Museum Fürstenfeldbruck:Bezug zum Heute

Ausstellung zur Polizeischule eröffnet

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Die Ausstellung "Ausbildung-Enthemmung-Verbrechen" im Museum Fürstenfeldbruck über die Polizeischule während des Nationalsozialismus ist am Donnerstag mit über 100 Gästen, darunter Politikern und Vertretern von Behörden und Polizei, eröffnet worden. Weil es sich um ein Gemeinschaftsprojekt des Museums und der Hochschule der bayerischen Polizei handelt, fand die Veranstaltung im Kurfürstensaal statt, der zur Schule gehört. Die Gruppe Oblivion trug mit Klarinette, Gitarre und Bass traditionelle Stücke der jüdischen Klezmer-Musik vor. Im Anschluss begaben sich Besucher ins Kunsthaus, wo die Exponate bis Sonntag, 7. Juli, gezeigt werden.

In den Grußworten nahmen fast alle Redner auf aktuelle Vorfälle Bezug. Die Ausstellung möge Denkprozesse anstoßen, sagte Ministerialrat Alexander Gliwitzky und verwies auf den neuen Rechtsextremismus in Deutschland und Europa, die Mordserie des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) sowie das Attentat auf Muslime in Christchurch in Neuseeland. Der Brucker Oberbürgermeister Erich Raff (CSU) sprach von der Verantwortung vor der Geschichte und erinnerte an aktuelle Berichte über rechtsextreme und antisemitische Vorfälle bei der Polizei.

Erarbeitet wurde die Ausstellung von Barbara Kink und Eva Mundorff vom Museum, unterstützt von zwölf Studierenden der Polizeischule, die sich unter Anleitung des Gröbenzeller Historikers Sven Deppisch mit dem Thema befassten. Deppisch hat die grundlegende Studie über die Polizeischule verfasst, auf der die Ausstellung basiert. Er betonte in seiner Rede die Kontinuitäten in Mentalität und Ausbildung, die von der Weimarer Republik bis in die Bundesrepublik reichte. Klar war, dass der Feind links stand, in der Lehranstalt wurden die angehenden Polizeioffiziere durch militärisches Training zur "Bandenbekämpfung" auf die Verbrechen vorbereitet, die die Deutschen während des Zweiten Weltkriegs begingen. Dazu zählten Massenmord, Deportationen, die Zerstörung ganzer Dörfer und Sexualverbrechen, erinnerte Deppisch in seiner Ansprache. Keiner der Täter sei für seine Verbrechen angemessen bestraft worden.

Kink widersprach der Vogelschiss- und Schlussstrich-Haltung, auch wenn der Blick zurück schwer falle, wenn Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern beteiligt waren. Sie dankte dem Maler und Zeichner Guido Zingerl, der sich künstlerisch mit der Polizeischule und ihrer Beteiligung an den faschistischen Gräueln auseinandergesetzt hat. Vier seiner Grafiken sind in der Ausstellung zu sehen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: