Klinikclowns:Ein Lachen schenken

Klinikclowns: Rote Bäckchen, rote Nase und noch ein bisschen Schminke: Kaum fünf Minuten dauert Michaela Ranftls Verwandlung in ihr Alter Ego.

Rote Bäckchen, rote Nase und noch ein bisschen Schminke: Kaum fünf Minuten dauert Michaela Ranftls Verwandlung in ihr Alter Ego.

(Foto: oh)

Die Fürstenfeldbruckerin Michaela Ranftl ist als Clown Mathilda in Kliniken unterwegs.

Von Julia Abspacher

In einem kleinen Kämmerchen im Herzzentrum steht Michaela Ranftl an diesem Nachmittag und gießt Wasser aus einer Flasche in ein Plastikschälchen. Zwischen Schränken voller Ordner und elektronischer Geräte tunkt sie dann einen Pinsel ins Wasser ein, wischt damit durch ein kleines Gefäß mit roter Schminke und malt sich zwei rote Bäckchen ins Gesicht. Es folgt schillernder Lidschatten um die Augen, abschließend setzt sich Ranftl noch eine rote Clownsnase auf ihre eigene. Fertig ist ihr Kostüm.

Kaum fünf Minuten dauert die Verwandlung, dann ist aus der Fürstenfeldbruckerin Ranftl ihr Alter Ego "Mathilda in Klammer Pfiffikuss" geworden. Seit mittlerweile fünf Jahren ist sie bereits so unterwegs und zaubert als Klinikclown ein Lächeln in die Gesichter jüngerer und auch älterer Patienten. Denn die Klinikclowns Bayern, die in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiern, sind nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch in anderen Einrichtungen unterwegs. Ranftl ist neben dem Deutschen Herzzentrum auch in Seniorenheimen in Garching und Waldperlach sowie auf der Versorgungseinheit für integrierte Traumatologie im Alter in Augsburg im Einsatz. Doch so unterschiedlich die Patienten auch sind, ist das Ziel der Klinikclowns bei allen gleich: ein Lachen schenken.

Die Clowns sind nicht nur Spaßmacher, sondern auch Vertraute und Tröster

Ranftl, die eigentlich gelernte Kinderpflegerin ist, entdeckte den Nutzen der Maskerade in ihrem damaligen Beruf: Weil viele Kinder Probleme bei der Eingewöhnung im Kindergarten hatten, setzte sie sich spontan eine Clownsnase auf. Das half den Kindern, weniger Angst zu haben und sich leichter in die fremde Welt des Kindergartens zu begeben. Also entschloss sich die Fürstenfeldbruckerin, eine Ausbildung zum Clown zu machen. An der Schule in Freising lernte sie dann nicht nur Atemübungen und Bühnenpräsenz, sonder unter anderem auch die Kunst des Stolperns. Wegen ihrer Schwangerschaft trat sie bei der Abschlussvorstellung als kugelrunder Clown auf. Nach ihrer Ausbildung führte ihr Weg sie zum Casting der Klinikclowns Bayern, für die sie seither tätig ist. Der Verein wird durch Spenden finanziert und setzt bei der Auswahl seiner Spaßmacher auf professionelle Künstler aus dem Schauspiel, der Pantomime und ausgebildete Clowns.

Und so kommt es, dass Michaela Ranftl nun jeden Donnerstag das Herzzentrum besucht, um die Patienten aufzumuntern. Immer zu zweit ziehen sie dabei durch die Zimmer, an diesem Nachmittag wird sie vom Clown Beppo, im bürgerlichen Leben Stefan Drücke, begleitet. "In Seniorenheimen hat man eher Themen und Geschichten, die man erzählt", erklärt Ranftl. Auf der Kinderstation im Herzzentrum liegen oft vor allem noch sehr junge Patienten, da heiße es dann eher ein Gefühl für die Situation zu entwickeln und ohne viele Worte und Programm einfach für die Kinder da zu sein.

Oft reicht es schon, wenn die beiden Clowns in ihren farbenfrohen Kostümen den Raum betreten. Dann werden die Augen der Kinder groß, und sie blicken gebannt auf das Geschehen. Auf dem Flur kommen die beiden an einem Kind im Kinderwagen vorbei, das nicht einschlafen will. Mit Seifenblasen und Luftballons in Herzform besänftigen Mathilda und Beppo den kleinen Patienten. Einem anderen singen sie ein kurzes Ständchen. Einem Jungen, dessen Zimmer sie aus Hygienegründen nicht betreten dürfen und der sehnsüchtig auf das Geschehen im Gang blickt, werfen sie einen Luftballon zu und spielen ihn hin und her. Nicht nur er, sondern auch seine Mutter beginnen zu grinsen. Auch die Familienmitglieder freuen sich, wenn die Klinikclowns vorbei kommen und ein wenig Abwechslung in den Klinikalltag bringen.

Die Clowns sind nicht nur Spaßmacher, sie sind auch Vertraute und Tröster, wenn sie gebraucht werden. "Im Krankenhaus ist es nicht immer düster, es gibt immer auch ein Verlangen nach Humor", findet Ranftl. Am Anfang hätte sie ein wenig Angst gehabt, beispielsweise auf Kinderonkologien zu arbeiten. "Aber ich habe gemerkt, dass ich, wenn ich dort bin, die Krankheit gar nicht mehr sehe und einfach nur im Moment bin." Und Erinnerungen wie ein Einsatz, als auf einer Station spontan alle Patienten miteinander gesungen und sich umarmt hätten, entschädigen für Tage, an denen sie abends erst einmal alles von sich abduschen müsse.

Ranftl und ihre knapp 60 Kollegen führten in den vergangenen Jahren etwa 30 000 Visiten durch. Ein Standort fehlt aber noch auf der Liste der Klinikclowns: In Fürstenfeldbruck bespielen sie bisher keine Einrichtung. Wenn es nach Ranftl geht, dürfte sich das in Zukunft gerne ändern.

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