Musik:Spannungsbogen

Musik: Der junge Emmeringer Violinist Tassilo Probst gehört zu den vielversprechendsten Talenten seiner Generation.

Der junge Emmeringer Violinist Tassilo Probst gehört zu den vielversprechendsten Talenten seiner Generation.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der 19-jährige Emmeringer Tassilo Probst gehört zu den gefragtesten Geigentalenten seiner Generation. Ob das reicht, um am Ende Profisolist zu werden, werden die kommenden Jahre zeigen

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

In drei Finalen ist der junge Geiger Tassilo Probst in diesem Jahr schon gestanden. Bei drei renommierten internationalen Wettbewerben in Bukarest, Berlin und dem schweizerischen Sion. Das ist eine bemerkenswerte Konstanz, vor allem wenn man bedenkt, dass Probst gerade einmal 19 Jahre alt ist und die meisten seiner Finalkontrahenten und letztlichen Erstplatzierten zwischen Mitte Zwanzig und Anfang Dreißig waren. Man darf den jungen Emmeringer also getrost als Ausnahmetalent bezeichnen, das auf einem guten Weg ist, sein Ziel als Soloviolinist zu erreichen - auch wenn es bei allem Fleiß und Talent freilich keine Garantie dafür gibt. Am Sonntag ist Probst mit seinem Programm "Zeitreise durch die Musikgeschichte" mal wieder im Landkreis zu sehen, bei einem Auftritt im Veranstaltungsforum. Begleitet wird er von Mamikon Nakhapetov am Klavier.

Auf dem Programm steht unter anderem die zweite Sonate des litauisch-amerikanischen Komponisten Joseph Achron - ein Werk, von dem es keine Einspielung gibt und das möglicherweise noch nie, wenn überhaupt aber nur ganz selten, in Deutschland gespielt worden ist; obwohl die Komposition aus dem Jahr 1918 stammt. Gefunden hat es Probst mit Hilfe seines Lehrers und Freundes David Frühwirth, bei dem er seit seinem zwölften Lebensjahr lernt, einem österreichischen Geiger, der sich viel mit den Schätzen moderner klassischer Musik beschäftigt. "Eigentlich wollte er es selbst spielen. Als wir darüber geredet haben, war die Zeit um meinen Geburtstag, da hat er es mir sozusagen geschenkt", erzählt Probst. Und Geschenk ist wirklich der passende Begriff, der 19-Jährige wird die Sonate nicht nur am Sonntag aufführen, sondern auch im Dezember für eine CD einspielen - es wird seine CD als Solist. Begleitet wird er bei der Aufnahme von seinem Freund, dem ebenfalls 19-jährigen Pianisten Maxim Lando, der in New York lebt, und den Probst nach dem Auftritt in Fürstenfeldbruck für gemeinsame Proben besucht.

Überhaupt ist es dem jungen Musiker trotz Pandemie und vieler abgesagter Auftritte nicht langweilig geworden in den vergangenen eineinhalb Jahren. "Ich habe viel an meinem Repertoire gearbeitet und Sachen außerhalb der Musik gemacht, viel Sport zum Beispiel." Dafür hat er sich extra ein kleines Fitnessstudio im Haus seiner Eltern eingerichtet und intensiv an seiner Form gearbeitet. "Das ist ein guter Ausgleich, als Geiger bekommt man sowieso eine verdrehte Körperhaltung. Da ist gut, wenn man was hat, mit dem man da gegenhalten kann", erzählt Probst. Das Üben hat er dabei natürlich nicht vernachlässigt, vier bis sechs Stunden pro Tag sind das Minimum, bei Konzert- oder Wettbewerbsvorbereitungen sind es auch mal acht Stunden. Und dann sind da ja noch die trotz Pandemie stattfindenden Auftritte, die Meisterkurse und das Studium an der Musikhochschule in München, an der Probst als Zwölfjähriger als Jungstudent aufgenommen wurde und an der er seit 2019 als regulärer Student von Ingolf Turban und Christoph Poppen eingeschrieben ist.

"Wenn man mit 25 noch als Talent angekündigt wird, ist es vorbei. Ich arbeite daran, dass es bei mir nicht so ist", sagt Tassilo. Trotz allen Ehrgeizes und seines außergewöhnlichen Talents ist der 19-Jährige aber nicht abgehoben. Ihm ist bewusst, dass es keine Garantie gibt, dass er sich in dem umkämpften Markt der Solomusiker am Ende durchsetzen kann. "Es kann jederzeit etwas passieren, was dich zurückwirft. Aber auch etwas, das dir einen Schub gibt", sagt der Emmeringer. Er sei keiner, der einen klaren Zeitplan oder definierte Ziele habe. Vielmehr wolle er einen Schritt nach dem anderen machen und schauen, ob es am Ende hinführt. Der nächste Schritt jedenfalls ist die Zusammenarbeit mit einer Agentur, die junge Musiker fördert und die ihn unter Vertrag nehmen will.

An den Moment, als Probst beschlossen hat, den Weg als Profimusiker einzuschlagen, erinnert sich seine Mutter Petra noch genau. Es war auf der Rückfahrt von einem Meisterkurs in der Schweiz beim russischen Geigenlehrer Zakhar Bron im Juli 2016 am Comer See. "Auf der Fahrt hat Tassilo laut Tschaikowsky aufgedreht und irgendwann gesagt: Mama, ich werde jetzt Profi".

"Zeitreise durch die Musikgeschichte" mit Tassilo Probst, Sonntag, 21. November, 19 Uhr, Veranstaltungsforum Fürstenfeldbruck, Karten ab 16 Euro

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