Nachruf:Hermann Nehlsen gestorben

Hermann Nehlsen; Nachruf DAH und FFB

Hermann Nehlsen war auch Vorstand der Stiftung, die Anita Moór, Tochter des Brucker Malers Henrik Moór, zur Erinnerung an ihren Vater gegründet hat.

(Foto: Elena Nehlsen)

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Von 1990 an war Hermann Nehlsen, Rechtshistoriker und Inhaber eines Lehrstuhls an der Universität München, für zwei Jahrzehnte neben der Sparkasse Fürstenfeldbruck einer der maßgeblichen Kulturförderer im Landkreis. Die hierfür erforderlichen Finanzmittel steuerte er über sein Ehrenamt als stellvertretender Vorsitzender der Kester-Haeusler-Stiftung bei. Die Möglichkeit, über Geldmittel zu verfügen ist eines. Zu einem erfolgreichen Wirken gehören aber auch noch die richtigen Ideen sowie die Hartnäckigkeit, diese konsequent umzusetzen. Dass dies zum großen Teil an dem Ort geschah, an dem die bundesweit wirkende Stiftung ihren Sitz hat, war für Fürstenfeldbruck ein Glücksfall. Für Nehlsen erwuchs aus diesem Engagement eine enge Bindung zum Landkreis und dessen Kulturleben. Am 2. Januar ist der Rechtswissenschaftler im Alter von 84 Jahren nach längerer Krankheit in seinem Wohnort Planegg gestorben.

In einem Punkt wirkt der Verstorbene im Landkreis dauerhaft nach. Da einer seiner Forschungsschwerpunkte das Stiftungs- und Erbrecht war, war es für ihn selbstverständlich, sich 1999 bei der Gründung der Bürgerstiftung für den Landkreis als Stifter in die Pflicht nehmen zu lassen. Das war nicht sein einziger Beitrag zur Verankerung der Stiftungsidee in der Gesellschaft. Der Jurist beriet zudem im Landkreis und darüber hinaus Gründer von Stiftungen. Mit einem Rechtsgutachten zeigte er nach der Wiedervereinigung den Weg zur Rettung der 1859 gegründeten Schiller-Stiftung in Weimar auf, deren Hauptkapital ein Mehrfamilienhaus in der Kaiserstraße in Schwabing war. Ihm bescherte das ein weiteres Ehrenamt. Zuerst gehörte er dem Vorstand der Schiller-Stiftung an, später dessen Ehrensenat.

Die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse bezeichnete der Geehrte als Ansporn, sich bis ins hohe Alter weiter zu engagieren, solange die Kräfte reichten. Seit dem Ausscheiden Nehlsens aus dem Vorstand der Kester-Haeusler-Stiftung ist deren kulturelles Engagement im Landkreis fast ebenso zum Erliegen gekommen wie die beliebten Vortragsabende in der Kester-Haeusler-Villa an der Dachauer Straße. Im Rückblick zeigt das, wie wichtig es war, im Vorstand einen Wissenschaftler zu haben, der sein profundes kulturelles Interesse mit der Begeisterung verband, Künstler zu fördern und einen Beitrag zur Bewahrung von Kulturgütern wie dem Churfürstensaal in Fürstenfeld zu leisten oder in der Kreisstadt Symposien wie das zum 650. Todestag von Kaiser Ludwig dem Bayern oder literarische Veranstaltungen zu initiieren und Förderpreise zu vergeben.

Ohne ihn gäbe es in Fürstenfeldbruck wohl auch keine psychiatrische Klinik des Bezirks Oberbayern auf dem ehemaligen Nordteil des Kester-Haeusler-Areals. Mit seiner visionären Idee, dort einen Neubau der Kreisklinik zu errichten, scheiterte Nehlsen am Nein des Stadtrats. Die kleinere Psychiatrie fand Zustimmung, auch wenn die Umsetzung Jahrzehnte dauerte. Erst solche Grundstücksgeschäfte brachten der Stiftung das Geld für die generöse Kulturförderung.

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