Modelleisenbahn:Eli und die Eisenbahn

Modellbahn

Ein generationsübergreifendes Hobby: Zu den Vorführungen des Fürstenfeldbrucker Modelleisenbahnclubs finden sich viele Familien ein. Zwei Stunden lang sind die Miniaturzüge auf den Anlagen in den beiden ausrangierten Bahnwaggons unterwegs.

(Foto: Günther Reger)

Zum ersten von drei Vorführsonntagen im Advent kommen viele Besucher ins Fürstenfeldbrucker Feldbahnmuseum. Sie beweisen, dass das Interesse an den Miniaturzügen ungebrochen ist

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Eli wollte erst gar nicht. Irgendwie konnte ihm die Oma den Kurzausflug an den Brucker Bahnhof dann doch schmackhaft machen. Und siehe da, "jetzt gefällt's ihm", sagt Doris Gosmann. Sie ist mit ihrem siebenjährigen Enkel zu den Modelleisenbahnvorführungen ins Feldbahnmuseum gekommen. Die beiden schauen sich gerade die Großanlage an, die der Modelleisenbahnclub (MEC) Fürstenfeldbruck in einem ausrangierten Bahnwaggon auf insgesamt 40 Quadratmetern aufgebaut hat und in Schuss hält. Das wollen an diesem ersten Adventssonntagvormittag - an den beiden folgenden gibt es die Vorführungen erneut - so viele Menschen sehen, "dass es hier zugeht wie in einer Sardinenbüchse", sagt Pressesprecher Heinz Dietmar Ebert.

Das freilich ist dem Verein gerade recht, denn "man muss auf sich aufmerksam machen", weiß Ebert, der den Verein 28 Jahre lang geleitet hat. Zu den Vorführungen an den Adventssonntagen und im Sommer im Außenbereich des Feldbahnmuseums kommen regelmäßig vor allem Familien mit Kindern. Eisenbahn war immer schon generationsübergreifendes Thema, und es gibt wohl kaum einen Buben, der nicht in ganz jungen Jahren Lokführer werden wollte. Das erste Vorführwochenende in Fürstenfeldbruck fällt in diesem Jahr auf den "Tag der Modelleisenbahn", den der Deutsche Verband der Spielwarenindustrie (DVSI) ausgerufen hat. "Die Modelleisenbahn ist so lebendig wie eh und je und hat immer noch ihren festen Platz im Kinderzimmer", behauptet DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil. Auch Senioren hätten die Modelleisenbahn als Hobby wiederentdeckt. Heinz Dietmar Ebert bestätigt das, zuletzt habe man einen 67-Jährigen und einen Zwölfjährigen neu aufgenommen.

Der Faszination, die von Miniaturzügen ausgeht, die gemächlich durch gestaltete Miniaturlandschaften fahren, kann sich kaum jemand entziehen. In dem engen Gang inmitten der Brucker Modelleisenbahnanlage ist jetzt kaum noch Platz. Seit dem Jahr 1980 basteln die Mitglieder an der Anlage im Maßstab 1:87, die ja nie wirklich fertig ist, die instandgehalten werden muss und immer wieder mit liebevoll gestalteten Details ergänzt wird. So hatte im Frühjahr ein Nebengleis erstmals eine Oberleitung erhalten. Eine zweite, kleinere Anlage, die in einem weiteren Waggon steht und um die sich seit 23 Jahren die Nachwuchsgruppe kümmert, wurde zuletzt um eine Raffinerie erweitert.

David Hawpe gehört zum Modelleisenbahn-Nachwuchs. Der 22-Jährige hat, genau wie der 19-jährige Benedikt Schneider, ein Namenskärtchen angeheftet, die Besucher können Fragen stellen. Im Alter von etwa drei Jahren sei er erstmals mit einer Modelleisenbahn in Kontakt gekommen, "ein Schlüsselmoment", erinnert sich Hawpe. Er sei "ein Fan von alten Sachen", zu Hause habe er eine eigene Anlage. Als gelernter Nutzfahrzeugmechatroniker kümmert er sich um die Wartung der Motoren der großen Loks auf dem Freigelände. "Hier im Klub habe ich meine handwerklichen Fähigkeiten gelernt", sagt Hawpe, "und jetzt kann ich was zurückgeben." Auch Benedikt Schneider verbindet das Berufliche mit dem Vereinsleben, er macht eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker. Das Gestalten rund um die Modelleisenbahn mache ihm Spaß, zum Beispiel wenn es darum geht, kleine Details einzubauen. Und es gibt ja immer was zu reparieren, auch weil es im Sommer heiß wird in den Waggons und im Winter bitterkalt. Dann kommt es zu Schienenbrüchen. An diesem Besuchstag freilich ist es angenehm warm, der Ofen bollert. "Wir würden schon gerne mehr Leute begeistern", sagt David Hawpe noch. Dass junge Leute heutzutage lieber am Computer spielten, sei aber "gar nicht das Problem" sagt er. Es fehle oft einfach der Platz, wo man dem Modelleisenbahn-Hobby nachgehen kann. Und: Oftmals wüssten die Leute gar nicht von der Existenz des Modelleisenbahnclubs.

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