Museum:Schlaglichter der Vergangenheit

Museum: Angelika Mundorf, Klaus Wollenberg und Barbara Kink (von links) präsentieren beim traditionellen Jahresrück- und - ausblickgespräch die jüngsten Ankäufe und Schenkungen des Museums. Darunter Gemälde von Henrik Moor und Friedrich Volz sowie historische Hobel.

Angelika Mundorf, Klaus Wollenberg und Barbara Kink (von links) präsentieren beim traditionellen Jahresrück- und - ausblickgespräch die jüngsten Ankäufe und Schenkungen des Museums. Darunter Gemälde von Henrik Moor und Friedrich Volz sowie historische Hobel.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Führungswechsel und vier statt drei Ausstellungen: Das Museum Fürstenfeldbruck blickt auf ein betriebsames Jahr zurück. 2019 rückt vor allem die Dokumentation der Rolle der Brucker Polizeischule im Nationalsozialismus in den Mittelpunkt

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Das zurückliegende Jahr war ein besonderes für das Museum Fürstenfeldbruck. So viel wurde beim traditionellen Jahresrück- und -ausblickgespräch im Foyer des Museums deutlich. Zum einen hat es 2018 einen Führungswechsel gegeben. Nach 18 Jahren hat sich Eva von Seckendorff im August in den Ruhestand verabschiedet. Nun leitet Angelika Mundorf das Museum gemeinsam mit deren Nachfolgerin Barbara King. Zum anderen hatte sich das Museum trotz des Führungswechsels 2018 einiges vorgenommen. Statt der üblicherweise drei Ausstellungen waren es im vergangenen Jahr gleich vier, wie Kulturreferent Klaus Wollenberg erklärte.

Begonnen hatte das Jahr mit "...dann brach der Krieg herein!". Einer Ausstellung, die grafische Arbeiten aus der Sammlung Kretschmer von 1900 bis 1918 zeigte. Die farbigen Holzschnitte aus der Sammlung sind bereits seit 2005 im Besitz des Museums und dokumentieren die Folgen des Ersten Weltkriegs, der eine lebendige europäische Kunstszene damals plötzlich zum Erliegen brachte. "Wir haben eigentlich erst in der Vorbereitung zur Ausstellung richtig gesehen, welche Schätze sich in der Sammlung verbergen", sagt Mundorf. Von April bis Juli schließlich zeigte das Museum die Ausstellung "Syrien - Fragmente einer Reise, Fragmente einer Zeit". "Wir haben versucht, damit den Blick für ein wunderbares Land zu schärfen", wie Mundorf erklärt. Syrien fernab der Bilder der Zerstörung, wie sie sich aus den Nachrichtensendungen ins kollektive Gedächtnis der Menschen eingebrannt haben. "Es war ganz überraschend wie viele Besucher gekommen sind", sagt Wollenberg. Under ihnen seine viele gewesen, die das Land Jahrzehnte zuvor selbst bereist hatten. Die Resonanz der Zuschauer sei ungewöhnlich positiv ausgefallen.

Ebenfalls gut besucht war die Ausstellung "Wald-Bilder" von Mai bis Oktober. Sie beschäftigte sich mit Waldlandschaften und Bäumen in der Kunst, die insbesondere seit der Romantik um 1800 mit deutscher Kultur und Wesensart gleichgesetzt wurden. Grafiken, Fotografien und Gemälde zeugen allerdings in allen Epochen von der Vielfalt der Wald- und Baummetaphorik. Mit einem interaktiven Projekt knüpfte die Museumsleitung auch an die Gegenwart an. Besucher hatten die Gelegenheit, selbst fotografierte Wald-Bilder einzuschicken und damit Teil der Ausstellung zu werden. Angeboten wurden während der Ausstellungsdauer auch Wald-Erkundungen und Wildbienenführungen.

Ende 2018 begonnen und noch bis 28. April zu sehen ist "Ein eigener sein". Gezeigt wird das Leben und Werk des Künstlers Heinz Braun. Der Germeringer Postbote widmete sich seit den Fünfzigerjahren zunehmend der Malerei und entwickelte einen eigenen expressiven Stil. Herbert Achternbusch entdeckte Braun außerdem 1974 als Hauptdarsteller für seine Filme. Nach der Veröffentlichung eines Stern-Artikels1982 gelangte Braun zu großer Bekanntheit. Im gleichen Jahr erhielt der Künstler eine Krebsdiagnose, die ihn allerdings nur umso besessener an seinem Werk feilen ließ. Die Ausstellung würdigt den Maler, Schauspieler und Lebenskünstler im Kontext des Lebensgefühls der Münchner Künstlerschaft.

Die zweite Ausstellung in diesem Jahr widmet sich einem besonders sensiblen Thema. "Ausbildung - Enthemmung - Verbrechen. Die Polizeischule im Nationalsozialismus". Sie stützt sich auf die 2017 erschienene Dissertation von Sven Deppisch, der die Brucker Polizeischule als zentralen Täterort und "Knotenpunkt im Koordinationssystem des Holocausts" identifizierte. Die Zusammenarbeit mit der Hochschule der Bayerischen Polizei laufe gut, wie Wollenberg mehrmals betont. Der Leiter der Institution sei sehr an einer Auseinandersetzung mit und Aufarbeitung der Vergangenheit interessiert. Schwierig sei die Vorbereitung unter anderen Gesichtspunkten. Zum einen haben man nicht wie üblicherweise mehrere Jahre Planungszeit, sondern hier nur wenige Monate. Zum anderen stellt die Auswahl der Exponate das Team vor Herausforderungen. "Es wird überwiegend eine Tafelausstellung", erklärt King. Schlichtweg weil es zu vielen der angesprochenen Aspekte kein passendes Anschauungsmaterial gibt.

Die dritte Ausstellung vom 6. Juni bis 24. November dreht sich schließlich um das Wetter. "Wetter und Mensch" lautet ihr schlichter Titel. Das Museum präsentiert das Thema nicht nur als kulturellen Faktor, also als ein Phänomen, das das Leben der Menschen berührt und sich entsprechend in der Kunst widerspiegelt. Auch die existenzielle Bedeutung des Wetters als Auslöser von Naturkatastrophen, von Dürren und Hungersnöten wird dargestellt, unter anderem unterlegt mit Aufzeichnungen einer der Äbte des Klosters Fürstenfeld. Ebenso soll die soziale und politische Problematikbeleuchtet werden, die sich durch Klimaveränderungen ergibt und die durch Erhebungen zu bayerischen Auswanderern im 18. Jahrhundert belegt ist. Wie bereits bei der Syrienausstellung sind Besucher aufgefordert, sich mit eigenen Beiträgen an der Ausstellung zu beteiligen. Das Museum interessiert sich für Lieblingsfotografien zum Thema Gewitter. Die Bilder müssen nicht aktuell sein, sollten aber aus der Region stammen. Sie können im Museum abgegeben oder an museum@fuerstenfeldbruck.de geschickt werden.

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