Anleihen ein Mitwipp-Song erster Güte. Bei "Fucking Hot" klingt Denise Möllers Stimme so schön süßlich-weich wie ein mit Zuckerwatte umwickeltes Honigbonbon. Im Prinzip eignen sich alle Songs des Albums zum fröhlichen Mitleiden mit der Musik, ohne jedoch dabei bei melancholischen Melodien beinahe wegzunicken.

Dass sich der Proberaum von Cheerio Joe ausgerechnet im Squash-Palast befindet, ist kein Zufall: Auf einer Open-Stage-Veranstaltung fand eben dort das ursprüngliche Band-Trio zusammen. Pittrich und Möller hatten seit etwa 2010 eine Weile nur für sich und nur zu zweit bekannte Lieder nachgesungen. Nachdem sie ihre Cover-Musik bei jenem Event präsentiert hatten, bot sich Lukas Liebl als Bassist an. Bei dem 60. Geburtstag von Pittrichs Vater gab es dann den ersten Auftritt zu dritt. Mit Joe Kellerer fand sich bald darauf - wieder im Squash-Palast - auch ein Schlagzeuger.

Seit Ende 2015 sitzt nun mit Max Spieler der dritte Drummer seit der Gründung der Band am Schlagzeug. Trotzdem ist Joe Kellerer noch präsent: Dass die Vier statt Enz geil und durschtig nun Cheerio Joe heißen, hängt mit dem gewünschten erwachseneren Auftreten der Band zusammen. "Als wir angefangen haben, unsere Musik ernster zu nehmen, wollten wir auch ein bisschen raus aus diesem "Das-ist-ja-lustig-Image", sagt Pittrich. Und Möller fügt hinzu: "Bei dem früheren Namen dachte jeder, da kommt jetzt so eine Saufkapelle." Es ist aber auch als Tribut an Joe Kellerer zu verstehen: Durch seinen Ausstieg konnte dieser sich mehr auf seine Hauptband Feierdog konzentrieren. Mit dem neuen Bandnamen konnten seine Ex-Kollegen ihm auf Wiedersehen sagen. Obwohl auch der Titel ihres Debütalbums "Happy Ends" einen Schlusspunkt suggeriert, signalisieren die zwölf Titel darauf für die Gruppe das absolute Gegenteil: Denn für Cheerio Joe geht es jetzt erst richtig los.

Die Album-Release-Party von Cheerio Joe findet am Samstag, 1. Oktober, von 20.30 Uhr an im Alten Schlachthof in Fürstenfeldbruck statt. Eintritt: fünf Euro.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: