Naturschutz:"Der Mensch setzt sein Hirn nicht ein"

Monika Drasch und Georg Glasl vertonen die Umweltdokumentation "Grün kaputt" von Dieter Wieland. Sie machen dadurch auf die katastrophale Naturzerstörung aufmerksam

Interview von Eva Runkel, Fürstenfeldbruck

"Grün Kaputt"

In "Grün kaputt" kritisiert Dieter Wieland nicht nur die Zerstörung heimischer Pflanzen durch den Flächenfraß, sondern auch, dass sie aus den Gärten immer mehr verschwinden und durch Zierpflanzen und importierte, pflegeleichte Alternativen ersetzt werden.

(Foto: Dieter Wieland)

In seinem Dokumentarfilm "Grün kaputt" hat Dieter Wieland 1983 die Zerstörung der Umwelt und die Vertreibung heimischer Pflanzen aus den Gärten kritisiert. Monika Drasch und Georg Glasl greifen den Film nun wieder auf, indem sie ihm ein Konzert widmen.

SZ: Wie kam es zu der Idee, den Film musikalisch umzusetzen?

Monika Drasch: Das war letztes Jahr in einem Gespräch mit der damaligen Kulturbeauftragten des Landkreises, die für die Kreiskulturtage jemand gesucht hat, der sich mit Heimat im Wandel auseinandersetzt. Da sind wir schnell auf Dieter Wieland zu sprechen gekommen, auf dessen tolle Texte und Sendungen.

Monika Drasch im Sudhaus; Kultur im Schloß Seefeld:

Monika Drasch stammt aus Hengersberg und wurde als Mitglied des Bairisch-Diatonischen Jodelwahnsinns bekannt. Neben ihrem Markenzeichen, der grünen Geige, spielt sie Zither, Kuhhorn, Saxofon, Dudelsack.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Wie kamen sie dann ausgerechnet auf "Grün kaputt"?

Zuerst war eigentlich klar, dass wir etwas von Dieter Wieland umsetzen wollten. Mit der Organisatorin der Kreiskulturtage und mir hatten sich zwei Wieland-Fans gefunden. Und "Grün kaputt" ist ja einer seiner berühmten Filme, also wollten wir da etwas daraus machen. Die Idee von Georg Glasl war es dann, durch Zuspielungen die Stimme von Dieter Wieland mit ins Programm zu holen.

Haben Sie den Film damals, als er veröffentlicht wurde, auch schon gesehen?

Nein, mein Interesse für politische Themen und die Umwelt kam erst später, als ich beim Bairisch-Diatonischen Jodelwahnsinn war. Und jetzt, mit zwei eigenen Kindern, regt es mich vermehrt wahnsinnig auf, wenn ich sehe, wie die Dinge im Bezug auf Naturerhalt nicht vorangehen. Der Mensch setzt sein Hirn nicht ein!

Inwiefern haben die Themen, so wie sie Wieland zeigt, heute noch Aktualität?

Allein diese Flächenfraß-Geschichte, die schon wieder aufgelockert wurde! Dass man jetzt doch an Autobahnen Gewerbegebiete bauen darf. Das ist doch einfach das Allerletzte, wenn man sieht wie viele Flächen zubetoniert werden und gleichzeitig aber Gebäude leer stehen und wie greislich das alles ausschaut. Also ganz einfach: Richtige Empörung über diese Naturzerstörung! Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemanden nicht interessiert; der muss entweder blind oder ein bisschen dumm sein, ehrlich gesagt.

Wie werden Sie dieses Thema musikalisch umsetzen?

Der Georg Glasl hat unglaublich schöne Sounds, die ganz wunderbar irritieren. Da haben die Leute auch schon mal gefragt, was da kaputt sei. Die Idylle bleibt dabei nie lange stehen, bevor es schön wird, kommt immer irgendein Seitenhieb. Es bleibt aber nicht nur instrumental, ich spreche durchaus auch oder singe eine Litanei oder ein Fürbittlied, weil letztlich schadet beten in dieser verrückten Zeit, wo nichts weiterzugehen scheint, auch nicht. Es gibt ja unglaublich viele Lieder, da geht es um den Auerhahn und den grünen Wald und wie schön es ist. Das stimmt ja alles nicht mehr. Als große Liebhaberin dieser alten Volkslieder singe ich sie ja wahnsinnig gerne, aber wenn man sich einmal die Texte anschaut oder in dem Moment, in dem man das auf der Bühne singen möchte, da muss man sich überlegen: "Warum singe ich das noch?".

Das ist ja nicht das erste Konzert über "Grün kaputt", wie haben die Zuschauer denn bisher reagiert?

Also vor Kurzem gab es schon auch eine Stimme bei den Zuhörern, ob wir denn nicht bitte etwas Lustiges spielen könnten. Kürzlich haben wir vor einem Konzert dann einfach gesagt, dass es ein ernstes Programm ist und dass man sich darauf einstellen muss. Witzige Momente gibt es aber trotzdem auch. Da hat es dann gut geklappt. Die Abschlussworte des Bürgermeisters waren danach: "Das war ein wunderbarer Bußgottesdienst". Da haben dann alle wieder gelacht und das war genau das Richtige. Man kann jetzt keinen Witz daraus machen, aber man kann es so erhöhen, dass man sich auch wieder amüsieren kann.

Was war Dieter Wielands Reaktion, als er das Konzert besucht hat?

Der war total gerührt. Er hat sich sehr bedankt bei uns, dass wir das Thema lebendig auf die Bühne bringen und auch seinen Texten damit so einen Stellenwert geben. Er hat durchaus Sorge gehabt, was wir da treiben und ob man seine Texte richtig versteht. Aber wir sind sehr respektvoll damit umgegangen, und er kam danach sogar auf die Bühne und hat eine Ansprache gehalten: "Gebt nicht nach und bleibt engagiert!".

"Grün kaputt", Lichtspielhaus Fürstenfeldbruck, Samstag, 27. Oktober, 20 Uhr

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