Nach Silvestereinsatz in Puchheim:Verunsicherte Helfer

Kreisbrandrat Hubert Stefan und Puchheims Feuerwehrkommandant Thomas Rieck sind schockiert über die Attacken auf Einsatzkräfte.

Andreas Ostermeier

Die Puchheimer Feuerwehrleute sind irritiert. Die Verwunderung über die Vorgänge am Silvesterabend ist ihrem Kommandanten Thomas Rieck bei jedem Wort anzumerken, denn die Helfer sind selbst zu Opfern geworden. Dass ihr freiwilliger Dienst, Brände zu bekämpfen, oftmals gefährlich ist, das wissen sie, darauf haben sie sich eingestellt. Dass ihnen aber Gefahr aus dem Kreis der Schaulustigen droht, das ist eine neue Erfahrung. Eine Erfahrung, die die Feuerwehrleute verunsichert, frustriert, wohl auch wütend macht. "Was in Puchheim passiert ist, das ist bisher einmalig", sagte Fürstenfeldbrucks Kreisbrandrat Hubert Stefan am Montag der SZ.

Was die Helfer empört, das war ein Einsatz am Silvesterabend. Kurz nach 23 Uhr rückten Wagen der Feuerwehr Puchheim-Bahnhof aus, um einen Balkonbrand in der Adenauerstraße zu löschen. Mobiliar hatte - wohl verursacht durch eine Rakete - Feuer gefangen. Die Scheiben der Wohnung im achten Stock waren nach Auskunft von Rieck bereits geborsten, das Feuer drohte auf die Wohnräume überzugreifen. Feuerwehrleute bekämpften den Brand von einer Drehleiter aus, zwei Helfer brachen die Wohnungstür auf und gingen das Feuer von den Wohnräumen aus an. Rasch gelang es den Einsatzkräften, den Balkonbrand zu löschen.

Um Mitternacht zündeten zahlreiche Feiernde in dem Viertel zwischen den Hochhäusern ihre Feuerwerkskörper. Da war der Brand bereits gelöscht, die Feuerwehrleute räumten in einem Innenhof ihre Ausrüstung wieder auf. Laut Polizei flogen auch Feuerwerkskörper in Richtung der Helfer. Zwei Polizisten, die geholfen hatten, den Einsatzort abzuriegeln, ermahnten eine Gruppe von Leuten, die in der Nähe der Gaststätte "Istrien" stand, beim Abschießen von Raketen vorsichtiger zu sein. Später erfuhr die Streife, dass unter einem Feuerwehrfahrzeug Feuerwerkskörper angezündet worden waren - wohl "gezielt", wie Klaus Gründler von der Gröbenzeller Polizei am Montag sagte. Zwar konnte das Feuer unter dem Auto schnell gelöscht werden, dennoch zerstörte es unter anderem die Benzinleitung sowie Kabelstränge. Puchheims Feuerwehrkommandant rechnet mit einem Totalschaden an dem Einsatzfahrzeug. Die Polizei sucht deshalb nach Zeugen, die Auskunft darüber geben können, wie der in der Adenauerstraße abgestellte Feuerwehrwagen in Brand geraten ist (Hinweise unter Telefon 08142/59 52-0).

Wie die Polizei, so geht auch Rieck davon aus, dass das Feuer unter dem Auto absichtlich gelegt worden ist. Das Mehrzweckfahrzeug fällt nun für weitere Einsätze aus. Schlimmer als der Verlust des Wagens trifft die Feuerwehrleute allerdings die Attacke mit den Feuerwerkskörpern. 316 Mal ist die Puchheimer Wehr im vergangenen Jahr ausgerückt, "um anderen zu helfen", wie Rieck sagt. Da seien solche Vorfälle "frustrierend". Kreisbrandrat Stefan äußerte sich in ähnlicher Weise. Sowas habe es im Landkreis "noch nie" gegeben, sagte er. Dabei war das Fahrzeug eindeutig als Feuerwehrwagen gekennzeichnet - rot lackiert und mit einem Blaulicht ausgerüstet.

Nun müsse man sich Gedanken machen, wie eine Gefährdung der Helfer künftig verhindert werden könne und man sich an Silvester verhalten solle, sagte Stefan. Darüber wird in Feuerwehrkreisen diskutiert werden. Momentan herrscht aber Ratlosigkeit. Denn mit einer Attacke auf sich haben die Helfer bislang nicht gerechnet. Jetzt sitzt die Verunsicherung tief.

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