Neue SZ-Serie: Die Seele des Vereins, Folge 1:Unermüdlicher Einsatz fürs das alte Gotteshaus

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Bruno Baier setzt sich seit 50 Jahren für den Erhalt der Germeringer Kirche Sankt Martin ein, die so bereits zwei Mal vor dem Zerfall gerettet worden ist

Die neugotische Dorfkirche Sankt Martin ist eines der ältesten Gebäude Germerings. Und sie ist ein wichtiges, denn ihr Turm schmückt das Wappen der Stadt. Dass Turm und Kirche am Friedhof an der Hörwegstraße noch stehen, das ist nicht nur, aber zu einem Gutteil Bruno Baier zu verdanken. Denn nachdem 1967 das neue Pfarrzentrum Sankt Martin eingeweiht worden war, sperrte der katholische Pfarrer die Dorfkirche zu. Sie wurde nicht mehr gebraucht, zu klein, zu alt, zu muffig wegen der feuchten Wände. Von Abriss war die Rede, höchstens Turm und Chorraum sollten stehen bleiben. Mitglieder eines Fördervereins wollten dies verhindern, zu ihnen gehörte Bruno Baier.

Bruno Baier war damals ein junger Mann und noch ziemlich neu in Germering, saß aber auf einem wichtigen Posten. Mit gerade 30 Jahren war er am 1. Juli 1967 zum Leiter der Postfiliale aufgestiegen. Genauer: der Germeringer Postfiliale. Damals, Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre waren Germering und Unterpfaffenhofen noch zwei getrennte Gemeinden. Die Post befand sich in Germering, eine wichtige Vorentscheidung für den Namen der Ende der Siebzigerjahre aus beiden Orten gebildeten Gemeinde. Postamtsleiter Baier, der in der Nähe von Ingolstadt aufgewachsen ist, schloss sich dem Förderverein an, war auch Kassenprüfer. Als Kirchgänger fühlte er sich der Pfarrei verbunden, schon in der Kindheit hatte er am Altar ministriert. Die Betätigung in der katholischen Pfarrei half ihm auch, im neuen Wohnort soziale Kontakte zu knüpfen. Baier engagierte sich nicht nur im Förderverein für die alte Kirche, er weitete seine Mitarbeit in der Pfarrei aus und versah von 1975 an auch das Amt eines Pfarrgemeinderats. Das blieb Baier bis 2002, da hatte er bereits eine weitere wichtige Aufgabe in der Pfarrei übernommen.

Als Kirchgänger fühlt sich Bruno Baier schon immer mit der Pfarrei verbunden. Deshalb hat er sich dem Förderverein angeschlossen. (Foto: Günther Reger)

Der Förderverein ließ von Mitte der Siebzigerjahre bis 1981 die Martinskirche renovieren. Diese war ziemlich runtergekommen. Von den Mauern bröckelte der Putz, erzählt Baier, deswegen waren die Wände mit Rupfensäcken verhängt. Nach der Sanierung wurde die Kirche wieder genutzt, bis heute finden dort Maiandachten, Taufen, Trauungen oder Messen für Verstorbene statt. Einige Jahre nach der ersten Sanierung löste sich der Förderverein auf, seine Mitglieder glaubten, ihre Arbeit getan zu haben. Doch die alte Kirche, die auf den Überresten eines römischen Landhauses steht und deren Anfänge als Gotteshaus ins Frühmittelalter zurückreichen, besaß kein Fundament, sondern war auf einer Bodenplatte errichtet worden. Die Feuchtigkeit in den Mauern war durch die erste Renovierung nicht behoben worden, weiterhin kroch Regenwasser, das vom Boden nach oben spritzte, als Feuchtigkeit in die Mauern. Im Dachstuhl wohnte der Holzwurm, und auch der Hausschwamm machte sich breit. Bei einer Begehung der Kirche im Jahr 2001 wurden die Schäden deutlich.

38 Germeringer um Bruno Baier und Pfarrer Wolfgang Lanzinger gründeten daraufhin erneut einen Hilfsverein. Statt des Fördervereins riefen sie den Förderkreis ins Leben, an die Spitze wählten sie Baier, der ja auch schon im Vorgängerverein tätig gewesen war. Wiederum hieß es, Geld zu sammeln, um die Bausubstanz der alten Martinskirche zu retten. Der Förderkreis wuchs rasch an Mitgliedern. Das war wichtig, weil deren Beiträge für die Kirche gebraucht wurden. Zudem organisierte der Zusammenschluss Benefizveranstaltungen, seine Mitglieder beteiligten sich auch an den Sanierungsarbeiten. Sie schaufelten rund um die Außenwände des Kirchengebäudes die Erde weg, damit eine Isolierung angebracht werden konnte, die das Mauerwerk gegen das Eindringen von Regenwasser schützt. Baier hält dies für einen der wichtigsten Schritte der Renovierung. "Wenn Sie heute in die alte Martinskirche gehen, dann riechen sie nichts. Früher roch es dagegen muffig und feucht", erzählt er.

Doch mit dem Isolieren der Wände war es nicht getan. Weitere Arbeiten, beispielsweise am Dachstuhl, waren nötig. 650 000 Euro kostete die Renovierung in den Jahren 2001 bis 2003. Den größten Teil übernahm das Erzbistum. Der Förderkreis steuerte - neben den Eigenleistungen - einige zehntausend Euro bei. Doch dabei ließ er es nicht bewenden. Baier und seine Mitstreiter machten weiter - bis heute. Stadtarchivar Marcus Guckenbiehl prüft regelmäßig den Zustand der Kirche, der Förderkreis versorgt die Öffentlichkeit mit Informationen, wirbt um Mitglieder und organisiert die freiwillige Mitarbeit, wenn etwas ehrenamtlich erledigt werden kann. Den Vorsitz hat Baier abgegeben, als Ehrenmitglied ist er aber nach wie vor dabei, wenn es um die alte Martinskirche geht. Gerade hat man die Orgel aus dem ehemaligen Don-Bosco-Seniorenheim für die Martinskirche bekommen. Dort steht sie im Chorraum und ist recht nützlich, um die Sänger der Chorgemeinde beim Üben zu unterstützen. Bruno Baier weiß das genau, denn er singt in dem Kirchenchor mit.

© SZ vom 03.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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