Neubau:Kinder-Riegel

Neubau: Noch ist dort, wo das Kinderhaus in Gernlinden gebaut werden soll, eine große Ackerfläche.

Noch ist dort, wo das Kinderhaus in Gernlinden gebaut werden soll, eine große Ackerfläche.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

In Gernlinden plant die Gemeinde Maisach eine neue Tagesstätte. Den Entwurf möchten die Gemeinderäte aber überarbeiten lassen

Von Erich C. Setzwein, Maisach

Die leicht aufs Papier geworfene bunte Skizze täuscht. Das gefällig wirkende Gebäude, das das neue Kinderhaus im Maisacher Ortsteil Gernlinden darstellen soll, wirkt jetzt schon wie ein großer Riegel. Auf einem Grundstück an der Brucker Straße soll der Neubau einmal entstehen. Wie das Haus aussehen könnte, dafür hat das beauftragte Büro Firmhofer und Günther Architekten dem Gemeinderat in dessen letzter öffentlicher Sitzung vor der Corona-Krise einen allerersten Entwurf vorgestellt. Der fiel zwar überwiegend auf Zustimmung, aber die Forderungen der Gemeinderäte gehen ziemlich weit.

Eine Kinderkrippe für zwei Gruppen mit je zwölf Plätzen, ein Kindergarten für drei Gruppen mit jeweils 25 Plätzen sowie ein Kinderhort für zwei Gruppen von je 25 Schülern - das war im Wesentlichen die Vorgabe für die Architekten. Tobias Günther präsentierte den Entwurf eines langen zweigeschossigen Baukörpers mit mehr als 30 Räumen. Das Grundstück am südöstlichen Ortseingang von Gernlinden ist fast 3700 Quadratmeter groß, wird derzeit landwirtschaftlich genutzt und verfügt über einen bewaldeten Teil. Dieser soll für den Spielplatz mitgenutzt werden. Tangiert werden würde das ausgewiesene Areal, so die Architekten, von einer geplanten Umgehungsstraße, die sich derzeit noch im Vorplanungsstadium befinde.

Wegen der Lage des Grundstücks wird ein linearer Baukörper angestrebt. Alles sei nach dem Standardprogramm und den Mindestgrößen berechnet worden, sagte Günther. Das aber war sowohl Bürgermeister Hans Seidl (CSU) als auch der CSU-Fraktionsvorsitzenden und zuständigen Referentin Gabi Rappenglitz zu wenig. Man habe Kindertagesstätten in Maisach immer großzügiger gebaut, sagte Seidl, und Rappenglitz rechnete aus, dass die standardmäßig vorgesehenen 1,2 Quadratmeter Platz im Haus pro Kind "für unsere Kinder zu wenig" seien. Weil zwar Personalräume im Obergeschoss eingeplant seien, aber keine Besprechungsräume, forderte Rappenglitz größere Räume im Obergeschoss, sodass der erste Stock über das Erdgeschoss hinausreichen würde und diese Überdachung als Sonnenschutz fürs Erdgeschoss dienen könnte.

Auf den Bestellzettel des Gemeinderates ließ Hartmut Hombach (Grüne) noch seine Forderung nach einem weiteren Geschoss für Personalwohnungen setzen. Wenn man schon neu bauen könne, solle man auch an bezahlbare Wohnungen für die ohnehin schlecht bezahlten Kindergärtnerinnen denken, sagte er. Zudem wies Hombach darauf hin, dass das Gebäude so geplant werden müsse, dass der Inklusion Rechnung getragen werde. Dies sehe er bislang noch nicht.

Dass man nun die "Chance für Wohnraum nutzen" solle, das unterstützte auch Gottfried Obermair, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler. Am besten, so Obermair, "so viel wie möglich". Architekt Günther widersprach den Forderungen nicht und will mit einem überarbeiteten Entwurf bald in den Gemeinderat zurückkehren. Darin enthalten sein soll auch eine andere Dachform. Denn gegen das "flach geneigtes Dach" (Günther) regte sich bei den langjährigen Gemeinderatsmitgliedern Waltraut Wellenstein (SPD) und Josef Strauss (CSU) Widerstand. Beide verlangten, dass das Kinderhaus ein Satteldach bekommen solle. Wellenstein verwies auf die Lage am Ortseingange. Ein "Flachdach" vertrage sich nicht mit den Dächern der Häuser in der Umgebung. Geprüft werden soll zusätzlich, ob das Grundstück an die geplante Ortsumfahrung angeschlossen werden kann.

Sollte die Planung in diesem Jahr trotz Verzögerungen durch Corona noch gut vorankommen - ein Bebauungsplan mit öffentlicher Beteiligung soll parallel aufgestellt werden -, dann ist im zeitlichen Ablauf des Architektenbüros der Baubeginn für das kommende Jahr vorgesehen. Die reinen Baukosten für den zweigeschossigen Bau wurden von den Architekten auf etwa 4,3 Millionen Euro geschätzt. Dazu käme die Herstellung der Außenanlagen mit etwa 400 000 Euro. Sollte ein Geschoss mit Wohnungen zusätzlich gebaut werden, erhöhen sich auch die Baukosten. Um wie viel, wurde noch nicht bekannt. Fertiggestellt sein soll das Kinderhaus Gernlinden zu Beginn des Kindergartenjahres im September 2022.

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