Mobilität:Teures Schwarzparken am Brucker Bahnhof

Wer in Fürstenfeldbruck auf dem Deck der Stadt sein Auto abstellt und kein MVV-Ticket hat, muss mit einer Strafe von bis zu 60 Euro rechnen. Das bekommen vor allem immer wieder Besucher der Arbeitsagentur zu spüren

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Mobilität: Auf den Parkplätzen am Bahnhof gelten unterschiedliche Regeln.

Auf den Parkplätzen am Bahnhof gelten unterschiedliche Regeln.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Einige Autofahrer in Bruck sind sauer, weil sie beim Parkdeck an der Oskar-von-Miller-Straße ein Knöllchen über 35 Euro bezahlen mussten, obwohl sie einen Parkschein gelöst hatten. Sie klagen über Abzocke, aber der Vorgang ist ganz legal, weil es sich um einen Park- nd-Ride-Platz handelt, der für Bahnfahrer reserviert ist. Etwa 100 Meter weiter liegt ein konventioneller Parkplatz für alle, der auch noch billiger ist.

Grundsätzlich gilt für Park-and-Ride-Anlagen, dass die Benutzer eine gültige MVV-Fahrkarte vorweisen können müssen. So steht es in der einschlägigen Satzung, bloß wurde die Einhaltung lange Zeit kaum kontrolliert. Vor zwei Jahren legte der Stadtrat nach und beschloss, eine Gebühr für das Parken zu erheben, zwei Euro für das Tagesticket und zehn Euro für eine Monatskarte. Seitdem wird die Anlage auch regelmäßig kontrolliert.

Mobilität: Im vergangenen Jahren wurden von Kontrolleuren 130 Autofahrer ohne MVV-Karte ertappt.

Im vergangenen Jahren wurden von Kontrolleuren 130 Autofahrer ohne MVV-Karte ertappt.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Wer kein MVV-Ticket vorzeigen kann, muss 35 Euro bezahlen, wer obendrein keinen Parkschein hat muss mindestens eine Strafe von zehn Euro begleichen, maximal sind es 25 Euro, wenn die Kontrolleure nachweisen können, das jemand seinen Wagen einen ganzen Tag dort abgestellt hatte, ohne zu bezahlen. "Das macht im schlimmsten Fall 60 Euro", rechnet Birgit Throm, die Leiterin der Straßenverkehrsabteilung im Rathaus, vor. Mit der Erhebung von Gebühren wollte die Stadt zumindest einen Teil der Unterhaltskosten wieder einbringen, was demnach gelingt, vor allem aber wollte sie Bahnpendler dazu animieren, das Auto zuhause zu lassen und mit dem Bus zum Bahnhof zu fahren, was im Sinn des Klimaschutzes ist. Die Park-and-Ride-Regelung wiederum soll dafür sorgen, dass niemand seinen Wagen abstellt, der nicht mit dem Zug fährt, etwa Besucher der Arbeitsagentur, die auch schon erwischt wurden und sich beklagten.

Im vergangenen Jahr hat die Stadt aus dem Verkauf von Tickets für das Parkdeck rund 55 000 Euro eingenommen. Das deckt die Kosten für Reparaturen und Unterhalt oder den Winterdienst bei weitem nicht, wie aus dem Rathaus zu erfahren war. 2018 wurden etwa 130 Autofahrer ertappt, die keine MVV-Karten vorzeigen konnten. Das macht weitere Einnahmen in Höhe von insgesamt etwa 1550 Euro. Allein in diesem Frühjahr wurden bereits wieder 66 Menschen erwischt. Die Zahlen verweisen darauf, dass diese Steuerung nur bedingt funktioniert, denn es wird ja nicht ständig kontrolliert, so dass die Dunkelziffer höher liegt. Wie viele Autofahrer keinen Parkschein für die Decks gelöst haben und dafür ein Knöllchen bekommen haben, lässt sich nicht sagen, weil darüber keine eigene Statistik im Rathaus geführt wird.

Mobilität: Der private Betreiber wirbt mit einem Preisvorteil gegenüber der städtischen Park-and-Ride-Anlage.

Der private Betreiber wirbt mit einem Preisvorteil gegenüber der städtischen Park-and-Ride-Anlage.

(Foto: Carmen Voxbrunner)

Seit 2013 ist außerdem der große Parkplatz knapp 100 Meter weiter im Osten direkt unterhalb des Bahnhofs gebührenpflichtig. Allerdings ist diese Fläche nicht mehr als Park-and-Ride-Fläche ausgewiesen. Sie wird von einem privaten Unternehmen mit Sitz in Berlin im Auftrag der Bahn AG bewirtschaftet. Die Betreiber werben damit, dass bei ihnen das Tagesticket billiger ist, als auf dem städtischen Park-and-Ride-Platz. "Tag 1,50 Euro stadt 2 Euro", lautet der Werbespruch. Dieser Parkplatz war seinerzeit der erste an einem S-Bahnhof im Landkreis, für den Autofahrer zahlen mussten. Die Fläche hatte bis dahin von der Stadt verwaltet, die damals fürchtete, alle würden un ihr Parkdeck ansteuern. Als großes Problem galt damals, dass die Schüler vom Gymnasium, von FOS und BOS am Tulpenfeld ihre Wagen abstellten, so dass Pendler nach Schulbeginn um 8 Uhr häufig keinen Platz mehr fanden.

Die Gegner der Parkgebühren warnten damals vor einem Verdrängungseffekt. Die jungen Leute würden ihre Autos in den Nebenstraßen der Wohngebiet abstellen. Ob dieser Effekt aufgetreten ist, wusste man im Rathaus nicht zu sagen. Allerdings gebe es aus den umliegenden Straßen immer wieder Beschwerden. Auf jeden Fall wird dieser Parkplatz inzwischen deutlich weniger frequentiert als früher.

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