Germering:Zwischen Finsterwald und Abenteuerland

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Die Kinder der Germeringer Kleinfeldschule bei der Vorführung. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Kleinfeldschule inszeniert jahrgangsübergreifend das Musical "Das Dorf der Kinder". Auch Flüchtlinge aus der Integrationsklasse machen mit.

Von Johannes Kiser, Germering

Das Gewusel in der Turnhalle der Germeringer Kleinfeldschule nimmt ein beträchtliches Ausmaß an, als die gut 400 Schülerinnen und Schüler den Hallenboden in mehr oder weniger geordneten Zweierreihen stürmen. Die Vorfreude und Aufregung steht den Grundschülern buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Und auch bei den Lehrkräften lässt sich eine gewisse Anspannung nicht verbergen: "Ein Musical mit solch einer Menge an Mädchen und Buben zu organisieren, hat uns teilweise den letzten Nerv gekostet. Es ist schon gut, dass jetzt endlich die Premiere stattfindet", sagt Tatjana Hofmann, Lehrerin und Musikbeauftragte der Schule. Ein Musikstück dieser Größenordnung ist selbst für die erfahrene Pädagogin Neuland und stellt neben ihr auch das komplette Kollegium vor große Herausforderungen.

Doch weshalb diese zusätzliche Anstrengung auf sich nehmen, wo doch Lehrermangel und Zeitdruck den Schulalltag ohnehin schon fest im Griff haben? Die Antwort Hoffmanns lässt nicht lange auf sich warten: "Bei unserer Einrichtung spielt Musik seit jeher eine große und gewichtige Rolle. Damit das auch so bleibt, haben wir uns bei dem bayernweiten Wettbewerb Musikbegeisterte Grundschule beworben und prompt eine Auszeichnung vom Kultusministerium erhalten." Die Idee eines klassenübergreifenden Musiktheaters reifte im Laufe der Zeit. Und da es mit Bernhard Zink einen Autor und Komponisten aus München gibt, der seine Werke speziell den musikbegeisterten Schulen zur Verfügung stellte, war es für die Verantwortlichen in Germering klar, dieses Mammutprojekt in die Tat umzusetzen. Vier Aufführungen mussten an zwei Tagen organisiert werden, um auch wirklich jedem Elternteil den Besuch des Stücks zu ermöglichen. Die Halle gibt einfach nicht mehr Sitzplätze her. Ganze vier Wochen lang waren alle Lehrerinnen und Lehrer samt Schulleitung in die Proben eingespannt. Der Kulissenbau, die Gestaltung des Bühnenbilds und die musikalische Realisierung, all das gilt es in den normalen Schulbetrieb einzubauen. Laut Hoffmann ein echtes Germeringer Gemeinschaftsprojekt: das Max-Born-Gymnasium stellt riesige Vorhänge zur Verfügung, die Realschule in Unterpfaffenhofen liefert die technische Ausstattung, und der Elternbeirat ist allzeit offen für Fragen und Aufgaben.

400 Kinder singen aus voller Kehle: "Ohren auf, hier kommt die Musik"

"Das Dorf der Kinder", so heißt das Musical, welches aus der Feder Bernhard Zinks stammt. In dem Stück machen sich drei Auserwählte auf die Suche nach einem singenden Zaubervolk, das sich irgendwo zwischen Finsterwald und Abenteuerland versteckt hält. Zusammen begeben sich die Hauptdarsteller auf große Reise durch die Fantasiewelt und treffen dabei verschiedenste magische Gestalten und mystische Völkchen, welche von den einzelnen Schulklassen mal lautstark schreiend, dann wieder leise summend verkörpert werden. Als das Trio schließlich das Ziel der Träume erreicht hat, singt das ganze 400 Kinder starke Dorf aus voller Kehle "Ohren auf, hier kommt die Musik" und zaubert damit der ganzen Halle ein breites Grinsen auf die Lippen.

Doch im Fall der Kleinfeldschule kommt der Begriff "Dorf" beinahe etwas kleinkariert daher. Vielmehr sollte das Stück "Kontinent der Kinder" heißen, da die Vielfalt an verschiedenen Herkunftsländern, Religionen und Ethnien durchaus bemerkenswert ist. Bestes Beispiel für die Offenheit der Schule ist die für geflüchtete Kinder, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, eingerichtete "Deutschklasse". Neun Mitglieder der Klasse werden in die Bühnenperformance integriert und haben sogar einen Gesangsauftritt mit deutschen Lyrics. Laut Veronika Langosch, Lehrerin der Integrationsklasse, war es ein echter Balanceakt, den Schülern die Worte zu erklären und anschließend mit ihnen die Aussprache zu erlernen. Doch mithilfe von Power-Point-Präsentationen und der altbewährten "Hand und Fuß"-Methode werden auch diese Hürden übersprungen und die Kleinen sind top vorbereitet für den großen Auftritt. Trotz der vielen Arbeit war es den Aufwand allemal wert, meint Langosch. Allerdings sei es jetzt auch wieder schön, einen stinknormalen Alltag als Lehrkraft zu haben.

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