Nach der Ankündigung, den Altbau abzureißen:Mitarbeiter kritisieren Caritas

Angestellte von Don Bosco werfen ihrem Arbeitgeber vor, jahrelang unzureichend über die Zukunft des Alten- und Pflegeheims informiert zu haben. Die Leitung des Hauses weist die Vorwürfe als unbegründet zurück

Von Kevin Schrein

Don-Bosco-Altenheim

Das Don-Bosco-Altenheim in Germering

Foto: Günther Reger

(Foto: Günther Reger)

Zwei Wochen nachdem die Caritas bekannt gegeben hat, den Altbau des Pflegeheims Don Bosco in Germering im Sommer nächsten Jahres abzureißen, erheben drei Mitarbeiter schwere Vorwürfe gegen den Wohlfahrtsverband. Sie werfen der Caritas vor, jahrelang unzureichend über die Zukunft der Einrichtung in Germering informiert zu haben. Bewohner, Angehörige, aber auch Mitarbeiter hätten zu spät von den Plänen erfahren. "Der Abriss ist ein Schock, damit hat niemand gerechnet", sagt eine der Angestellten, die wie ihre Kollegen den eigenen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. "Mein Vertrauen in die Caritas ist zerstört."

Nach Informationen der Angestellten hat die Caritas die Belegschaft des Don-Bosco-Hauses 2011 über geplante Sanierungsarbeiten informiert. Kurz danach wurden die Bewohner des fünften Stockwerks - dort sollten die Renovierungsarbeiten beginnen - auf tiefere Etagen verlegt. Gleichzeitig hätten Elektriker neue Lampen angebracht, erzählen Mitarbeiter. "Wir dachten, das Haus wird umgebaut und bleibt bestehen", sagt eine Angestellte. Doch weitere Bauarbeiten fanden zunächst nicht statt.

Unter der Belegschaft wurde darüber spekuliert, wann die größeren Arbeiten beginnen würden. Vor drei Monaten dann erfuhren die Angestellten von einem Aufnahmestopp. Für die Mitarbeiter das Zeichen zum Start der Bauarbeiten. "2011 hatte man uns gesagt, für die Zeit der Renovierungsarbeiten müssten einige Bewohner umziehen", erinnert sich eine Mitarbeiterin. "Ein Aufnahmestopp ist da sinnvoll, um nicht mehr Menschen als nötig umquartieren zu müssen."

Um endlich Klarheit zu bekommen, fragten die Angestellten mehrmals bei der Hausleitung nach dem Grund für den Aufnahmestopp, erhielten jedoch offenbar keine Antwort. Mit den Worten "Darüber können wir nichts sagen" habe man sie abgespeist, sagt eine Mitarbeiterin. Am Donnerstag vor zwei Wochen, drei Stunden bevor Angehörige und Bewohner informiert wurden, setzte die Caritas die Belegschaft dann über den Abriss in Kenntnis. "Man kann mir nicht erzählen, dass die Heimleitung bis dahin nichts von all dem gewusst haben will", kritisiert eine Angestellte.

Die Caritas entgegnet auf die Vorwürfe, dass alle Mitarbeiter, die sich an die Geschäftsleitung wenden, auch eine entsprechende Antwort erhalten. Wegen der strengen Richtlinien des eingeführten Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes hätten die Pläne für eine Sanierung jedoch nochmals geprüft werden müssen. "Dabei kam heraus, dass eine Renovierung nicht wirtschaftlich ist", sagt die Sprecherin Adelheid Utters-Adam. "Und die Belegschaft hat durchaus mitbekommen, dass nicht weiter renoviert wurde." Außerdem hätte man die Mitarbeiter wegen der Überprüfung nicht vor dem besagten Donnerstagmittag informieren können. "Denn einen Termin für die Veranstaltung muss man ja auch finden", so Utters-Adam.

Über den künftigen Arbeitsort der Belegschaft hat die Geschäftsleitung nach Information der Mitarbeiter auf der Veranstaltung keine Angabe gemacht. Zwar sind die Angestellten in der glücklichen Position, dass Pflegefachkräfte händeringend gesucht werden. Doch wo ihr nächster Arbeitsplatz sein wird, wissen sie nicht. "Die Kollegen sind verunsichert und wollen Klarheit. Einige sind Alleinerziehend und haben Kinder. Sie würden gerne in der Umgebung bleiben, wissen aber nicht, ob das geht." Die Caritas kündigt an, man werde mit allen Mitarbeitern das persönliche Gespräch suchen, um eine "optimale Lösung für unsere Angestellten zu finden."

Die Pflegekräfte des Don-Bosco-Altenheims kämpfen derweil noch mit einem ganz anderen Problem. Die Bewohner, so erzählen es die Mitarbeiter, würden ihren Pflegern unterstellen, von dem Abriss gewusst zu haben. "Sie sagen uns: Ihr steckt mit denen unter einer Decke", sagt eine Angestellte, "dabei wussten wir doch auch nichts."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: