Nagetierplage:Rattenjagd in Olching

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Entlang des Amperkanals sind Spaziergängern die Nagetiere über den Weg gelaufen. Um eine "explosionsartige Entwicklung" der Population zu verhindert, hat die Stadt Giftköder ausgelegt.

Von Julia Bergmann, Olching

Weil Anwohner und Spaziergänger entlang des Amper-Triebwerkskanals vermehrt Ratten beobachten, wird die Stadt nun aktiv. Seit dieser Woche bekämpft ein Hygiene-Dienstleistungsunternehmen die dort beheimateten Tiere mit speziellen Ködern. Denn vor allem, wenn Populationen stark anwachsen, stellen sie ein potenzielles Gesundheitsrisiko für Anwohner dar. Die Maßnahmen sollen rund acht Wochen andauern.

Den Befall im Bereich des Kleinen Wertstoffhofs in der Nöscherstraße schätzt Thomas Neubert, der beim Bauamt für die Bereiche Grünplanung und Umweltschutz zuständig ist, höchstens als mittelschwer ein. "Er war nie überdimensional hoch. Aber wir sind vom Gesetz her verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, wenn uns ein Befall auf einer öffentlichen Grundfläche bekannt wird", sagt er. Dass sich die Tierchen gerade an dieser Stelle, etwa 150 Meter flussauf und - abwärts des Schillerstegs, eingerichtet haben, überrascht Neubert nicht. "Wanderratten findet man überall an Gewässern", sagt er. Dort kommen die Nagetiere besonders leicht an Nahrung.

Besonders problematisch sei, dass Spaziergänger an dieser Stelle regelmäßig die heimischen Wasservögel füttern. Aber auch unachtsam weggeworfener Müll von Passanten ziehe die Tiere an. Das betont auch Georg Kaim, der Chef des Beauftragten Unternehmens. Er bittet darum, besonders während der kommenden Wochen auf das Füttern der Vögel zu verzichten. "Das Futter kann für die Ratten attraktiver sein, als mein Köder", sagt Kaim. Somit wären die Bekämpfungsmaßnahmen wirkungslos.

Mit den Maßnahmen möchte man nun einer explosionsartigen Entwicklung der Rattenpopulation entgegen wirken. Dazu wurden entlang des Flussufers 15 schwarze Boxen aufgestellt. Wie viele Ratten genau in den Bauten entlang der Amper leben, könne Kaim nicht mit Sicherheit sagen, da die Tiere dämmerungsaktiv seien und sich eher selten an die Oberfläche wagen. "Man geht im allgemeinen davon aus, dass in Städten eine Ratte auf einen Einwohner kommt. Und das ist eher noch eine defensive Schätzung", so Kaim.

In den Stationen, die nun aufgestellt wurden, befindet sich, für Kinderhände unzugänglich, weil die Box im Inneren in mehrere Kammern unterteilt ist, der gut fixierte Köder. "Auch die Boxen selbst sind mit Drahtschlingen befestigt und nur mit einem Spezialschlüssel zu öffnen", erklärt Kaim. Im Idealfall werden die Ratten neugierig, knabbern den Köder an und verenden innerhalb weniger Tage. Dass die Wirkung zeitlich verzögert auftritt, sei deshalb von Vorteil, da die überlebenden Ratten die Futterquelle nicht mehr mit dem Tod der Artgenossen in Verbindung bringen. Würde die Wirkung unmittelbar eintreten, könnten die übrigen Nagetiere die Ursache für den Tod der Artgenossen ausmachen und würden den Köder in Folge dessen meiden.

15 Boxen stehen am Rand der Amper. Darin befindet sich, gut fixiert, das blutgerinnungshemmende Gift. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Für den Menschen ist das eingesetzte Mittel aber nur dann gefährlich, wenn es in größeren Mengen verschluckt wird. "Man müsste ein Zehntel des eigenen Körpergewichts zu sich nehmen", erklärt Kaim. Ein zehn Kilogramm schweres Kind müsste also den Inhalt aller 15 Boxen verspeisen, um ernsthaft in Lebensgefahr zu geraten. Außerdem versichert er, dass der Wirkstoff, der in den Ködern enthalten ist, bei bloßem Hautkontakt nicht vom Organismus aufgenommen werde.

"Aber auf die leichte Schulter nehmen sollte man die Angelegenheit dennoch nicht", betont der ausgebildete Biologe. So weist auch die Stadt in einer Pressemitteilung darauf hin, dass Kinder während der Bekämpfungsmaßnahmen nicht unbeaufsichtigt im Bereich entlang des Amper-Triebwerkskanals spielen sollen. Während der kommenden Wochen sollen auch Hunde an der Leine geführt werden und die zugriffsgeschützten und befestigten Stationen dürfen weder berührt noch bewegt werden.

Negative Auswirkungen auf die Umwelt seien durch den Einsatz der Köder ebenfalls nicht zu erwarten. Zum einen handle es sich bei dem Wirkstoff um eine ölige Substanz, die sich schlecht mit Wasser vermische, zum anderen, werden die Stationen regelmäßig von der beauftragten Firma überprüft, so Kaim. Im Falle eines Hochwassers etwa könne man schnell vor Ort sein und das Eindringen von Wasser in die Boxen vermeiden.

© SZ vom 16.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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