Süddeutsche Zeitung

Nach Explosion in Germering:Ermittlungen gegen einen Toten

Lesezeit: 1 min

Die Polizei ermittelt nach der Haus-Explosion in Germering gegen den 88-jährigen Besitzer wegen Mordes. Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer erklärt warum.

Wolfgang Krause

Nach der Explosion eines Einfamilienhauses in Germering verdächtigt die Polizei den beim Einsturz ums Leben gekommenen 88-jährigen Besitzer, das Haus absichtlich in die Luft gesprengt zu haben. Anhaltspunkte, dass die bei der Explosion getötete 84-jährige Ehefrau oder ein Dritter die Explosion verursacht haben, gibt es bislang nicht. Die SZ sprach mit Hans-Peter Kammerer, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord, über die Ermittlungen gegen einen Toten.

SZ: Der mutmaßliche Täter wird sich nicht mehr vor Gericht verantworten müssen. Welchen Zweck verfolgen die weiteren Ermittlungen der Polizei und wann ist der Punkt erreicht, an dem sie eingestellt werden?

Hans-Peter Kammerer: Entscheidend ist es jetzt, durch Spurenauswertung und Vernehmungen im Umfeld des Paares festzustellen, was genau passiert ist. Es geht hier um die Aufklärung eines Mordes. Aufgabe der Kripo Fürstenfeldbruck ist es, ein möglichst detailliertes Bild der Geschehnisse vor der Explosion zu erhalten. Das Ergebnis aller kriminalpolizeilichen Nachforschungen, einschließlich der in Auftrag gegebenen Gutachten, wird dann der Staatsanwaltschaft vorgelegt. Natürlich münden die Ermittlungen gegen einen Toten nicht in ein Strafverfahren. Aber das Ergebnis kann für weitere Rechtsfragen, vor allem zivilrechtlicher Art Folgen haben.

SZ: Zum Beispiel für die Erbschaft?

Kammerer: Ja, aber auch für die Regulierung des Schadens. Außerdem haben die Angehörigen ein berechtigtes Interesse daran, den Hergang zu erfahren. Wenn zum Beispiel meine Mutter gewaltsam ums Leben käme, würde ich schon gerne wissen, wer dafür verantwortlich ist und was das Motiv war.

SZ: Geht es auch darum, eine Beteiligung Dritter zweifelsfrei auszuschließen?

Kammerer: Ja, in dieser Frage konnten die Ermittler schon frühzeitig eine Aussage treffen und feststellen, dass es dafür keine Hinweise gibt. Die Befragungen aus dem Umfeld und die Spurenlage am Tatort deuten darauf hin, dass es wohl eher der Mann war. Aber wir müssen letztlich auch mit Fakten die Frage beantworten können, warum es kein Einbrecher gewesen sein kann.

SZ: Das heißt, Sie ermitteln, bis der Fall restlos aufgeklärt ist?

Kammerer: Ja. Oder bis feststeht, dass bestimmte Dinge aufgrund des Zerstörungsgrades des Hauses nicht endgültig zu klären sind.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1051250
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ 26.01.2011
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.