Naturfotografie :Großer Bär und zahme Adler

Lesezeit: 3 Min.

Die Naturfoto-Tage am Kloster Fürstenfeld sind mittlerweile das größte Naturfoto-Festival Europas

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Dicht über die Köpfe der Zuschauer hinweg fliegt der Adler zu seinem Landeplatz. (Foto: Günther Reger)

Der Weg nach oben ist für Fallon und Sioux ein gemütlicher. Die beiden amerikanischen Weißkopfseeadler dürfen auf den Armen ihrer Falkner Platz nehmen. Dann geht es über 339 Stufen hinauf auf den 70 Meter hohen Turm der Klosterkirche Fürstenfeld. Von dort starten die Adler hinab in Richtung Waaghäuslwiese: Fallon fliegt los, bleibt erst hoch in der Luft und steuert dann im Sinkflug sein Ziel an, fährt die Beine aus wie ein Flugzeug das Fahrwerk und landet sicher auf dem Arm jenes Falkners, der da unten auf ihn wartet. Sioux, der Jungadler, der noch nicht das markante weiße Gefieder am Kopf besitzt, gleitet noch etwas zögerlicher herab. Doch auch er kommt gut an. Die Fotoapparate der Zuschauer machen klick, klick, klick, und mancher Besucher duckt sich, weil die Adler so tief über die Köpfe hinweg fliegen.

Die Greifvögel der Station Hellenthal in der Eifel sind auch heuer die Attraktion bei den Naturfototagen in Fürstenfeld. Sie sind nicht nur schön anzusehen, sondern eignen sich prima als Fotomotiv. "Wenn Ihr Bild schwarz geworden ist, dann war der Adler zu nah", kalauert der Sprecher, der die Flüge der Vögel live kommentiert. Ein Adler im Anflug, da ist jeder Fotograf gefordert. Mit der Klosterkirche im Hintergrund ist das ein unschlagbares Motiv.

Die Naturfototage sind alljährlich ein Platz, um sich über die technische Weiterentwicklung der Fotografie zu informieren, um in Workshops selbst Neues auszuprobieren und um professionelle Naturaufnahmen zu betrachten - in den Ausstellungen und Vorträgen. "Eine Reise um den Äquator" zeigt die Freiluftausstellung auf der Waaghäuslwiese: Gelbbrustaras im Regenwald, ein Galapagos-Fregattvogel mit leuchtend roter Brust, ein junges Lama mit zotteliger Haarpracht, vor einem Feuer in afrikanischen Wälder davon fliegende Störche oder unzählige Flamingos im Wasser, deren fotografisch festgehaltener Anblick die Assoziation erweckt, es handle sich dabei um Noten einer musikalischen Komposition. Die schiere Größe der Bilder unterstreicht die Schönheit der Aufnahmen, die Betrachtung aus der Distanz lässt sehr viel mehr Eindrücke zu, als wenn solche Fotos lediglich in Albengröße vorliegen.

Michaela Walchs Bild von der Kohlmeise, die neben einem Braunbären sitzt, ist in Slowenien entstanden. Mit ihm gewann sie den Gesamtwettbewerb. (Foto: Günther Reger)

In Haus 10 hängen die "Glanzlichter", die Siegerfotos des größten deutschen Naturfotowettbewerbs. Dort ist auch eine mutige Kohlmeise zu sehen, die sich neben einen Braunbären auf einen Stein gesetzt hat. Michaela Walch hat die Szene in Slowenien beobachtet - und rechtzeitig abgedrückt. Ihr Foto ist in diesem Jahr Gesamtsieger des Wettbewerbs, der seine Preisträger in insgesamt acht Kategorien am Freitagabend im Stadtsaal gekürt hat.

Bei ihrer Planung vor zweieinhalb Jahren wurden die Naturfototage 2019 in den Ferienmonat August verlegt, weil sich die große Fotomesse Photokina in Köln, die bislang im Herbst stattfand, zeitlich neu orientierte und sich dafür ausgerechnet einen Termin Mitte Mai ausgesucht hatte - was mit den seit Jahren stattfindenden Naturfototagen in Fürstenfeld kollidierte. Man habe daraufhin alle Optionen durchgespielt, erzählt Veranstalter Udo Höcke: die Fototage ausfallen zu lassen, den Veranstaltungsort zu wechseln oder eben jenen Termin im August zu belegen, den das Brucker Veranstaltungsforum anbot. Man entschied sich für die riskante Variante in den Sommerferien. "Wir wollten ja hier bleiben", betont Höcke.

Andreas Klotz hat den nachdenklichen Schimpansen in Uganda fotografiert. (Foto: Günther Reger)

Nicht alle Aussteller konnten oder wollten das mitmachen. 31 weniger sind es in diesem Jahr, vor allem im Obergeschoss der Tenne werden die entstandenen Lücken mit weiteren Fotoausstellungen aufgefüllt. Aber auch 14 neue Firmen sind dabei, die bisher noch keinen Platz gefunden hatten. Das eigens für die Ferien ausgearbeitete Kinderprogramm mit Naturerlebnisangeboten und Fotoworkshops stieß indes auf so gut wie keine Resonanz, obwohl die Veranstalter im Vorfeld 23 Schulen und Kindertagesstätten darauf aufmerksam gemacht hatten. "Das war unsere größte Enttäuschung", sagt Höcke.

Ansonsten ist er mit dem Besuch zufrieden. Man sei "voll auf Niveau", sagt er, wenn auch bei einem Rundgang bei angenehm-sonnigem Sommerwetter am Samstagnachmittag der Eindruck überwiegt, der Andrang sei diesmal deutlich geringer als sonst. An den Stand des Film- und Fotoclubs Fürstenfeldbruck kommen die Besucher wie eh und je. Sie dürfen unter den dort ausgestellten Fotos der Mitglieder ihre Favoriten wählen. Die eigene Ausstellung zu organisieren, sei auch diesmal kein Problem gewesen, sagt Kassier Horst Plafka: "Wir haben genügend Leute, die nicht feriengebunden sind." Im nächsten Jahr wird es ohnehin wieder anders sein. Dann finden die Naturfototage von 23. bis 26. April statt. "Dort bleiben wir dann auch", weiß Udo Höcke schon.

© SZ vom 26.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: