Mobilität:Klare Regeln für Elektroroller

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Anbieter von E-Scootern wie die Firma Bird machen den Leihrädern der MVG neuerdings auch in Unterschleißheim Konkurrenz. (Foto: privat/Bird)

Parkverbote sollen verhindern, dass E-Scooter irgendwo abgestellt oder in die Amper geworfen werden. Wer zuwiderhandelt, zahlt eine höhere Miete. Nach drei Monaten können die Kommunen das Konzept nachbessern

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Elektroroller zum Ausleihen werden von Donnerstag an auch in Germering, Olching und Puchheim zur Verfügung stehen. Während manche Kommunen auf einen Beitrag zu einer umweltfreundlicheren Mobilität hoffen, sind Polizei und Verkehrsbehörden kritischer. Die Stadt Germering teilte mit, man habe "durchaus Bedenken gegenüber dem Einsatz". Befürchtet wird, dass E-Scooter irgendwo abgestellt werden und den Verkehr behindern oder in der Amper landen. Die Kommunen und das Landratsamt haben sich deshalb mit dem Anbieter, der Firma Bird GmbH, darauf geeinigt, spezielle Parkzonen auszuweisen. Seit eineinhalb Wochen sind in Fürstenfeldbruck bereits 40 E-Roller im Einsatz. Der Zeitraum ist noch zu kurz, um die Effekte zu bewerten. Die Polizei hat jedoch schon einige Fahrer aufgegriffen, die betrunken mit den Rollern unterwegs waren, die es immerhin auf eine Geschwindigkeit von bis zu 20 Stundenkilometer bringen.

Die vier Kommunen haben sich unter Federführung der ÖPNV-Stelle im Landratsamt mit der Firma auf ein Konzept geeinigt, das Parkverbotszonen vorsieht. Aufgrund des Verhaltens der Nutzer sollen dann in drei Monaten spezielle Parkzonen ausgewiesen und schließlich Verleih und Rückgabe in die geplanten Mobilitätsstationen integriert werden. Mit Verbotszonen entlang der Amper soll verhindert werden, dass Elektroroller in den Fluss geworfen werden wie an der Isar.

In Bruck wurde bereits eine Fläche beim Veranstaltungsforum als Parkzone ausgewiesen, alles drum herum sowie insbesondere die Amperauen sei Verbotszone, berichtet Martin Imkeller von der ÖPNV-Stelle. Außerdem seien Teile der Hauptstraße und des Viehmarktplatzes gesperrt. In Germering dürften die Roller nicht an den Friedhöfen, in Olching in den Amperauen und in Puchheim am Golfplatz abgestellt werden. In drei Monaten werde man auswerten, wie die Mieter sich verhalten und weitere Zonen ausweisen, in denen Parken erlaubt oder verboten ist.

Dafür sei aber kein weiterer Schilderwald notwendig, betont Imkeller. Die Kunden werden über die App des Anbieters auf die Zonen hingewiesen. Wer seinen E-Scooter an einer Stelle abstellt, wo dies nicht erlaubt ist, bei dem läuft die Miete weiter. Die Sanktion besteht also in erhöhten Preisen. Zwar ließe sich ein E-Scooter auch so programmieren, dass er sofort stoppt, sobald ein Fahrer in verbotenes Gebiet eindringt, aber das wäre wegen der Sturzgefahr mit der Verkehrssicherheit unvereinbar, berichtet Imkeller.

Der ÖPNV-Experte lobt die Kooperationsbereitschaft der Firma Bird Gmbh aus Kalifornien, die in Nordamerika und Europa ein E-Scooter-Netz aufgebaut hat, denn das Unternehmen sei nicht verpflichtet, sich auf solche Regeln einzulassen. "Die Firma ist proaktiv auf uns zugekommen", sagt Imkeller. Die Leiterin der Polizeiinspektion Fürstenfeldbruck bezeichnete die Vereinbarung als Möglichkeit, das Verhalten "ein bisschen" zu steuern. Ob sich Gefährdungen des Verkehr damit verhindern lassen, bleibe abzuwarten, sagte Nina Vallentin.

Die Pressesprecherin der Stadt Fürstenfeldbruck teilte mit, die Kommune habe ein großes Interesse daran, die E-Scooter ähnlich wie Leihräder und Car-Sharing in ein "multimodales Verkehrssystem zu integrieren", um eine flexible, komfortable Mobilität für alle "möglichst emissionsfrei zu gestalten". Ihre Kollegin aus dem Rathaus in Puchheim sprach von einer Pilotphase von drei Monaten. Anschließend würden die Stadt und das Unternehmen die Erfahrungen gemeinsam auswerten und das Konzept unter Umständen anpassen.

Die E-Scooter sollen außerdem in das Netz aus Mobilitätsstationen integriert werden, die der Landkreis plant. Vorgesehen sind 68 Stationen an Bahnhöfen und Bushaltestellen, wo Fahrräder und teilweise auch Autos ausgeliehen werden können. Im Spätherbst 2022 soll laut Imkeller mit der Einrichtung der ersten Hälfte begonnen werden. Die zweiten 34 Stationen sollen 2023 ergänzt werden.

© SZ vom 23.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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