Beim jährlichen Treffen der Faschingsgarden im Bürgerzentrum Gernlinden sind Vergleiche erlaubt und erwünscht. Was ist stilprägend? Geht es hin zu mehr tänzerischem Können oder steht die Akrobatik im Vordergrund? Oder gar beides? Auf den ersten Blick ist im mit 350 Besuchern ausverkauften Saal nicht viel Neues erkennbar; auf den zweiten gibt es hier und da doch Unterschiede. Fügen sich die jeweiligen Prinzenpaare nach ihrer Vorstellung schnell ins Ensemble ein, ist das bei Alexander I. und Vanessa I., dem offiziellen Prinzenpaar der Kreisstadt Fürstenfeldbruck, ganz anders.
Die Garde der Brucker Faschingsfreunde.
(Foto: Günther Reger)Alexander von Oehsen, 25, und seine Prinzessin Vanessa Kolper, 26, dem Prinzenpaar der Brucker Faschingsfreunde, merkt man sofort ihre Tanzfreunde an. Schon ihr Prinzentanz ist eine fetzige Samba in perfekter Ausführung. So geht es im Rahmen des Showprogramms der Tanzfreunde "Welcome to the Jungle" weiter. Das Prinzenpaar glänzt gleich mit mehreren Solo-Tanznummern. Am Ende des Dschungel-Programms mit den entsprechenden Urwaldkostümen hebt Alexander seine Vanessa hoch über seinen Kopf, und die Prinzessin verabschiedet sich stehend auf seinen Schultern vom begeistert applaudierenden Publikum. Zwölf Showgruppen hat der Veranstalter, die Faschingsgilde Olching (FGO), diesmal nach Gernlinden eingeladen. FGO-Hofmarschall Guido Amendt, zusammen mit Ludwig Gruber launiger Moderator der Veranstaltung, ist jedes Jahr wieder begeistert, wenn er in den Saal kommt.
Tänzerische Darbietungen von Fun Unlimited Germering.
(Foto: Günther Reger)"Seit fünf Jahren sind wir zum ersten Mal wieder ausverkauft", konstatiert er zufrieden und strahlt über das ganze Gesicht. Erlebt der Fasching eine Renaissance? Amendt ist fest davon überzeugt. Der Saal hat zwar eine Bühne, aber die wird absichtlich nicht benutzt. Die Show erfolgt bewusst vor der Bühne auf einer Ebene mit dem Publikum. "Die Zuschauer sind so ganz nah dran", bekräftigt der Hofmarschall, "das ist ein richtiger Hexenkessel". Den betreibt jetzt die Germeringer Gruppe "Fun Unlimited". Sie verbreiten mit ihrem Programm "Night and Day" wirklich Spaß ohne Ende. Die Gruppe besticht immer wieder durch ihr schnelles und virtuoses Umziehen hinter einem schwarzen Vorhang. Wenn die zwölf Tänzerinnen in einer Reihe stehen und ihre Beine revuemäßig nach oben werfen, hat es etwas vom ehemaligen Fernsehballett. Die sechs Männer von Fun Unlimited glänzen nicht nur bei Hebefiguren, sondern auch durch Sprünge und Akrobatik. Die Gruppe, gekonnt moderiert von Florian Bader, verbreitet Lebensfreude pur.
Hofmarschall Guido Amendt von der gastgebenden Faschingsgilde Olching. Für den Moderator zeigt nicht zuletzt diese ausverkaufte Veranstaltung in Gernlinden: Der Fasching erfährt eine Renaissance.
(Foto: Günther Reger)Die Heimatgilde Fürstenfeldbruck ist mit ihrem Kinderprinzenpaar Philipp III. und Kim I. und mit ihrem Programm "Traumfänger" gekommen. Meerjungfrauen und Piraten stehen im Mittelpunkt. Auch die Heimatgilde braucht bei der diesjährigen langen Faschingssaison Ausdauer und Kondition. "Die Auftritte werden sich wieder am Schluss ballen", sagt Gildemeister Daniel Brando. In Vorbereitung ist bei der Heimatgilde schon wieder das jährliche Faschingstreiben am Rosenmontag in der Brucker Buchenau. Nach dem FGO-Programm "Das Spiel mit Feuer und Eis" von "Spirit of Motion" haben sich die Organisatoren zwei Highlights für den Schluss aufgehoben. Die "Schäffler", die Fassmacher aus München, führen in ihren grün belaubten Reifen ihren traditionellen Rundtanz vor, der nur alle sieben Jahre stattfindet. Besonders von den vielen anwesenden Frauen begeistert verfolgt wird das Männerballett der Olchinger Tanzfreunde. "Party around the World" hat Trainerin Petra Schüler mit ihren Männern einstudiert.
Seit 22 Jahren existiert das Männerballett. Michi Pankin, 52, ist seit acht Jahren dabei und wie die meisten seiner Showkollegen lässt ihn das Ballett nicht mehr los. "Es geht stetig bergauf", sagt Pankin. Diesmal hat Schüler keine Pausenlieder eingebaut, so dass die Männer bei ihrem rasanten 20-Minuten-Auftritt mächtig ins Schwitzen kommen. Pankin hofft auf Gnade von Schüler und auf einige Verschnaufpausen, die die Trainerin doch noch ins neue Programm einbaut.