Multikultureller Abend:Erst die Liebe, dann die Ordnung

Menschen in Puchheim

Gut besucht ist der multikulturelle Abend im katholischen Pfarrsaal in Puchheim. Im Mittelpunkt steht eine Diskussion über Werte.

(Foto: Günther Reger)

Menschen aus verschiedenen Kulturen diskutieren in Puchheim über Wertevorstellungen

Von Larissa Kahr, Puchheim

Mit einem Korb voller bunter Bälle werden die Besucher des vierten Abends der Reihe "Menschen in Puchheim" im katholischen Pfarrzentrum begrüßt. Den Ankömmlingen schlägt eine angenehme Atmosphäre entgegen. In der Mitte des Raumes befinden sich kreisförmig angeordnete Säulen. Diese repräsentieren je einen Wert wie Liebe, Gastfreundschaft, Respekt oder auch Ordnung. Die Teilnehmer haben die Aufgabe, ihre Bälle in die Wertesäulen zu verteilen, welche ihnen am meisten bedeuten. Der Wert Liebe und die Gastfreundschaft gehen an diesem Abend als die Favoriten unter den angebotenen Werten hervor, die Ordnung bildet das Schlusslicht.

Durch diese aktive Beteiligung der Gäste gleich zu Beginn des Abends und das gemischte Buffet mit Speisen aus diversen Heimatländern hätten die Helfer versucht, die anfängliche Hemmschwelle der Besucher zu senken, so Annette Becker, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Asylhelferkreises Puchheim. "Es war unser Ziel, dass die Besucher möglichst schnell in den Dialog starten." Denn die Veranstaltung "Ein wertvoller Abend - ein Abend voller Werte" hatte das Ziel, Einheimische und Asylbewerber ins Gespräch zu bringen und das Verständnis füreinander zu fördern.

Die Säulen des Abends bilden in jedem Programmpunkt die Auseinandersetzung mit dem Verständnis von verschiedenen Werten. So auch in der Podiumsdiskussion, welche den Fokus auf die Rolle der Werte in verschiedenen Schulsystemen legt. Schule sei einfach ein Treffpunkt, sowohl unter Einheimischen, aber auch unter den Asylbewerbern, da die Kinder eigentlich sofort nach ihrer Ankunft in Deutschland die Pflicht hätten, das deutsche Schulsystem zu besuchen, so Becker.

Vor allem das Thema der Wertevermittlung ist der Begriff, welcher im Rahmen der Debatte immer wieder fällt. Da seien die Lehrer natürlich auch ein Vorbild, neben der Familie, meint Podiumsgast Franziska Baumgartner, Lehrerin am Gymnasium Puchheim. Aber das fiele ihr überhaupt nicht schwer. Denn ein vorbildliches Verhalten könne so leicht sein. Da mache es keinen Unterschied, ob sie zu Hause sei oder in der Schule. Aber es gäbe auch Differenzen in Bezug auf das Werteverständnis, bemerkt Hirad Aurahman, der einzige Schüler in der Runde. Der aus dem Irak stammende, in Deutschland geborene Schüler bemerkt, dass seine Vorstellung des Wertes Loyalität gegenüber den Eltern mit den deutschen Gepflogenheiten auseinander ginge. Besonders über seine Verwandten im Irak wisse er, wie unterschiedlich der Umgang mit pflegebedürftigen Elternteilen sei. Da wäre es ein ganz anderer Umgang und beinahe unmöglich, den betroffenen Elternteil in einem Pflegeheim unterzubringen. Das, was die Eltern ihnen in der Jugend mitgegeben hätten, würden sie dann später auch zurückgeben.

Angeregt durch die Aussagen der Podiumsgäste sollen die Anwesenden nun über die einzelnen Werte in Kleingruppen diskutieren. Noch bevor der Gong der ersten Runde ertönt, ist bereits an jedem Tisch ein Gespräch zwischen den bunt gemischten Gästen entbrannt. Unter ihnen ist der 20-jährige Cisse Adam. Er ist seit 2015 in Deutschland und hat gerade seinen Quali gemacht. Seine Familie sei noch in Burkina Faso, deshalb seien Schule und Abende wie dieser besonders wichtig für ihn. Hier hätte er seine Freunde kennengelernt und Anschluss gefunden.

Es ist das Gespräch, das im Mittelpunkt steht. Der Asylhelferkreis und der Sachbereich Soziales der Kirche hätten eine berührende Atmosphäre geschaffen, sagt Besucherin Gertrud Häupel. Es sei einfach beeindruckend, wie viele Leute sich so intensiv engagierten. Am Ende ist auch vom Organisationsteam die Spannung abgefallen. Der Abend war für alle ein voller Erfolg. Die Besucher haben sich kennengelernt und ausgetauscht.

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