Musik:Glückliche Tage

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Der inklusive Gospelchor "Oh Happy Day" hat sich neu gegründet

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Mit ihren markanten bunten Schals und der ansteckenden guten Laune hat der inklusive Gospelchor "Oh Happy Day" viele Jahre lang die Menschen im Landkreis - und darüber hinaus - begeistert und bei seinen Konzerten eine einmalige Atmosphäre geschaffen. Bis der Träger, die Caritas, Anfang des vergangenen Jahres für viele überraschend entschied, das Projekt zu beenden. Für die 150 Sängerinnen dieses deutschlandweit einmaligen und mehrfach ausgezeichneten Chores war das ein Schock.

Einige Mitglieder wollten sich mit der Situation nicht einfach abfinden und so entstand die Idee, einen Verein zu gründen, in dem der Chor erneut wachsen kann. Bereits im März 2020 war es dann soweit, der Verein wurde beim Registergericht eingetragen. Allerdings sollte es mehr als ein Jahr dauern, bis alle Formalien erledigt waren und dem Verein die Gemeinnützigkeit zuerkannt wurde. Aber auch danach war es pandemiebedingt still um den Chor, an Proben oder gar gemeinsame Auftritte war nicht zu denken. Jetzt geht es langsam wieder los, die Mitglieder, haben ihre ersten gemeinsamen Workshops absolviert und bereiten sich voller Freude auf mögliche Auftritte in der Weihnachtszeit vor. "Wir proben acht Weihnachtslieder und sind auf der Suche nach Auftrittsmöglichkeiten. Das ist aber gar nicht so leicht", sagt Susanne Weixler, die schon in der ersten Version des Chores zu den Gründungsmitgliedern und Stimmführerinnen gehörte und im Verein nun Teil des Vorstandes ist.

65 der 150 Mitglieder von "Oh Happy Day" haben sich dem neuen Chor angeschlossen. "Einige haben gesagt, es war ein schönes Projekt, aber jetzt wollen sie sich noch orientieren, andere haben noch ein bisschen Angst vor Corona, haben uns aber gesagt, dass sie sich melden, wenn sie sich wieder sicher fühlen", sagt Weixler. Andere dagegen hätten es kaum erwarten können, endlich wieder mit den anderen zusammen zu singen. "Über die Jahre sind wir so etwas wie eine Familie geworden." Etwa ein Drittel der Sängerinnen und Sänger im Chor hat eine Behinderung, jeder von ihnen wird nach seinen Möglichkeiten eingebunden. Das ist es, was "Oh Happy Day" so besonders und für die Teilnehmer so wichtig macht.

Die künstlerische Leitung des Chores hat zunächst Weixlers Tochter Lena übernommen. Ende des Jahres wird sie diese Aufgabe aber abgeben, weil sie sich auf die Aufnahmeprüfungen fürs Musikstudium vorbereiten möchte. Ebenfalls interimsmäßig hat Michael Rokoss den Vorsitz des Vereins übernommen. Weixler ist zuversichtlich, dass alle wichtigen Posten bald dauerhaft besetzt werden können, es gebe schon vielversprechende Gespräche.

Für die 65 Chormitglieder ist momentan sowieso das Wichtigste, endlich wieder singen zu dürfen. Denn in den vergangenen Monaten war nicht viel mehr möglich als zwei gemeinsame Spaziergänge und ein paar virtuelle Proben. Geplant war sogar ein Auftritt bei einem Kinder- und Jugendfestival im Münchner Werksviertel, das dann aber wegen Sicherheitsbedenken angesichts der Pandemie abgesagt wurde. Auch ein Auftritt auf einem Weihnachtsmarkt war schon geplant, wurde aber abgesagt, weil erst noch die Künstler, die in den vergangenen Jahren geplant waren, ihre Chance bekommen. Weixler und ihre Sängerinnen und Sänger hoffen dennoch weiter, bald noch eine Möglichkeit zu finden, das, was sie gerade üben, auch zeigen zu können. Und die Besuchern so wieder diese besondere "Oh Happy Day"-Stimmung erleben zu lassen.

© SZ vom 06.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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