Mobilität der Zukunft:Mit dem Mietfahrrad aus der Staufalle

MVG-Mietfahrräder in München, 2015

In der Landeshauptstadt München bietet die MVG Mietfahrräder an, wie hier auf der Schwanthalerhöhe.

(Foto: Catherina Hess)

Grünen-Kreisrätin Ingrid Jaschke regt an, das Münchner Leihsystem auch im Landkreis einzuführen. In der Stadt Fürstenfeldbruck gibt es bereits ähnliche Pläne - mit kostenlosen Fundrädern

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Die stabilen blauen Mietfahrräder der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) gibt es bisher nur in der Landeshauptstadt. Im Landkreis München wird über deren Einführung diskutiert, um dort die Bürger fürs Umsteigen vom Auto aufs Fahrrad zu begeistern. Nun soll auch der Landkreis Fürstenfeldbruck nachziehen. Das wünscht sich zumindest Ingrid Jaschke, Kreisrätin der Grünen aus Olching, die deshalb bei Landrat Thomas Karmasin (CSU) beantragt hat zu prüfen, ob sich das System MVG-Rad auch für den Landkreis einführen lässt.

Die Olchingerin beruft sich bei dem Vorstoß ihrer Fraktion ausdrücklich auf das Klimaschutzkonzept für den Landkreis. Dieses enthält ein Bekenntnis zu einer nachhaltigen Mobilität, das die Förderung des Öffentlichen Personennahverkehrs sowie des Radverkehrs zum Ziel hat. Auch bei den aktuellen Diskussionen im Zusammenhang mit der Struktur- und Potenzialanalyse für den Landkreis waren sich die Experten einig, dass angesichts der täglichen Staus auf den Straßen eine weitere Entwicklung des Landkreises nur noch möglich ist, wenn mehr Menschen auf ihr Auto verzichten und auf Busse, S-Bahn und das Fahrrad umsteigen. Dazu ist es allerdings erforderlich, das Radfahren durch eine verbesserte Infrastruktur aufzuwerten und vor allem attraktiver zu machen. Sogar überdachte Radwege wie in Holland wurden bereits vorgeschlagen.

So weit geht Jaschke nicht. Sie schlägt lediglich vor, Leihräder an den Verknüpfungspunkten von S-Bahn und Bussen bereitzustellen. Das würde es einerseits erleichtern, diese Verkehrsmittel zu erreichen und diese damit attraktiver zu machen. Andererseits ließen sich so Lücken im Tangentialverkehr zwischen den drei S-Bahnlinien schließen. Die Grüne plädiert dafür, Mieträder im Landkreis möglichst flächendeckend einzuführen. Die Kooperation mit der MVG wird damit begründet, dass den Nutzern an der Grenze zur Stadt München ähnlich wie bei den Linien des MVV ein Systemwechsel nicht zu vermitteln wäre.

Die Kosten für eine MVG-Radstation liegen zwischen 20 000 Euro (Station für acht Räder plus fünf Fahrräder) und 30 000 Euro (Fünfzehner-Station plus zehn Räder). Die Kosten für die Nutzer betragen acht Cent pro Minute, für Inhaber eines Isar-Card-Abos und Studenten sind es fünf Cent. Die Jahreskarte gibt es für 48 Euro, hier werden 30 Freiminuten pro Tag mit dem MVG Rad geboten.

Billiger, nämlich kostenlos, ist das Leihradsystem, das die Fürstenfeldbrucker Stadtverwaltung zurzeit prüft. Die Kreisstadt ist die einzige Kommune im Landkreis, in der Kommunalpolitiker bereits die Einführung eines flexiblen, kostenlosen Verleihsystems mit Fundrädern beschlossen haben. Geplant ist, an zehn über das Stadtgebiet verteilten Stationen etwa 50 nicht abgesperrte, nummerierte und farblich gekennzeichnete Fahrräder zur Verfügung zu stellen. Diese sollen täglich 24 Stunden genutzt und an einer beliebigen Stationen zurückgegeben werden. Für die Wartung und Kontrolle, die Räder müssen verkehrstauglich sein, werden noch Partner gesucht.

Dritte Bürgermeisterin Karin Geißler (Grüne) hält eine Einführung in diesem Jahr für möglich. Laut einem Beschluss des Umwelt- und Verkehrsausschusses behält es sich die Stadt noch eine Alternativlösung vor. Sollten nämlich zu viele der Fundräder beschädigt oder gestohlen werden, dann wird ein automatisiertes System nach dem Vorbild von Call-a-Bike oder Nextbike in Erwägung gezogen.

Erst im März hatte der Umwelt- und Planungsausschuss des Kreistags beschlossen, eine neues Konzept für Fahrradrouten zu erarbeiten. Die Zielvorgabe lautet, mehr Wege für Alltagsradler anzubieten. Deshalb hat das schnelle Vorankommen Vorrang vor der Schönheit der Streckenführung. Das deckt sich mit Vorgaben des Klimaschutzkonzepts, mehr attraktive Alternativen zum Auto zu schaffen. Da beim Radwegebau inzwischen auch Themen wie Klimawandel und Mobilität berücksichtigt werden, gilt das bisherige Radrouten-Konzept aus den Neunzigerjahren als überholt. Hier lag der Schwerpunkt auf Freizeitstrecken für Erholungssuchende.

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