Nach zehn Jahren der Planungen:Fürstenfeldbruck erhält zweite Moschee

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Mit Kompromissbereitschaft und einem verschobenen Minarett kann der Türkisch-Islamische Verein Ditib die Klage eines Nachbarn gegen das Vorhaben abwenden. Im Mai soll Baubeginn sein

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

"Jetzt ist es nur noch eine Frage von Formalien", ist sich Mehmet-Akif Nemutlu sicher. Nach weit mehr als zehn Jahren scheint das Ziel des Ehrenvorsitzenden sowie des ganzen Türkisch-Islamischen Vereins Ditib so gut wie erreicht. Voraussichtlich im kommenden Mai werden die Bauarbeiten für eine Moschee an der Augsburger Straße beginnen. Das letzte Hindernis, die Klage eines Nachbarn vor dem Verwaltungsgericht, konnten die Ditib-Mitglieder mit ihrer Kompromissbereitschaft und veränderten Plänen aus dem Weg räumen. Nach der Mevlana-Moschee in der Zadarstraße im Westen der Kreisstadt wäre der Neubau, dessen Grundstück an den Volksfestplatz angrenzt, die zweite Moschee in Fürstenfeldbruck.

Zuletzt, das heißt seit rund zwei Jahren,

wurde das Bauvorhaben durch die Klage eines Nachbarn verhindert. Dieser störte sich am vorgesehenen Standort des Minaretts an der rückwärtigen Gebäudeseite (auf dem Foto des Modells von 2004 ist dieser Standort zu erkennen). "Weil er befürchtet hat, der Schatten fällt auf sein Haus", erläutert Nemutlu. "Jetzt haben wir das Minarett mehr in Richtung Augsburger Straße gerückt." Wie die Stadt Fürstenfeldbruck als Genehmigungsbehörde, gegen die sich die Klage richtete, mitteilt, wird der Turm nun etwa zwölf Meter näher in Richtung Augsburger Straße gebaut werden. Die Höhe reduzierte der Königsbrunner Architekt Horst Wüst von 18,20 auf 17,58 Meter. Ein Muezzin wird das an der breitesten Stelle zwei Meter Durchmesser fassende Minarett aber nicht besteigen, um die Gläubigen mehrmals täglich zum Gebet zu rufen. In Fürstenfeldbruck hat der Turm, der niedriger sein wird als der höchste Kirchturm, rein symbolischen Charakter.

Den dementsprechend abgeänderten Plan genehmigte der Bauausschuss des Stadtrates im Juni. Im September teilte der Anwalt der Nachbarn dem Bayerischen Verwaltungsgericht mit, dass sein Mandant keine Klage einreichen wird, wenn dieser jüngste Entwurf realisiert wird. Das, erläutert Andreas Schnödt von der städtischen Bauverwaltung, müsse der Ditib-Verein der Stadt nun in schriftlicher Form vorlegen. Wie Nemutlu ausführt, wird der Vorstand "in den nächsten Tagen" beschließen und schriftlich festhalten, dass die Moschee nach den neuesten im Juni gebilligten Plänen gebaut werden soll. Auch Schnödt sieht in dem Vorgang "eine reine Formalie". Danach gibt es nach seiner Auskunft keine Einspruchsmöglichkeit mehr - es sei denn, der Verein will die Pläne doch noch einmal verändern.

Nach dieser jüngsten Verzögerung - die erste Planung stammt von 2004, das 700 Quadratmeter große Grundstück wurde bereits 2002 gekauft - wird es nach der Einschätzung des Ehrenvorsitzenden noch einige Monate dauern, bis der Bau beginnen kann. "Die Verhandlungen mit den Baufirmen werden wir alle noch einmal durchführen müssen", schließlich seien die auf dem Stand von 2013. Und im Baugewerbe ändert sich innerhalb von zwei Jahren viel, vor allem an den Preisen. Die neuesten Kostenschätzungen liegen bei 1,5 Millionen Euro. Da aber einige der insgesamt rund 200 Vereinsmitglieder im Handwerk tätig sind, hofft Nemutlu, dass die Kosten womöglich durch den Arbeitseinsatz der Gläubigen gedrückt werden können. An Bauzeit rechnet er mit eineinhalb bis zwei Jahren.

Womit Ditib vor ein weiteres Problem gestellt wird: Wo können sich die Gläubigen währenddessen zum Gebet treffen? Wo soll der Imam solange wohnen? Man suche bereits nach einem 80 bis 100 Quadratmeter großen Raum und eine Zwei-Zimmer-Wohnung, doch das sei nicht so leicht, obwohl man auch mit einer Lagerhalle zufrieden wäre oder renovierungsbedürftigen Räumlichkeiten, erklärt der Ehrenvorsitzende. Doch er ist zuversichtlich, dass der Türkisch-Islamische Verein rechtzeitig Alternativen findet. Ebenso wie er fest davon überzeugt ist, dass die Baukosten durch Spenden finanziert werden können. 300 000 Euro sind bereits da und Nemutlu rechnet damit, dass sie nun erst richtig fließen werden, wenn der genaue Baubeginn feststeht. Nachdem er und der Türkisch-Islamische Verein schon so viele Jahre für das Bauvorhaben kämpfen, Vorbehalte des Landratsamtes und der Stadt Fürstenfeldbruck durch Zugeständnisse wie eine Tiefgarage und andere Nachbesserungen aus dem Weg räumen konnten, ist Nemutlu optimistisch, dass nun alles klappt.

© SZ vom 06.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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