Moorenweis:Der enthauptete Kirchturm

Sankt Laurentius in Grunertshofen wird renoviert. Die abgenommene Kuppel steht nun hinterm Pfarrhaus

Von Manfred Amann

Der Blick über die Dächer des Moorenweiser Ortsteils Grunertshofen macht derzeit erst einmal stutzig. Ist die leichte Irritation abgeschüttelt, wird jedoch klar, dass der Turm der Dorfkirche keine Kuppel und keine Spitze mehr hat. Daher dominiert nun das Türmchen der Kapelle des ehemaligen Hofmarkschlosses den Luftraum. Das Kirchendach von Sankt Laurentius und der Turmaufbau müssen dringend repariert werden. "Das ist mehr als überfällig", erklärt Kirchenpfleger Werner Nau.

Vor einigen Tagen sei mit einem großen Kran der gesamte Kuppelbau vom gemauerten Turm abgehoben und hinter dem alten Pfarrhaus abgestellt worden. "Der Turm wurde quasi enthauptet", sagt Hubert Leib, dessen Moorenweiser Spenglerei-Betrieb die Kuppel vor Ort mit einer neuen Kupferhaut versehen wird.

Kaum zu glauben sei, dass der Kuppelaufbau mit dem vergoldeten Kreuz an der Spitze nicht mit dem Turm verankert gewesen sei. Man habe wohl dem Eigengewicht des Aufbaus damals vollends vertraut und diesen nicht im Turm befestigt, glaubt Leib, dessen Firma schon an die 30 Kuppeln in ganz Bayern renoviert hat. "Es ist immer wieder eine interessante und spannende Nischenarbeit", sagt Geschäftsführer Leib. Den Kuppelaufbau auf dem Boden zu haben, erleichtere die Arbeit, außerdem seien Teile des Gebälks morsch, sie könnten so leichter ersetzt werden.

MOORENWEIS: Kirchturmspitze der Katholische Pfarrkirche St. Lorenz

Spenglermeister Hubert Leib nennt es erstaunlich, dass die Kuppel mit dem Mauerwerk des Turms nicht verbunden war. So konnte sie einfach abgehoben und auf den Boden gesetzt werden. Das erleichtert es nun, eine neue Kupferhaut aufzubauen.

(Foto: Leonhard Simon)

Diese wie alle Holzarbeiten im Glockenstuhl oder im Dachstuhl der Kirche sind der Firma Holzbau Schlemmer in Jesenwang übertragen worden, der auch die Bauleitung obliegt. "Schön wäre es, wenn wir eine Zeitkapsel mit wichtigen zeitgeschichtlichen Hinweisen zur Bauzeit der Kuppel vor gut 50 Jahren fänden", hofft Spenglermeister Leib. Auf jeden Fall soll die Kuppel nach ihrer Sanierung mit einer solchen Urne bestückt werden, bevor sie der Kran wieder auf den Turm setzt.

Wie Werner Nau erzählt, seien schon seit Längerem außen und am Turm des denkmalgeschützten Gotteshauses Schäden aufgetreten. Vor allem müssten im Dachstuhl, in der Kuppel und im Glockenstuhl Balken erneuert werden, die durch Wasser-Einsickerungen morsch geworden seien. Zuletzt habe sich der Zustand so verschlechtert, dass vor gut einem Jahr eine Sperrung des Gotteshauses unumgänglich geworden sei. Schon bald, nachdem er vor etwa sieben Jahren das Ehrenamt übernommen habe, sei der Antrag beim zuständigen Ordinariat in München gestellt worden, aber lange sei nichts passiert, erzählt Kirchenpfleger Nau. Es sei erst Bewegung in die Angelegenheit gekommen, als vor gut einem Jahr die Kirche habe geschlossen werden müssen, weil Mörtelbrocken und sogar Stuckteile der Raumschale abgebröckelt seien.

MOORENWEIS: Kirchturmspitze der Katholische Pfarrkirche St. Lorenz

Das Gebälk der Kuppel und des Dachstuhls ist teilweise morsch, es muss dringend ersetzt werden.

(Foto: Leonhard Simon)

Fachleute des Ordinariats hätten die drohende Gefahr durch herabfallende Teile bestätigt. Als Ursache für das Abbröckeln wurde erkannt, dass die Dachstuhlkonstruktion bereits seit einiger Zeit nachgibt, auf die Gewölbedecke drückt und so Verformungen an der Raumschale auslöst. Das einsickernde Wasser habe seinen Teil dazu beigetragen, sagt Nau. Als die Genehmigung zu einer umfassenden Sanierung, deren Kosten laut dem Ordinariat über einer Million liegen wird, endlich erteilt worden war, sei im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt erst noch nach Fledermäusen gesucht worden, bedauert Nau. Schließlich habe man nach langer Suche endlich eine Fledermaus gefunden und diese in eine Auffangstation gebracht. "Wir haben dadurch etwa ein halbes Jahr verloren und können unser ursprüngliches Ziel, zu Weihnachten in unserer Kirche wieder Gottesdienst feiern zu können, nicht halten, es wird wohl Frühjahr werden", glaubt der Kirchenpfleger. Eine gewisse Verärgerung ist dabei nicht zu überhören.

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