Musik:Der Klassiker

Michael Schopper ist der kreative Kopf hinter der Olchinger Klassikreihe "Eleven-Eleven". Die Idee hat er von Leonard Bernstein übernehmen dürfen, die hochklassigen musikalischen Gäste bekommt er durch gute Beziehungen

Von Katharina Knaut

Möchte man sich über einen Verein näher informieren, führt der erste Weg über die Webseite. Dort erfährt man, was er tut, wie man Mitglied wird und vor allem wer darin eine tragende Rolle spielt. Die Webseite des Vereins "Eleven-eleven Musikkultur" lässt ob der letzten Frage keine Zweifel. Auf der Startseite wird er als einer der ersten genannt. Auf der Seite mit der Vereinsgeschichte steht sein Name ganz oben. Und klickt man sich weiter bis zur Vorstellung der Vereinsmitglieder, springt dem Suchenden als erstes sein Foto ins Auge, das einzigen auf dieser Seite, das einzige auf der gesamten Webseite: Michael Schopper. Der 74-Jährige präsentiert sich rittlings auf einem Stuhl, die Arme locker verschränkt, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Er steht am Anfang des Vereins, er war derjenige, der ihn im Jahr 2005 in Olching ins Leben gerufen hat. Allerdings wolle er sich nicht mit fremden Federn schmücken, meint er. "Die Idee "Eleven-eleven" stammt nicht von mir, sondern von dem weltberühmten Dirigenten Leonard Bernstein." Dieser habe Schopper das Konzept sozusagen als Geschenk überreicht. "Er meinte zu mir: Mach was draus." Als er wieder in das Haus seines Vaters in Olching zog, nahm er diese Idee mit und verwirklichte sie schließlich in der Kulturwerkstatt. "Das Haus stand damals leer, es gab nichts. Also kamen sie zu mir und fragten, ob ich nicht eine Idee hätte." Seitdem sind die Klassik-Matineen des Vereins zu einem festen Bestandteil in der Kulturwerkstatt geworden. Und auch nach 12 Jahren geht ohne Michael Schopper nichts. Er ist der künstlerische Leiter, gestaltet das inhaltliche Programm und ist vor allem zuständig für die Künstlerakquise. "Niemand hat so viele Kontakte wie Michael Schopper", meint Ewald Zachmann, der Vorsitzende des Vereins.

Olching: MICHAEL SCHOPPER / Verein Eleven Eleven / Vereins-Serie

Der 74-jährige Michael Schopper war lange Zeit ein weltweit gefragter Konzert- und Opernsänger.

(Foto: Johannes Simon)

Schopper holt Musiker aus aller Welt in den kleinen Konzertsaal in Olching. Sein Konzept: Qualität geht über alles. Denn nur die besten dürfen spielen, meint er. Als Beispiel führt er Michael Leslie, Gerd Türk und den Violinisten Reinhard Goebel an. Sie werden im Januar und März in Olching auftreten. Dass er dieses Konzept auch nach 12 Jahren immer noch aufrechterhalten kann, verdankt er seinen guten Beziehungen. "Anders bekommst du diese Künstler, die mühelos große Konzerthallen in aller Welt füllen, nicht nach Olching." Agenturen müssten dafür teuer bezahlen, ihn koste es nur eine Anfrage. Man habe einfach einen ganz anderen Zugang, wenn man im selben Gewerbe tätig sei. Schopper gewann als Student 1968 den Internationalen Musikpreis der ARD und begründete damit eine internationale Karriere als Konzert- und Opernsänger. Er sang unter anderem den Wotan in "Der Ring des Nibelungen" von Wagner und den Osmin in Mozarts "Entführung aus dem Serail". Er erhielt zudem eine Professur an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Frankfurt. Die Kontakte, die er in dieser Zeit gemacht habe, seien die Basis, auf die sich die Matineen gründen.

Auf diese Weise komme er auch immer wieder zu jungen Talenten, empfohlen durch einen seiner Kollegen oder Absolventen der bekannten Hochschulen. Um bei "Eleven-eleven" spielen zu können, müssten sie auch gewisse Referenzen mitbringen. "Wenn mir Gerd Türk sagt: der ist gut, dann reicht mir das. Auch wenn derjenige einen Abschluss an einer guten Hochschule hat. Aber nur ein vielversprechendes Talent zu haben reicht nicht." Manchmal nimmt Schopper auch selbst mit an den Matineen teil, jedoch eher selten . Schließlich organisiere er alles und an jeder dritten Matinee auch noch selbst teilzunehmen, hieße sich zu sehr in den Vordergrund zu spielen, sagt er.

KOM

Manchmal tritt Schopper noch bei den Konzerten auf.

(Foto: Günther Reger)

"Eleven-eleven" erfüllt Schopper gleichermaßen mit Stolz und Dank. Für ihn ist es weniger sein Kind, als ein Geschenk und eine Erinnerung an Bernstein, den er selbst sehr bewundert hat. Es ist ihm wichtig, dass seinen Musikreihen die gleiche Idee zugrunde liegt wie den gleichnamigen Konzerten von Bernstein, in denen er selbst mitgewirkt hat. Die Reihen seien immer kostenlos gewesen, damit jeder daran teilhaben kann. Dieses Konzept hat er übernommen. "Und es hatte Erfolg." Mit der Kehrseite, dass die Anzahl der Matineen von sechs im Jahr auf 13 angestiegen ist. Für Schopper eigentlich zu viel. Bei so vielen Konzerten sei es schwierig, die Qualität zu halten und keine "Lückenfüller" einzubauen. Außerdem sei es sehr aufwendig.

Seit 2005 war Schopper allein für die inhaltliche Gestaltung und die Künstlerakquise zuständig, in diesem Jahr hat er sich Hilfe in Form der Flötistin Tatjana Flickinger geholt. Er sei sehr froh, dass sie ihm helfe. Sie bringe jugendliche Frische in die Matineen und sei sehr darauf bedacht, auch die jüngere Generation wieder in Konzerte zu locken. Außerdem habe er nun jemanden, der seine Ideen kritisch hinterfrage. Den Kommentar "bist du dir wirklich sicher, dass du das so machen willst?" habe er von ihr bereits häufiger gehört. Darüber ist er allerdings froh. "Wenn man allein arbeitet läuft man schnell in Gefahr, sich zu versteigen." Auch sei er sehr froh, Ewald Zachmann für das politische und rechtliche, sowie das Ehepaar Frank für die Organisation im Team zu haben. "Ohne die Rahmenbedingungen kann Musik nicht stattfinden."

Zum Erfolg gehöre außerdem viel Erfahrung und Selbstbewusstsein. "Wichtig ist, dass man nicht krampfhaft überlegt, was Erfolg haben könnte. Du musst von etwas überzeugt sein. Dann kommt der Erfolg von alleine."

Kostenloses Vergnügen

Das Konzept von "Eleven-eleven Musikkultur" geht zurück auf eine Idee des Komponisten und Dirigenten Leonard Bernstein. In den Siebziger Jahren initiierte er in Tel Aviv und London eine Reihe von gleichnamigen Matineen, die dem Publikum kostenlos zugänglich waren. Auf diese Weise wollte er erreichen, ein breites Publikum auf leichte Weise mit klassicher Musik zu unterhalten. Dieses Konzept hat Michael Schopper, der selbst an diesen Konzertreihen mitgewirkt hatte, von ihm übernommen. 2005 gründete er schließlich den Verein "Eleven-Eleven-Musikkultur", der seitdem in der Olchinger Kulturwerkstatt die an Bernstein angelehnten Matineen veranstaltet. Das Programm reicht dabei von indischer Musik und Streichensembles über mittelalterliche Instrumental-Ensembles bis hin zu irischen und schottischen Folk-Songs. Insgesamt 13 Matineen veranstaltet der Verein im Jahr, meist einmal im Monat, sonntags um 11.11 Uhr. Bis April 2017 besuchten rund 27 200 Zuhörer die Konzerte, im Juli steht nun ein großes Jubiläum an: Dann veranstaltet der Verein seine 150. Matinee. KATK

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