Süddeutsche Zeitung

Jubiläum:Weit mehr als eine Dorfkapelle

Der Musikverein Eichenau feiert sein 60-jähriges Bestehen und beweist, dass auch Blasmusik immer mit der Zeit gehen kann.

Von Florian J. Haamann, Eichenau

50 Jahre ist es her, dass der von der Presse damals martialisch betitelte Musikerkrieg in Eichenau beendet wurde. Friedlich natürlich, mit einer Trennung. Von Juni 1972 an gingen der Musikverein und das Jugendorchester getrennte Wege, letzteres löste sich aber bald wieder auf, der Verein gründete schnell ein neues Nachwuchsensemble. Das ist eine von vielen interessanten Geschichten, die der Musikverein seit einigen Wochen in den sozialen Netzwerken teilt. Anlass ist das 60-jährige Bestehen des Musikvereins, das an diesem Wochenende mit einem großen Festwochenende auf dem Gut Roggenstein gefeiert wird. Entstanden ist der Verein 1962 aus dem Krieger- und Soldatenverein.

Die Social-Media-Aktion ist ein guter Beweis dafür, dass sich der Verein über die vielen Jahre immer wieder neu aufgestellt und modernisiert hat. Diese Einstellung zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte des Vereins. So war der erwähnte "Musikerkrieg" auch deshalb ausgebrochen, weil damals ein neuer Dirigent geholt wurde, der dann aber hauptsächlich auf klassische Blasmusik - Walzer, Marsch, Polka - setzte. Das sorgte für großen Unmut und eine immer größere Distanz zwischen Vorstand und Ensembleleiter. Heute ist im Musikverein die Harmonie längst zurück, seit neun Jahren dirigiert Philipp Lüdecke das Erwachsenenorchester. Seine Ausbildung erhielt er nicht nur in der Förderklasse der Musikschule, sondern vor allem im Tölzer Knabenchor. Mit seinem Hauptinstrument, der Trompete, spielt er selbst unter anderem beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und an der bayerischen Staatsoper.

Gefeiert wird mit Weltmusik

Zum Auftakt des Jubiläumswochenendes am Samstag, 24. September, sind verschiedene Gastmusiker eingeladen. Los geht es um 11 Uhr mit der Würmtaler Blasmusik. Im Verlauf des Tages gibt es noch Weltmusik mit der Eichenauer Band Café Voyage, besondere Klänge mit Ocarina Budrio und zum Ausklang die Partyband Rock Narrisch. Nicht fehlen dürfen dabei natürlich auch die Auftritte des Musikvereins, unter anderem mit dem großen Orchester um 17 Uhr und den Jugendbläsern Allabreve um 13 Uhr. Am Sonntag, 25. September, spielt um 10 Uhr erst die Stadtkapelle Fürstenfeldbruck und anschließend noch einmal das große Orchester des Musikvereins.

Die Jugendbläser von Allabreve sind eine der jüngeren Entwicklungen des Musikvereins. Vor etwa zehn Jahren von Therese Schwarz gegründet, bekommen dort erwachsene Wieder- und Quereinsteiger die Möglichkeit, gemeinsam zu musizieren und sich auf das "große Orchester" vorzubereiten. Viel Nachwuchs bekommt das Hauptensemble freilich auch aus dem Jugendblasorchester, viele Mitglieder des Musikvereins durchlaufen diese Karriere. Auch ihre Geschichten werden beispielhaft in den Social-Media-Posts erzählt.

Reisen in alle Welt

Dass der Musikverein mit seiner modernen Ausrichtung weit mehr ist, als eine typische Blaskapelle zeigen auch die vielen internationalen Auftritte des Vereins. 27 Reisen zählt die Chronik des Vereins auf, von Lettland über Japan bis mehrfach in die ukrainische Partnerstadt Wyschgorod. Während der Pandemie konnten die Musiker zwar nicht reisen, dafür wird aktuell bereits eifrig nach neuen Möglichkeiten gesucht, andere Länder und Menschen kennenzulernen. Und eine andere regelmäßige Auftrittsmöglichkeit, die in den vergangenen Jahren pausieren musste, konnte der Musikverein bereits wieder aufnehmen: der traditionelle Trachten- und Schützenzug zum Auftakt des Oktoberfests.

Jubiläumswochenende des Musikvereins Eichenau, Samstag, 24. September, von 11 Uhr an und Sonntag, 25. September, von 10 bis 14 Uhr, Gut Roggenstein, Eichenau

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