Neue Abbauflächen in Fürstenfeldbruck:Kiesgrube statt Waldlehrpfad

Fürstenfeldbruck opfert einen großen Teil des Rothschwaiger Forstes, um stadtnahe Grünflächen zu retten.

Gerhard Eisenkolb

200 000 Quadratmeter im Rothschwaiger Forst westlich von Fürstenfeldbruck sollen in den nächsten Jahren gerodet werden, um dort Kies abzubauen. Die Voraussetzung für diesen erheblichen Eingriff in den Naherholungsbereich der Brucker wird an diesem Dienstag der Regionale Planungsverband (RPV) mit der Ausweisung von Vorrangflächen für den Kiesabbau schaffen. RPV-Geschäftsführer Christian Breu hatte den Brucker Stadtrat in der vergangenen Woche in nichtöffentlicher Sitzung vorab über diese Lösung informiert. Nach SZ-Informationen gab es keinen Widerspruch der Kommunalpolitiker. Die Stadträte schluckten - zum großen Teil zähneknirschend - den Kompromiss, um ein anderes Ziel zu erreichen: Der Kiesabbau im Wald ist der Preis dafür, dass im Westen der Stadt das rund 160 000 Quadratmeter große Areal zwischen der B 471 und der Stockinger-Kiesgrube als Grünbereich erhalten bleibt und dieses Vorranggebiet für die Kiesgewinnung aus dem bestehenden Regionalplan herausgenommen wird. Abgestimmt wurde im Stadtrat nicht. Die Kompromisslösung gilt als unbefriedigend, weil das Problem, den Bruckern eine Kiesgruben-Kraterlandschaft in ihrem unmittelbaren Wohnumfeld zu ersparen, letztlich nur weiter vom Stadtrand weg in Richtung Südwesten verlagert wird. Die Genehmigung zum Kiesabbau im Rothschwaiger Forst muss das Landratsamt erteilen. Einen großen Entscheidungsspielraum hat es jedoch nicht mehr. Laut Breu wurde die Frage des Wasser- und Naturschutzes im Rahmen der Gesamtabwägung bereits geprüft. Wie der RPV-Geschäftsführer am Montag erklärte, besteht das Ziel darin, langfristig die Waldsituation zu verbessern. Die Bodenschätze würden abschnittsweise gewonnen. Jede Abbaufläche müsse anschließend wieder standortgerecht aufgeforstet werden, bevor der übernächste Abschnitt in Angriff genommen werden dürfe. Breu sagte, die "Sünden der Vergangenheit" dürften sich nicht wiederholen. Zudem hatte sich laut Christian Kieser, dem Leiter des Rechtsamtes im Brucker Rathaus, der frühere Eigentümer der Stockinger-Kiesgrube das Abbaurecht im alten Vorranggebiet für eine Fläche von 140 000 bis 160 000 Quadratmetern vor Gericht erstritten. Dieser Rechtstitel werde auf den Rothschwaiger Forst übertragen. Auch die Tatsache, dass in dem Wald die Trinkwasserbrunnen der Stadt liegen, wurde bei den Planungen berücksichtigt. Dem Kiesabbau wird auch ein Teil des Waldlehrpfades geopfert. CSU-Stadträtin Maria Röhl hofft nun, dass der Forst durch Bürgerprotest noch zu retten ist. Zweiter Bürgermeister Hans Schilling (CSU) sprach von einer "völlig unbefriedigenden Lösung". Die Brucker Bürger verlören nicht nur eine Riesenfläche Wald, sondern auch ein Naherholungsgebiet mit vielen Spazierwegen. Wird das Vorranggebiet vom RPV beschlossen und von der Regierung von Oberbayern genehmigt, kann dagegen, wie gegen jedes regionalplanerische Ziel, ein Normenkontrollverfahren angestrebt werden. (Kommentar)

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