Müllgebühren:Zehn Prozent runter ab 2014

Landrat Karmasin kündigt innerhalb von zwölf Jahren die vierte Reduzierung an. Hohe Erlöse aus dem Verkauf von Wertstoffen machen es möglich

Erich C. Setzwein

Müll

30 000 Tonnen Restmüll aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck werden in der eigenen Verbrennungsanlage in Olching-Geiselbullach "thermisch verwertet", wie die Abfallexperten sagen.

(Foto: Günther Reger)

Alles wird stetig teurer, nur die Müllgebühren im Landkreis sinken und sinken. Zum vierten Mal seit 2002 möchte der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) die Müllgebühren zum 1. Januar 2014 um zehn Prozent senken, vorausgesetzt der Kreistag stimmt der neuen Kalkulation zu. Sinkende Ausgaben bei der Verbrennung und höhere Einnahmen beim Verkauf von Wertstoffen machen es möglich, dass die 94 000 Haushalte und 5500 Gewerbebetriebe im Landkreis weniger zahlen müssen. Die neuen Gebühren sollen bis 2017 gelten, kündigten Landrat Thomas Karmasin und AWB-Geschäftsführer Herbert Britzelmair am Donnerstag zunächst vor der Presse und später im zuständigen Werkausschuss des Kreistages an.

Es wäre das erste Mal beim AWB, dass die Gebühren während ihrer Laufzeit geändert werden. "Wir werden das jetzt abbrechen und einen neuen Zeitraum beginnen", sagte Karmasin bei der Pressekonferenz im Landratsamt. Dass er mit der "guten Nachricht für die Gebührenzahler" so früh kommt - der Kreistag soll erst in rund drei Monaten entscheiden - hängt nach Karmasins Worten mit dem Wahlkampf zusammen. Karmasin sagte, er wolle "ganz seriös" sein und den Eindruck vermeiden, dass der Wahlkampf und die Gebührensenkung in einem Zusammenhang gesehen werden. Insgesamt, so rechnete der Landrat vor, seien die Abfallgebühren mittlerweile um 23 Prozent niedriger als 2002. Eine dreiköpfige Familie, so Karmasin, die eine 60-Liter-Tonne habe und selbst kompostiere, zahle von 2014 an nur noch 101 Euro im Jahr, also rund 8,50 Euro monatlich - "guter Service inklusive".

In Britzelmairs Kalkulation sind als neue Haushaltsgrundgebühr 46 Euro vorgesehen, fünf Euro weniger als derzeit und damit 15 Euro weniger als 2002. Auch die Gewerbebetriebe profitieren von der Reduzierung. Waren es 2002 noch 90 Euro Grundgebühr, so sind von 2014 an nur noch 65 Euro fällig. Die 40-Liter-Tonne als kleinstes Entsorgungsgefäß kostet nur noch 45 Euro im Jahr, die 60-Liter-Tonne 68. Ein 1,1 Kubikmeter fassender Container liegt bei 1243 Euro. Eingeschlossen in diese Gebühren sind die Kosten für die Bioabfallsammlung. Wer selbst einen Kompost angelegt hat, spart nochmals und zahlt für die 60-Liter -Tonne nur 55 Euro.

Dieser vom Landrat so gelobte Service kommt laut AWB-Chef Britzelmair auch dadurch zustande, dass die Bürger gelernt hätten, sauber zu trennen. Diese Vorsortierung zahle sich in barem Geld aus. So habe man in den Jahren 2011 und 2012 durch die gestiegenen Rohstoffpreise unerwartet mehr durch den Verkauf von Papier erlöst, auch die Verwertung von Metallen, Kleidern, Holz und Elektrogeräten habe mehr gebracht.

Auch vom Dualen System Deutschland (DSD), das den Grünen Punkt vermarktet, bekommt der AWB Geld. Da man beim AWB "clever verhandelt" habe, wie Karmasin sagte, steht eine Vertragsverlängerung mit dem DSD kurz vor dem Abschluss. Das wird "mehrere Millionen" in die Kasse spülen. Bemerkbar macht sich laut Britzelmair auch der gesunkene Preis für die Verbrennung von Müll in der Anlage der GfA in Geiselbullach. Rund 500 000 Euro jährlich kann sich der Abfallbetrieb sparen. Zusammengenommen machen die Erlöse aus den Verkäufen von Wertstoffen, DSD-Zahlungen und Einsparungen so viel aus, dass die prognostizierten Kosten für die nächsten vier Jahre zu 37 Prozent selbst getragen werden können. Das bedeutet, dass die Gebührenzahler voraussichtlich nur noch für 63 Prozent der anfallenden Kosten aufkommen müssten.

Ob sich diese niedrigen Gebühren über das Jahr 2017 hinaus halten lassen und ob dann noch so hohe Wertstoffpreise erzielt werden, kann Britzelmair noch nicht sagen. Vermutlich weiter niedrig bleiben dürfte der Preis in der Verbrennungsanlage Geiselbullach. Für das zusammen mit dem Landkreis Dachau betriebene Werk könnte sich in den nächsten Jahren eine breitere Basis ergeben, wenn die bislang nur auf Verwaltungsebene geführten Gespräche über eine finanzielle Beteiligung des Landkreises Starnberg auch politisch geführt und schließlich Entscheidungen getroffen werden. "Wir sind offen für eine solche Überlegung", sagte Karmasin, der damit auch für seinen Dachauer Amtskollegen Hansjörg Christmann sprach. Starnberg sei auf der Suche nach einem neuen Partner, wenn der Vertrag mit München über die Müllverbrennung auslaufe. Jetzt aber etwas übers Knie zu brechen, davon hält der Brucker Landrat gar nichts. "Das muss man langfristig anlegen, wir müssten uns gesellschaftsrechtlich verbinden." Der Einstieg eines weiteren Partners würde auch zu der Frage führen, "was passiert mit dem Biomüll?" - eine Frage, auf die Starnberg im Moment auch noch keine Antwort hat.

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